Birk Grüling

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dpa Kindernachrichten: Verrücktes Tier im Schatten der Dinosaurier

In unseren Reportagen berichten Journalisten und Leser von ihren Erlebnissen rund um den Erdball - egal ob Afrika, Fernost oder Antarktis. Regelmäßg veröffentlichen wir hier auch Texte zur Heimatgeschichte, die einen neuen Blick auf vermeintlich Altbekanntes erlauben.

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Vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden die ersten Säugetiere: Klein und unscheinbar erinnern sie an Spitzmäuse. Neue Funde zeigen, dass sich zurzeit der Dinosaurier bereits viele neue Arten entwickelt hatten. Manche wurden groß wie Hauskatzen.

Die Forscherin Dr. Julia Schultz hat das Adalatherium genau untersucht - und zwar dessen versteinerte Knochen. Foto: Julia Schultz/dpa

Tropisch warm war es. Es gab dichte Wälder und breite Strände. Langhalssaurier fraßen sich durch das Blattwerk. Flinke Raubsaurier waren auf der Jagd. So ging es vor etwa 70 Millionen Jahren auf der Insel Madagaskar vor dem heutigen Kontinent Afrika zu.

Die Insel teilten sich die Dinos damals mit dem Adalatherium. Der Name bedeutet so viel wie „verrücktes Tier". Das passt gut zu diesem Säugetier, findet die Forscherin Julia Schultz. Sie hat dessen versteinerte Knochen untersucht.

„Adalatherium sah ein bisschen aus wie ein Dachs. Es fraß Pflanzen und grub Löcher, um sich vor Raubsauriern zu verstecken", sagt die Expertin. Groß wie eine Hauskatze konnte es werden. Die meisten Säugetiere, die zurzeit der Dinosaurier lebten, waren viel kleiner, nur etwa mausgroß. Auf Madagaskar gab es aber weniger Raubtiere und weniger Konkurrenz um Blätter und Wurzeln. Das Adalatherium konnte sorgenlos aufwachsen.

Das Adalatherium konnte sehr gut hören und sehen

Seine Größe ist nicht die einzige Besonderheit. Das Skelett, das Forschende von dem Tier fanden, ist fast vollständig. So konnte Julia Schultz herausfinden, dass das Adalatherium sehr gut hören und sehen konnte. „Meistens finden wir nur Zähne oder wenige Knochen von Säugetieren. In den letzten Jahren wurden viele gut erhaltene Fossilien entdeckt, in Afrika, China oder den USA. So entsteht ein ganz neues Bild dieser Tiere", erklärt die Forscherin.

Lange habe man geglaubt, dass im Schatten der Dinos nur kleine, unscheinbare nagergroße Säugetiere lebten. Nun weiß man, dass es viele unterschiedliche Arten gab. Hoch oben in den Baumkronen glitten manche ähnlich wie Flughörnchen von Ast zu Ast. Andere Tiere gruben Höhlen für ihre Jungen, manche wurden groß wie Schäferhunde.

Die Tiere ernährten sich von Insekten, kleinen Echsen oder sogar Dinos. Aber auch Samen und Pflanzen gehörten zur Nahrung. Von heutigen Säugetieren unterscheiden sie sich trotzdem. Viele legten noch Eier. Auch das Säugen des Nachwuchses entwickelte sich erst im Laufe der Zeit.

„Wir Forscher diskutieren immer wieder darüber, wann ein Säugetier ein echtes Säugetier ist. Es gibt aber ein paar wichtige Eigenschaften", erklärt Julia Schultz.

Zum Beispiel tragen sie Fell. Ihre Zähne wachsen nur einmal im Leben neu und nicht wie bei Haien oder Krokodilen ständig. Andere Dinge wie das gute Gehör und der feine Geruchssinn entwickelten sich erst im Laufe sehr vieler Millionen Jahre im Schatten der Dinos.

Nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren, breiteten sich die Säugetiere weltweit aus. Immer mehr neue Arten entstanden, darunter auch die Vorfahren von uns Menschen. dpa

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