Ich schreibe bereits am zweiten Kinderbuch und möchte nicht nur dafür, sondern auch für die vielen weiteren Ideen mehr Zeit haben. Ich arbeite gerade an einem Brettspiel für die ganze Familie, schon bald erscheint ein Experimentierkasten für Kinder. Hinzu kommt mein Onlinemagazin zum Thema Homefarming, mein Podcast. Ich habe viele Ideen und ab jetzt mehr Zeit, sie umzusetzen. Das fühlt sich richtig an.
Gibt es Kinderfragen, die es direkt ins Buch „Judiths kleine Farm" geschafft haben?Zuvor habe ich zwei Bücher über Gärtnern und Homefarming für Erwachsene geschrieben. Durch das Feedback von Freunden, aber auch durch Zuschriften aus meiner Social-Media-Community wurde mir klar, dass ich mit meinen Büchern auch kleine Leser und Leserinnen begeistern konnte. Ich bekam Fotos von Kindern, die in den Kapiteln über Hühner blätterten, und Briefe von Kindern, die nach meinen Tieren fragten und schrieben, dass sie jetzt auch Salat anbauen möchten. Kinder sind sehr neugierig und offen, wenn es um Natur, Gemüseanbau oder das Leben der Tiere im Garten geht. Das hat mich schließlich dazu bewogen, ein erzählendes Sachbuch für Kinder zu schreiben.
Ihr Kater Jack ist nicht nur Hauptfigur des Buches, sondern neben den Hühnern auch heimlicher Star Ihrer Social-Media-Präsenz. Gibt es Günter auch wirklich?Oh ja. Kinder stehen am Hochbeet und wollen wissen, warum die Möhre unten in der Erde wächst und nicht oben wie der Salat. Erwachsene interessieren sich eher für die richtige Pflanzzeit oder den richtigen Dünger. Die Warum-Fragen der Kinder sind oft viel spannender und bringen mich selbst immer wieder zum Nachdenken. Wir Erwachsenen hinterfragen den Alltag viel weniger und wollen vermeintlichen Selbstverständlichkeiten seltener auf den Grund gehen. Kinder essen nicht nur gerne leckere Karotten, sondern fragen sich auch, wie sie wachsen. Aus dieser Neugier entstehen sehr schöne Gespräche und, wie in meinem Fall, die Inspiration für ein Kinderbuch.
Gab es für Sie beim Schreiben und Recherchieren besondere Aha-Momente?Eine stammt von meinem vierjährigen Nachbarsjungen. Er interessierte sich plötzlich sehr für meine Maulwurfshügel und zerbrach sich den Kopf darüber, wie Maulwürfe unter der Erde leben können. Wie bekommen sie da unten Luft? Wie finden sie im Dunkeln ihren Weg? Was fressen sie eigentlich? Gemeinsam haben wir nach Antworten gesucht. Im Buch stellt sich der kleine Kater Jack die gleichen Fragen und trifft dabei auf den Maulwurf Günter.
Die schönsten, vielleicht eindrücklichsten Erfahrungen macht man aktiv im Garten. Lässt sich mit einem Buch eine ähnliche Begeisterung entfachen?Oh ja, uns verbindet eine große Hassliebe (lacht). Ich wollte ihn anfangs unbedingt loswerden - natürlich ohne Gift. Ich habe zum Beispiel piepsende Stäbe in den Boden gesteckt, um ihn damit zu vertreiben. Angeblich eine verlässliche Maulwurfabwehr. Ihn hat es aber gar nicht gestört, nur ich konnte nicht mehr schlafen. Irgendwann habe ich ihn dann einfach akzeptiert und sehe ihn seitdem als nützlichen Helfer. Schließlich buddelt er mir die beste, wurzelfreie Blumenerde nach oben und erspart mir den Weg zum Gartenmarkt. Heute schaue ich mit großer Liebe auf seine Erdhaufen, auch wenn Günter wirklich sehr aktiv ist und meinen Garten ziemlich verwüstet. Manchmal habe ich ein bisschen Angst, dass mein Haus samt Garten irgendwann um zwei, drei Meter absackt. Trotzdem steht Günter unter strengem Schutz und gehört zur Familie - deshalb hat er auch einen Platz im Buch verdient. Außerdem kann ich so den Kindern zeigen, wie nützlich Maulwürfe sind und dass man sie auf keinen Fall vergiften oder verletzen darf, nur weil uns Erwachsene ihre Hügel auf dem Rasen vielleicht „stören". Zum Glück kommen die Kinder nicht auf solche Ideen.
Wer beim Lesen Lust bekommt, kann gleich kleinere Pflanzprojekte ausprobieren. Funktionieren die auch ohne Garten?Ja, die bereits erwähnte Karottenfrage hat mich definitiv beschäftigt. Ich habe mich nie gefragt, warum manche Gemüsesorten nach oben wachsen und andere nach unten. Klar, der Boden ist feucht und nährstoffreich, und Karotten müssen Wasser aufsaugen können, damit sie nicht zu schrumpeligen Gummimöhren werden. Deshalb sollte man sie auch zum Einlagern über den Winter in feuchten Sand legen. Auch die Frage, wie die Fortpflanzung bei den Tieren im Garten funktioniert, hat mich immer wieder überrascht - weniger bei den Hühnern als bei Asseln, Spinnen, Schnecken oder Regenwürmern.
