Birk Grüling

Wissenschaft für kleine und große Leser:innen, Buchholz

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Die besten Vater-Kind-Aktivitäten für die warme Jahreszeit

Die Frage habe alle Eltern schon 100-Mal gehört: "Was machen wir heute?" Dem Hamburger Journalist Birk Grüling, Vater eines kleinen Sohnes, geht es da nicht anders. Deshalb hat er 100 Beschäftigungsideen für Familien gesammelt (siehe auch Buchtipp unten). Hier sind seine 7 Lieblingsbeschäftigungen für die schönste Zeit des Jahres.

1. Gratiskonzerte auf der Straße besuchen

In meiner Kindheit war die Kelly Family ein prägendes Pop-Phänomen, eine hippieske Großfamilie in Öko-Optik und mit hohen Chartplatzierungen. Mein Vater war ein Fan der ersten Stunde. Keine Sorge, es hingen keine Bravo-Poster in unserem Haus und wir besaßen nur eine einzige CDs der musikalischen Familie. Dafür berichtete mein Vater von den Auftritten der Kelly Family auf den Straßen Hannovers Ende der 70er-Jahre, besonders gern, wenn wir mal wieder bei guten Straßenmusikern stehen blieben, ein wenig zuhörten und ich vorm Weitergehen ein bisschen Kleingeld in den Gitarrenkoffer werfen durfte. An diese Momente muss ich oft denken, wenn ich heute Straßenmusiker sehe und höre. Ja, die Qualität schwankt. Während meines Studiums in Hannover nahm den ehemaligen Fußgängerzonenplatz der Kelly Family ein Panflötenspieler ein. Weil er offensichtlich keine musikalische Begleitung fand, übernahm ein CD-Player den Rest der Band. In seine Panflöte pfiff er auch gern zum Western-Eurodance von Rednex.

Auf der anderen Seite gibt es durchaus einige prominente Musikerinnen und Musiker, die vor ihrem großen Durchbruch auf der Straße spielten - die Band AnnenMayKantereit zum Beispiel oder Alice Phoebe Lou. Solche musikalischen Perlen übersehen wir sicherlich im hektischen Alltag, weil wir einfach an ihnen vorbei hasten. Umso schöner ist es, bewusst mit dem eigenen Nachwuchs nach hörenswerten Straßenmusikern Ausschau zu halten. Am besten geeignet sind dafür Wochenenden im Frühling oder Sommer. Dann ist das Straßenmusikerangebot am größten und ihr könnt ohne Zeitdruck und in der Regel nicht frierend zuhören. Wer gleich mehrere Musikgenres erleben möchte, geht auf "Konzerttour", indem er ruhig mehrere große Plätze oder Promenaden in seiner Stadt ansteuert. Das Gute ist: Wenn es euch nach ein oder zwei Songs nicht mehr gefällt, könnt ihr einfach weitergehen. Das lässt sich auf einem "echten" Konzert wesentlich schlechter einrichten. Für Kinder ist dieser Kontakt mit Live-Musik auf jeden Fall ein tolles Erlebnis. Sie erfahren das Musikmachen aus der ersten Reihe, ohne Fotograben dazwischen und sogar auf Augenhöhe, und lernen eine Vielzahl an Instrumenten und Klängen kennen. Wenn ihr von einer Band begeistert seid, bleibt ruhig ein bisschen länger vor Ort, kauft ein Eis, setzt euch hin und hört einfach zu und genießt.

