Birk Grüling

Wissenschaft für kleine und große Leser:innen, Buchholz

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Karlo Clever: Immer eine Laterne dabei

In der Tiefsee ist es eigentlich stockdunkel. Viele der Meeresbewohner dort unten haben aber ihr eigenes Licht. Das nutzen sie zum Jagen und um sich zu erkennen.

Die Sonnenstrahlen dringen nicht bis in die Tiefsee vor. Deshalb ist es dort unten stockdunkel und kalt. Trotzdem leben und jagen da viele Meeresbewohner. Sie sind perfekt an das Leben in der Tiefsee angepasst. Zum Beispiel leuchten die meisten von ihnen im Dunkeln. Biolumineszenz wird das in der Wissenschaft genannt.

Die Meeresbiologin Anchita Casaubon vom Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main erklärt, wie die Tiere das machen. „Das Licht entsteht durch chemische Reaktionen in ihrem eigenen Körper oder durch leuchtende Bakterien, die sie fressen." Meistens ist ihr Licht blau, denn das ist im Wasser am weitesten zu sehen.

Glühwürmchen und leuchtende Pilze

Nicht nur im Wasser, sondern auch an Land gibt es leuchtende Tiere. Die bekanntesten sind wahrscheinlich Leuchtkäfer, auch Glühwürmchen genannt. Der Name ist etwas irreführend. Denn die kleinen Käfer glühen nicht wie ein Feuer, sondern leuchten kalt. Ähnlich wie bei vielen Tiefsee-Tieren gibt es im Körper der Käfer bestimmte Stoffe, die leuchten können. Das Leuchten ist wichtig, damit sich Männchen und Weibchen finden können. Die Weibchen können nicht fliegen, klettern aber auf Pflanzen und leuchten dort. Die Käfermännchen fliegen umher und halten Ausschau. Entdecken sie ein Licht, landen sie sofort und paaren sich. Es gibt auch Glühkäferarten, bei denen sowohl die Männchen als auch die Weibchen leuchten können. Übrigens können sogar einige Pilze leuchten, zum Beispiel der Hallimasch. Er wächst auf totem Holz und enthält den gleichen Leuchtstoff wie Glühwürmchen. So kann er im Wald tote Baumstämme zum Leuchten bringen.

Verschiedene Tricks mit Licht

Das Leuchten in der Tiefsee hat unterschiedliche Gründe. Seeteufel zum Beispiel versuchen damit, Beute in die Falle zu locken. „Vor ihrem Maul mit den scharfen Zähnen baumelt eine Art leuchtende Laterne. Bakterien bringen sie zum Leuchten. Schwimmt ein kleiner Fisch auf das Licht zu, ist er schnell gefressen", sagt die Expertin.

Mit Licht in die Irre führen wollen auch Tiefseegarnelen. Auf der Flucht vor Fressfeinden versprühen sie eine leuchtende Flüssigkeit und tauchen dann schnell ab.

Ein weiterer wichtiger Grund für das Leuchten ist die Fortpflanzung. In den dunklen Weiten der Tiefsee ein passendes Männchen oder Weibchen zu finden, ist gar nicht so einfach. Tintenfische lassen deshalb ihren Körper leuchten, manchmal sogar in einer Art Rhythmus - so wie eine blinkende Lichterkette zu Weihnachten. Um diese Signale auch über große Entfernungen sehen zu können, haben die meisten Tintenfische sehr lichtempfindliche Augen. Die leuchtende Partnersuche ist übrigens nicht ungefährlich: Sie kann durchaus auch Räuber anlocken.

Übrigens ist nicht überall in der Tiefe Lichtshow angesagt. In dunklen Gegenden kann man sich auch verstecken. Drachenfische zum Beispiel legen sich in der Dunkelheit auf die Lauer. „Sie können sich im Dunkeln fast unsichtbar machen und sich so besser an ihre Beute heranschleichen", sagt Anchita Casaubon. Sie bewegen sich nur langsam und lauern im Dunkeln auf vorbei schwimmende Fische. Bei einigen der Drachenfisch-Arten sind sogar die Zähne durchsichtig und nicht weiß.

Außerdem haben Drachenfische eine Art roten Scheinwerfer unter den Augen. In der Tiefsee gibt es sonst eigentlich kein rotes Licht, deswegen können die meisten Tiere rotes Licht nicht sehen. Die Drachenfische fallen also trotz der Scheinwerfer nicht auf, können aber ihre Beute im Licht besser sehen - oder ihre eigenen Artgenossen damit anleuchten.

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