Erwachsene klagen oft über einen fehlenden grünen Daumen. Haben Kinder ähnliche Berührungsängste?Mein Buch soll neugierig machen auf eigene Erlebnisse im Garten und natürlich Wissen über Tiere und Pflanzen vermitteln. Es ist aber auch kein reines Sachbuch, bei dem sich Lehrseite an Lehrseite reiht, sondern es erzählt eine spannende Geschichte. Die Hauptrolle spielt der schon erwähnte kleine Kater Jack. Er entdeckt die Welt auf der kleinen Farm genauso neugierig wie Kinder und hat ganz ähnliche Fragen: Er wundert sich, welche Pflanzen in den Beeten wachsen oder wie die Küken es rausschaffen aus dem Ei. Natürlich stellt er nicht nur Fragen, sondern erlebt auch viele Abenteuer und findet neue Freunde. Vieles von dem Wissen, das ich in dem Buch vermitteln möchte, erzählt sich so ganz nebenbei - die klassischen Lernseiten sollen darüber hinaus zum Nachmachen motivieren. So gibt es auch ganz konkrete Anleitungen für die Kinder, wie sie selbst Kresse und Pflücksalat anbauen können.
Gibt es diese kindliche Neugier auch beim Probieren von Gemüse? Bei vielen Familien ist das ja ein leidiges Thema.Klar, schließlich hat nicht jedes Kind einen Garten hinterm Haus. Deshalb wollte ich Pflanzideen in mein Buch aufnehmen, die auch auf der Fensterbank gelingen und gleichzeitig Lust auf mehr machen. Ein Beispiel ist die Kresse. Sie lässt sich sehr schnell und ohne großen Aufwand ziehen. Schon nach ein bis zwei Wochen kann man sich seine eigene Kresse aufs Brot legen. Solche schnellen Erfolge erleichtern den Einstieg. Auch Pflücksalat oder Radieschen lassen sich gut anbauen, sogar im Topf auf dem Balkon oder der Fensterbank. Nach einigen Wochen kann geerntet werden. Selbst Kartoffeln oder Tomaten lassen sich mit etwas Geschick und Geduld in der Wohnung ziehen.
In Ihrem Kinderbuch geht es aber nicht nur um Obst und Gemüse, sondern auch um die Tiere auf der Farm. Warum waren Ihnen beide Aspekte wichtig?Wenn ich bei der Gartenarbeit spontan Besuch von Freunden bekomme, fragen mich die Erwachsenen nie, ob sie mitgraben oder harken dürfen. Kinder dagegen wollen am liebsten mitmachen. Diese Neugierde und Lust am Ausprobieren scheint uns mit zunehmendem Alter verloren zu gehen. Das ist schade. Gleichzeitig ist diese Neugier der Kinder ein großer Segen, wenn es darum geht, das Gärtnern selbst auszuprobieren, und sie zu immer neuen Projekten zu motivieren. Umso mehr würde ich mich freuen, wenn mein Buch auch die eine oder andere Anregung für eigene Pflanzideen liefert - egal ob für Kinder oder Eltern.
Was lernen Kinder denn durch die Beschäftigung mit Tieren oder auch Gemüse?Im Alltag mache ich ganz andere Erfahrungen. In meinem Garten pflanze ich viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten an - auch seltene Sorten, die wir aus dem Supermarkt nicht kennen. Die Kinder wollen den blauen Kohlrabi, den violetten Blumenkohl, die Minigurken oder die bunten Kartoffeln am liebsten sofort probieren. Auch die ganzen Beerensträucher sind sehr beliebt - ich habe zum Beispiel gelbe Himbeeren. Die Erwachsenen schauen lieber, die Kinder plündern schon mal eine ganze Stachelbeerenernte. Diese Neugier finde ich sehr schön. Vielleicht sind Kinder auch einfach offener für neue Geschmackserlebnisse, wenn sie selbst aktiv werden können und bei der Ernte oder beim Anbau mithelfen.
Ein Garten ist ein eigenes kleines Ökosystem, in dem Tiere und Pflanzen direkt miteinander verbunden sind. Zum Beispiel ist der Mist meiner Pferde ein super Dünger für meine Karotten. Die Karotten werden dann wieder an die Pferde verfüttert. Diese Zusammenhänge möchte ich meinen Leserinnen und Lesern näherbringen, und natürlich erfahren sie auch etwas über das Leben der Tiere auf der kleinen Farm. Kater Jack beobachtet seine Mitbewohner auf dem Hof ganz genau, zum Beispiel, wie die Tiere nachts schlafen - das Pferd steht, die Hühner sitzen auf der Stange, die Eichhörnchen schlafen oben auf dem Baum, und Igeldame Elsa ist nachts wach und unterwegs. Oder wie die Tierbabys heranwachsen - im Ei oder im Bauch einer Stute. An anderer Stelle erzähle ich von unliebsamen Mitessern wie Schnecken, die mir und den Hühnern den Salat streitig machen wollen. Statt sie zu vergiften, bauen wir einfach einen Schutzzaun, der sie zwar ärgert, aber nicht tötet.
Sie lernen, wie viel Spaß gesunde Ernährung machen kann und dass jedes Lebewesen seinen Platz und seine Funktion hat - im Mikrokosmos Garten und überhaupt. Je besser wir die Natur verstehen, desto mehr schätzen wir sie und desto mehr setzen wir uns für ihren Schutz ein. Das gilt für Kinder genauso wie für uns Erwachsene. Ich hoffe, mein Buch kann einen kleinen Beitrag dazu leisten.