Altersempfehlung: ab 2 Jahre

Ort: in der Stadt

Kostenpunkt: Ein paar Euro für die Musiker:innen

Wichtigstes Tool: Kapselgehörschutz Kiddies von Schallwerk

2. Dino-Eier aus Eis machen

Versteinerte Dinosaurier-Eier finden Forscher:innen nur ganz selten. Zum Glück kann man die im Sommer schnell bauen. Alles, was ihr dafür benötigt: 3 Plastikdinos aus dem Kinderzimmer (nicht zu groß, am besten ohne Hörner), 3 Luftballons, etwas Wasser, 1 kleinen Hammer und 1 Schutzbrille. Und so geht's:

Die Luftballons werden aufgeblasen und die Luft wieder rausgelassen. Das macht sie dehnbarer. Danach stülpt ihr vorsichtig über jeden Dino je einen Luftballon. Achtung: Es dürfen keine Löcher entstehen! Als nächstes werden die Luftballons behutsam mit Wasser gefüllt und am Ende zugeknotet. Dann müssen die Dinos im Luftballon über Nacht in den Gefrierschrank. Am nächsten Tag braucht ihr nur noch den Ballon abzuziehen und die Ausgrabung kann beginnen. Achtung: Alle kleinen und großen Paläontologen sollten eine Schutzbrille tragen. Dann kann man das Eis mit einem Hammer vorsichtig wegklopfen. Am besten macht ihr das draußen.

Altersempfehlung: ab 4 Jahre

Ort: im Garten oder auf dem Balkon

Kostenpunkt: Rund 5 Euro für Luftballons und Plastikdinos

Wichtigstes Tool: Mini Dinoasaurier von Dreamon 3. Holz schnitzen

Ich gebe zu, bei dieser Aktivität hatte ich anfangs schon so meine Bedenken. Immerhin drücke ich meinem Kind ein scharfes, spitzes Messer in die Hand. Sofort tauchen da Bilder von blutigen Fingern und Notaufnahmen vor dem inneren Auge auf. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt, dachte ich. Bei den Outdoor-Papas auf Instagram sah das gemeinsame Schnitzen außerdem so leicht und vor allem auch so cool aus. Einfache Schnitzmesser für Kinder gibt es schon zwischen 10 bis 15 Euro im Spielzeug- oder Outdoorladen zu kaufen. Die Spitze eines Schnitzmessers ist abgerundet und seine Klinge lässt sich einklappen. Das Messer sollte scharf sein, die Verletzungsgefahr mit stumpfen Klingen ist tatsächlich deutlich höher. Wir haben dazu noch ein paar Schnitzhandschuhe gekauft, sie schützen zusätzlich die Finger. Gerade für den Anfang sind die echt praktisch. Erfahrene Schnitzkinder können sie auch weglassen, immerhin beeinträchtigt die Arbeit mit Handschuhen auch das Gefühl für das Holz.

Vor unserem ersten Schnitzversuch haben wir in der Natur nach geeigneten Stöcken gesucht. Totes Holz von abgestorbenen Bäumen ist eher ungeeignet, denn Kinder haben noch nicht so viel Kraft, um dieses harte Holz gut zu bearbeiten. Deutlich besser lässt es sich mit dünnen Ast von Weide oder Haselnuss schnitzen. Ebenso gut geeignet ist das Holz von Linden, Birken oder Eichen. Achtung: Äste abzubrechen ist tabu. Für Familien ohne Park oder Wald vor der Tür, ist eine gute Alternative, im Internet zum Schnitzmesser gleich weiche Holzrohlinge dazu zu bestellen. Michel aus Lönneberga wurde nach seinen Streichen immer in den Tischlerschuppen gesperrt und dort schnitzte er echte Kunstwerke. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Eine schöne Aufgabe zum Einstieg ist das Abschälen der Rinde oder das Anspitzen oder Abrunden von Stockenden. So könnt ihr euch zum Beispiel eigene Wanderstöcke oder Stöcke für das Stockbrot "bauen".

