Birk Grüling

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SZ für Kinder: Meine neue Winterjacke

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Passt wie angegossen - also fast. Eine Jacke ist wie eine Schlechtwetterhaut.

(Foto: Arne Müller)

Von Birk Grüling

Fast wäre Eddie Bauer erfroren. Bei einem Angelausflug wurde der Abenteurer von Eisregen überrascht - und war bald bis auf die Unterhose nass und komplett durchgefroren. Das wollte er nicht noch mal erleben. Seine Erfindung: Daunenfedern, eingenäht in kleine Stoffwaben. Das wärmte gut, war aber mühselig herzustellen und unförmig. Niemand wollte so was.

Fast 80 Jahre später sind Daunenjacken beliebter denn je: Sie sind leicht, fluffig, superwarm und eine echte Luftnummer: Die Struktur der Daune ähnelt Schneeflocken. Wie kleine Kristalle umschließen Millionen hauchfeiner Daunenbeinchen die Luft - ein bisschen wie bei einer Thermoskanne, für den Körper statt für Kakao. Je feiner die Beinchen, desto wärmer die Daune, und desto teurer die Jacke. Die teuerste heißt Eiderdaune, ein Kilo kostet etwa 6000 Euro. Ihre Bauschkraft ist legendär: Egal wie fest man sie zusammendrückt, die Daunen plustern sich zurück in ihre Form. Sie werden aus verlassenen Nestern isländischer Eiderenten gesammelt. Ausbeute pro Nest: Gerade mal 15 Gramm! Für viele andere Daunen werden Gänse oder Enten aber qualvoll gerupft. Manche tragen deshalb lieber Kunstfasern, Teddyfutter oder Wolle als Füllmaterial in ihrer Winterjacke.

Regendicht werden Jacken heute mit Kunststoffen wie Gore-Tex, einem Material mit so winzigen Löchlein, dass kein Tropfen durchpasst. Reste davon landen aber leider überall, im Meer, auf Bergen und sogar in Eisbärenpipi.

Erfunden wurde die Jacke wohl in der Steinzeit. Gletschermumie Ötzi trug ein Modell aus Schaf- oder Ziegenfellen. Seitdem hat sich viel geändert: Material, Verschlüsse, Farben, Beschichtung - aber noch immer sind Jacken eine Schlechtwetterhaut, unser fehlendes Fell. Ohne Jacke wäre der Winter eine traurige Sache: nass und bitterkalt.

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