Birk Grüling

Wissenschaft für kleine und große Leser:innen, Buchholz

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Vereinbarkeit: 9 Tipps für Eltern, die von Anfang an ein Team sein wollen | familie.de

Die ersten Monate mit Baby sind eine ganz besondere Zeit. Überforderung und Glückseligkeit, Erschöpfung und Freude gehen oft Hand in Hand. Deshalb ist es wichtig, als Eltern ein Team zu sein, an Gleichberechtigung zu arbeiten, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu holen und miteinander in Kontakt zu bleiben. Darüber, wie das gelingen kann, hat familie.de-Autor Birk Grüling ein Buch geschrieben: „Eltern als Team". Für uns hat er 9 Tipps zusammengefasst, wie junge Eltern Vereinbarkeit von Anfang an hinbekommen können.

Ruhige Nächte sind mit kleinen Babys eine Seltenheit und manche Tage sind zäh wie Gummi. Und dazu kommen noch erste Zähne, Wachstumsschübe und Blähungen. Als Entschädigung für all das dürfen sich Eltern aber natürlich auch riesig freuen über lustiges Brabbeln oder das erste Lächeln. Nicht nur in diesen Momenten sind wir trunken vor Glück und Liebe. Zwischen all diesem Besonderen legen wir Eltern aber auch eine Grundlage für unser späteres Familienleben. Wir schaffen uns soziale Netze, knüpfen Freundschaften zu anderen Eltern und finden unseren Rhythmus in einem Job, der keinen Feierabend, kein Wochenende und keine Ferien kennt.

1. Redet über eure Familienvision

Während das Baby im Bauch heranwächst, gibt es für werdende Eltern viel zu tun. Wir müssen Strampler kaufen, die Wohnung kindersicher machen, uns den Kopf über den passenden Namen zerbrechen und einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen. Doch bei all dieser Hektik macht es Sinn, auch mal über die gemeinsamen Vorstellungen zum späteren Familienleben zu sprechen. Also wie teilen wir uns über kurz oder lang die gemeinsamen Aufgaben als Eltern auf? Wer bleibt, wie lange in Elternzeit? Wer unterstützt uns im Alltag? Das mag etwas abstrakt klingen, gerade ohne Kind. Doch die Beschäftigung ist sehr sinnvoll und schützt vor bösen Überraschungen, zum Beispiel, wenn der Mann doch gar nicht engagiert daher kommt, wie der Generation der „Neuen Väter" gemeinhin nachgesagt wird. Solche Konflikte klärt ihr am besten im Vorfeld und nicht erst völlig übermüdet und mit quengelndem Baby auf dem Arm.

2. Startet gemeinsam ins Wochenbett

Die Mehrheit von Paaren erlebt die Geburt gemeinsam. Das ist toll. Noch wichtiger wäre aber noch ein weiterer Schritt, und zwar ein gemeinsames Wochenbett. In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt erholt sich der weibliche Körper von der Geburt und stellt sich hormonell um. Dafür braucht es Ruhe und Unterstützung durch den Partner. Während Mama stillt oder Fläschchen gibt, kuschelt und sich ausruht, schmeißt Papa den Haushalt und versorgt die junge Familie. Ist alles erledigt, solltet ihr euch unbedingt alle zusammen ins Bett kuscheln und die wertvolle gemeinsame Zeit nutzen, um euch als kleine Familie zu finden.

3. Nutzt die Elternzeit!

Und wenn die Väter schon im Wochenbett da sind, können sie eigentlich auch gleich in Elternzeit bleiben. Wenn es nur irgendwie möglich ist, sollte man die Chancen nutzen, viel und früh Zeit mit dem eigenen Nachwuchs zu verbringen und dafür auch noch bezahlt zu werden. Schließlich werden die Kinder so schnell groß - und dieser Satz ist auf jeden Fall mehr als eine Phrase.

Auch in Sachen Vereinbarkeit ist die Elternzeit ein großer Gewinn, immerhin birgt sie die Chance früh eine eigene Papa-Kind-Routine zu entwickeln und das nötige Wissen um Kleidergrößen, Windeln und Breigläschen zu sammeln und der Partnerin zu beweisen, dass Papas außer stillen alles können.

4. Findet einen gemeinsamen Alltag

Im Laufe der ersten Monate entsteht langsam ein gemeinsamer Eltern-Kind-Alltag mit Routinen und Ritualen. Dieser Alltag ist gerade für Mütter und Väter in Elternzeit sehr wichtig.