Altersempfehlung: ab 5 Jahre

Ort: im Garten oder im Wald

Wichtigstes Tool: Kids Basis-Schnitzset von Haba

Kostenpunkt: 10 bis 20 Euro

4. Saatbomben werfen

Lasst uns Blumen-Rebellinnen und -Rebellen werden! Unsere Umwelt hat es nämlich dringend nötig: Honig- und Wildbienen sind stark bedroht. Doch wir können etwas dagegen tun, und zwar mit mehr bienenfreundlichen Blumen in unseren Gärten, Balkonen oder am Wegesrand. Am besten lassen sich die mit Saatbomben verschönern. Einfach werfen und nach kurzer Zeit und ganz ohne unser Zutun sprießen bunte Blumen, schön anzusehen und gut für die Insekten. Für die Saatbomben braucht ihr: 100 Gramm Blumenerde, 1 bis 2 Packungen mit bienenfreundlichen und vor allem heimischen Blumensamen (fertige Mischungen gibt es in Gartenmärkten oder Drogerien), 100 Gramm Tonerde, etwas Wasser, etwas Küchenpapier (oder einen Eierkarton) und 1 Schüssel. Und so geht's:

Gebt die Blumenerde in die Schüssel. Entfernt alle Wurzeln und Rinden daraus und lockert die Erde mit den Händen gut auf. Danach werden die Blumensamen und die Tonerde hinzugegeben und alles ordentlich miteinander vermischt. Gießt nun etwas Wasser dazu. Es soll ein Matschteig entstehen, aus dem ihr gut Kugeln formen könnt. Wird die Mischung zu flüssig, gebt ihr euch noch etwas Erde dazu. Als nächstes formt ihr kleine Kugeln. Achtung: Nicht zwischen den Handflächen rollen, sondern vorsichtig mit den Fingern formen. Die frischgeformten Kugeln legt ihr zum Trocken auf Küchenpapier oder in einen leeren Eierkarton. Ungefähr drei Tagen brauchen die Saatbomben zum Trocknen. In dieser Zeit könnt ihr die Kugeln ruhig ab und zu mal vorsichtig wenden.

Die beste Zeit für das Saatbomben-Werfen oder -Vergraben ist der Frühling, gern an milden Regentagen. Dann bekommen die Blumensamen gleich ausreichend Wasser. An dieser Stelle möchte ich auf die Grenzen des botanischen Ungehorsams hinweisen. In Naturschutzgebieten, auf Feldern von Bauern oder in fremden Gärten ist das Werfen von Saatbomben verboten und kann sogar als Sachbeschädigung gelten.

Altersempfehlung: ab 3 Jahre

Wichtigstes Tool: Bienenwiese Blumensamen von OwnGrown

Ort: in der Küche und in der Natur

Kostenpunkt: ein paar Eurofür Blumensamen, etwas Ton und Pflanzenerde

5. Schleim selber herstellen

Alle Kinder lieben Schleim, zum Glück kann man den ziemlich leicht selbst machen. Dazu braucht man:1 Becher Speisestärke, Lebensmittelfarbe, 1/2 Becher Wasser und 1 Schüssel. Und so geht's:

Speisestärke, Lebensmittelfarbe und Wasser in die Schüssel kippen. Dann so lange alles mit den Händen vermischen, bis keine trockene Speisestärke mehr zu sehen ist.

Wenn ihr den Schleim knetet und zwischen den Händen rollt, wird er zu einer festen Masse. Lasst ihr ihn los, wird er sofort flüssig. Kinder haben an diesem Phänomen viel Freude und können nach Herzenslust mit dem Schleim matschen. Ein Tipp für Musikfans: Ihr könnt eine Schüssel mit dem Schleim auf einen Lautsprecher stellen und die Bässe richtig aufdrehen. Er wird lustig hüpfen.

