Bleibt unser Herz wirklich vor Schreck stehen?
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Viele Menschen, die sich erschrecken, fassen sich an die Brust. In besonders schlimmen Schreckmomenten kann es sich nämlich so anfühlen, als ob unser Herz aufhört zu schlagen. Dabei passiert in den meisten Fällen das Gegenteil, sagt Gerian Grönefeld, Chefarzt der Kardiologie an der Asklepios-Klinik Hamburg-Barmbek.
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Ein Schreck ist eine sinnvolle Reaktion unseres Körpers auf einen unbekannten und unerwarteten Reiz. Ein lautes Geräusch, ein plötzlich auftauchendes Auto oder ein Blitz versetzen unseren Körper schlagartig in Alarmbereitschaft. Stresshormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet, der Blutdruck steigt. Unser Herz schlägt schneller, damit Muskeln und Lunge besser durchblutet werden. Die Atmung wird schneller, um das Herz zu unterstützen. Unser Körper bereitet sich auf zwei Möglichkeiten vor: Kampf oder Flucht. Unser Herz bleibt nicht stehen, sondern beginnt innerhalb von Sekunden, seine Leistung deutlich zu erhöhen. Trotzdem ist das Gefühl des „Stehenbleibens" verständlich. Schreckmomente nehmen wir besonders intensiv und manchmal sogar in Zeitlupe wahr. Bliebe unser Herz aber wirklich stehen, würden wir sofort tot umfallen.
Die Schreckreaktion ist tief in uns verankert - auch wenn wir heute nur noch selten vor einem Löwen fliehen müssen. Die meisten Schrecken werden künstlich erzeugt - durch Knallkörper oder einen Freund, der sich um die Ecke versteckt. Es gibt Menschen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, und andere, die sich viel leichter erschrecken lassen. Diese Eigenschaften sind uns in die Wiege gelegt. Sie lassen sich kaum oder nur für bestimmte Situationen trainieren. Feuerwehrleute oder Polizisten trainieren täglich Situationen, die uns Normalbürger sofort aus der Bahn werfen würden. Sie müssen in diesen Schreckmomenten die Ruhe bewahren und ihre Arbeit machen, im Zweifelsfall sogar Menschenleben retten. Dieses Training funktioniert nur in ihrem Berufsalltag. Außerhalb davon lassen sie sich von Unbekanntem und Unerwartetem genauso aus dem Konzept bringen wie jeder andere Mensch auch.
Auch freudige Ereignisse können zu Schock führenDas Zu-Tode-Erschrecken hingegen ist leider tatsächlich möglich. Ein besonders emotionales oder lebensbedrohliches Ereignis kann bei Menschen einen Herzinfarkt oder eine Blutdruckkrise auslösen. Im schlimmsten Fall können wir uns zu Tode erschrecken. Das gilt auch für freudige Ereignisse: Bei Konzerten oder im Fußballstadion kommt es immer wieder zu Herzinfarkten aus Begeisterung über die eigene Mannschaft oder einen geliebten Musiker. Die körperlichen Reaktionen auf den positiven Ausnahmezustand sind dieselben wie bei einem Schreck. Für gesunde Menschen ist das kein großes Problem, ihr Herz kann auch mit größeren Schockmomenten gut umgehen. Bei Patienten mit Herzerkrankungen kann ein Schock oder eine überschwängliche Gefühlsregung das ohnehin schwache Herz an seine Belastungsgrenze und im schlimmsten Fall darüber hinaus bringen.
Dazu gibt es Untersuchungen aus Erdbebengebieten. Dort kommt es nach starken Beben zu einer Häufung von Herzinfarkten. In den Monaten danach ist ein Rückgang zu beobachten. Das spricht dafür, dass vor allem Menschen betroffen waren, die vielleicht auch ohne Erdbeben bald einen Herzinfarkt bekommen hätten. Deshalb raten wir älteren Patienten mit Vorerkrankungen von zu viel emotionalem Stress ab - das kann eine große Reise oder eben ein Stadionbesuch sein.
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