Birk Grüling

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dpa Kindernachrichten: Auch bei Vögeln gibt es Dialekte

Mit ihrem Gesang werben Buchfink-Männchen um Weibchen oder verteidigen ihr Revier. Doch nicht alle Männchen klingen dabei gleich. Besonders ihr Regenruf unterscheidet sich je nach Wohnort. Die Unterschiede lernen die Vögel bereits von ihren Eltern.

Zebrafinken singen in unterschiedlichen Dialekten, jedes Männchen singt anders (links). Der Buchfink ist nicht der einzige Vogel, der mit Dialekt singt, über 70 Vogelarten kennen Forscher mit solchen Unterschieden (rechts). Fotos: Felix Kästle/picture alliance

In München begrüßen sich viele Menschen mit einem „Grüß Gott". In Hamburg sagen sie auch abends „Moin" zueinander. Brötchen heißen in Bayern Semmeln, in Berlin Schrippen. Diese kleinen Sprachunterschiede heißen Dialekte. Sie gibt es auch bei Vögeln. „Ein gutes Beispiel für Vogel-Dialekte sind Buchfinken", sagt Wolfgang Forstmeier. Er ist Vogelkundler an einem Forschungsinstitut im Bundesland Bayern.

Regenruf der Buchfink-Männchen

Der Fachmann macht am Telefon den Regenruf der Buchfink-Männchen nach. In den meisten Regionen Deutschlands klingt der wie ein rollendes „wrrüt". Im Ruhrgebiet, einer Gegend im Bundesland Nordrhein-Westfalen, ist hingegen ein pfeifendes „huid" verbreitet.

In Bayern hört man öfter ein „fitje". „Der Regenruf ist kurz und wird von den Buchfink-Männchen ständig wiederholt", sagt Herr Forstmeier. Die Vögel benutzen ihn ähnlich wie ihren normalen Gesang während der Paarungszeit. Damit wollen sie vermutlich Weibchen anlocken und andere Männchen vertreiben. Der Buchfink ist nicht der einzige Vogel, der mit Dialekt singt. Bei über 70 Vogelarten kennen Forscher solche Unterschiede. Zum Beispiel krächzen Raben in Norddeutschland anders als in Bayern. Wie wir Menschen lernen auch kleine Vögel den Dialekt von ihren Eltern. Wenn ein kleiner Buchfink im Ruhrgebiet aufwächst, übernimmt er so auch das „huid" als seinen Regenruf.

Wie das Brabbeln eines Babys

Die ersten Versuche klingen auch bei Vögeln wie das Brabbeln eines Babys. Mit viel Übung und täglichen Gesangsstunden werden die jungen Vögel aber immer bessere Sänger.

Das ist auch wichtig. Denn mit ihrem Gesang müssen sie später ihr Revier verteidigen und Weibchen anlocken. Wie viel die Vogelkinder lernen müssen, ist ganz unterschiedlich. Eine Nachtigall singt über 200 Töne, ein Zilpzalp braucht dagegen nur drei zu lernen. Bei Buchfinken sind es etwa fünf.

Die Dialekte spielen auch bei der Partnerwahl eine Rolle. Forscher fanden heraus, dass manche Vogelmännchen mit ihrem Gesang vor allem Weibchen aus der eigenen Umgebung überzeugen. Das hat manchmal ganz praktische Gründe. Auf hohen Bergen finden so vor allem Vögel zusammen, die das Leben in großen Höhen und mit weniger Futter gewöhnt sind. Doch wie sind nun die Dialekte entstanden? Herr Forstmeier erklärt: „Vermutlich sind sie ähnlich wie bei uns Menschen entstanden. Vögel in einer Region singen mit den gleichen Lauten. Je weiter man sich davon entfernt, desto stärker ändern und verschieben sich auch Laute." In manchen Regionen mischt sich der Gesang aus verschiedenen Gegenden und neue Laute entstehen.

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