Altersempfehlung: ab 2 Jahre

Ort: in der Küche

Kostenpunkt: ein paar Euro für die Zutaten

Wichtigstes Tool (wenn ihr keine Lust habt, im Anschluss die Küche zu renovieren): Fertig Schleim von Amtonleda

6. Zitronenlimo selbst machen

Als Kind sah ich im Fernsehen einen Film, an den Namen erinnere ich mich nicht mehr, in dem Jungen und Mädchen vor ihrem Haus Limonade verkauften und damit ihr Taschengeld aufbesserten. Plötzlich hatte jede/r seine Taschen voller Münzen - aus meiner damaligen Perspektive schwelgten sie damit in großem Reichtum, mindestens ausreichend für gleich mehrere bunte Tüten am Kiosk, ein ganzes Album voller Fußballsammelbilder oder sogar eine Actionheldenfigur. Leider fehlte mir damals das passende Rezept. Einmal versuchten wir Kinder unserer Straße einen Flohmarkt zu veranstalten. Allerdings scheiterte der am Angebot, wir wollten uns kaum von Spielzeug trennen, und an der Kundschaft, hier wohnten vor allem ältere Leute. Was hätten wir für ein Limorezept gegeben?! Inzwischen kenn ich ein ziemlich gutes. Alles, was man dafür braucht ist 1 Liter Wasser, 1 frische Zitrone, 50 Gramm Zucker oder etwas Agavendicksaft (mehr oder weniger geht immer). Und so geht's:

Zitrone halbieren und auspressen. Zitronensaft und Wasser gut mischen. Danach nach und nach Zucker hinzugeben und gut verrühren.

An heißen Sommertagen schmeckt die Limo am besten gekühlt mit Eiswürfeln. Wenn ihr euren Nachbarn eine Freude machen wollt, füllt ihr die Limo einfach in Glasflaschen und bringt sie vorbei. Für Tipps zum erfolgreichen Limoverkauf kann ich leider nichts sagen, dazu fehlen mir die Erfahrungen..

Wichtigstes Tool: 5-Liter Getränkespender von Smith's Mason

Alterempfehlung: ab 4 Jahre

Ort: in der Küche

Kostenpunkt: ein paar Euro für die Zutaten

7. Wasser-Witze reißen Wichtigstes Tool: Nach diesem Artikel weißt du auf jeden Fall, was du die nächsten 7 Tage mit deinen Kids unternehmen kannst. Und was macht ihr nächste Woche? Und die Woche drauf? Das erfährst du im neuen Buch unseres Autors Birk Grüling mit dem Titel "Mama! Papa! Was machen wir heute?" - mit insgesamt 100 Tipps für Ausflüge (nicht nur im Sommer). Planschbecken von Schopping Hero

Mein Sohn hat Witze für sich entdeckt. Eine kleine Kostprobe: Warum ist Yoda ein guter Gärtner? Weil er einen grünen Daumen hat. Wie so viel "Übel" kam auch diese neue Leidenschaft für flache Witze aus der Kita. Und es werden täglich mehr. Was ist schwarz und hüpft von Eisberg zu Eisberg? Ein Springuin. Offensichtlich gibt es dort ein ganzes Witzebuch, aus dem regelmäßig vorgelesen wird. Zu Hause gibt sie mein Sohn gleich aufgeregt wieder - die kurzen Witze in möglichst hoher Frequenz und die langen mit möglichst zähem Weg zur Pointe. Auf der Suche nach Auswegen aus diesem Witz-Overload stieß ich auf ein lustiges Spiel für das Planschbecken im Garten. Ein Familienmitglied übernimmt die Spielleitung, liest die Witze vor und zählt die Punkte. Alle anderen müssen einen großen Schluck Wasser im Mund behalten und versuchen nicht zu lachen. Wer losprustest und das Wasser ins Becken spuckt, scheidet aus. Am besten wählt ihr die Witze vorher nach Kindertauglichkeit aus. Mein Favorit - Herr Doktor, kann ich mit Durchfall baden? Ja, wenn Sie die Wanne vollkriegen, stieß bei meinem Sohn auf völliges Unverständnis. Dabei ist der doch urkomisch, oder? Den kann ich eigentlich nicht oft genug erzählen ... Herr Doktor ...

Altersempfehlung: ab 5 Jahre

Ort: Im Garten oder im Park

Kostenpunkt: keine, außer man hat kein Planschbecken

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