Nicht falsch verstehen: Das ist eine tolle Zeit, nie wieder könnt ihr so intensiv einem kleinen Menschen beim Wachsen und Entwickeln zusehen. Trotzdem kann die Zeit zu Hause auch manchmal sehr langatmig und überfordernd sein - schließlich müssen wir als Eltern in den ersten Monaten den ganzen Tag und die ganze Nacht für unser Kind da sein. Wir tun gut daran, unser Leben an die Schlafens- und Essenszeiten des Kindes anzupassen. Und das ist gar nicht so schwer. Inzwischen liebe ich es, früh Mittag zu essen und noch früher ins Bett zu gehen - am liebsten gleich nach meinem Sohn. Aber natürlich bedeutet diese Rücksichtnahme nicht, dass wir uns vollends verlieren müssen. Deshalb ist es wichtig, sich schon früh einen gemeinsamen Rhythmus zu schaffen, der unserem Kind guttut und seine Bedürfnisse erfüllt, aber auch uns Eltern Entlastung, Abwechslung und Freiräume bietet.

5. Habt Mut zur Lücke!

Geputzte Fenster, gebügelte Wäsche, stylishe Outfits oder jeden Tag selbstgekochtes, ultragesundes Essen aus regionalen Produkten - diese Perfektion überlassen wir lieber den Mama-Influencern. In Anbetracht begrenzter Ressourcen ist es für alle anderen völlig in Ordnung, öfter mal Essen zu bestellen, Wäscheberge wachsen zu lassen oder den Jogginghosen-Radius zu vergrößern. Alles was euch nicht wichtig ist, solltet ihr gerade in der ersten Zeit mit dem Baby über Bord werfen. Dinge, die euch wirklich am Herzen liegen, dürft ihr natürlich weiterhin erledigen. Lasst euch auf den Rhythmus des Kindes ein, lebt in den Tag hinein und seid über alles Geschaffte glücklich. Sich einen Tag liebevoll um sein Baby zu kümmern, ist auch eine große Leistung.

6. Teilt früh genug die Care-Arbeit auf!

Elternsein funktioniert am besten als Team. Umso wichtiger ist es, möglichst früh die Familienarbeit gerecht zu verteilen. Wenn die Verantwortung für Haushalt, Kindererziehung und natürlich auch Erwerbsarbeit nämlich auf vier statt nur auf zwei Schultern lastet, ist das gut für die Beziehung, die Gesundheit beider Partner und bietet im besten Fall noch mehr Zeit und Gestaltungsraum für das Familienleben und sich selbst. Ja, Gleichberechtigung braucht mehr Ansprachen und Vertrauen und ist sicher manchmal anstrengend. Immerhin muss jeder seine Aufgaben selbstständig erledigen und niemand darf nur „mithelfen" oder „unterstützen". Eine Alternative gibt es aus meiner Sicht dazu nicht: Jedenfalls, wer nicht riskieren will, dass die Partnerin ausgebrannt und ausgelaugt nur noch auf dem Zahnfleisch durch den Alltag geht.

7. Fragt nach Unterstützung!

Als junge Eltern alles allein schaffen zu wollen, ist völliger Quatsch. Wir können jede noch so kleine Hilfe gebrauchen. Umso sinnvoller ist es, genau danach zu fragen oder sie gleich anzunehmen, wenn sie Verwandte und Freunde anbieten. Eine Stunde den Kinderwagen zu schieben, während ihr duscht und einen Tee trinkt, etwas vom Einkaufen mitbringen oder das Geschwisterkind von der Schule oder aus dem Kindergarten abholen lassen - all das kann schon helfen. Mit solchen „Mini-Unterstützungen" fällt es leichter, Kraft zu tanken und verhindern oft auch größere Probleme, die nur mit professioneller Hilfe gelöst werden können. Natürlich ist Hilfe keine Einbahnstraße, bietet auch anderen Eltern aus eurem Freundeskreis ruhig mal eure Unterstützung an.

8. Seid ruhig mal egoistisch!

Klar brauchen kleine Kinder unsere Aufmerksamkeit, ohne elterliche Fürsorge können sie nicht überleben. Deshalb stehen ihre Bedürfnisse gerade am Anfang über allem anderen. Allerdings gibt es auch Grenzen: Wir dürfen uns selbst dabei nicht vollends vergessen. Kinder geben uns viel zurück, rauben uns aber auch genug Kraft. Umso wichtiger sind deshalb Auszeiten für Mutter und Vater. Mal eine Nacht durchzuschlafen, in Ruhe duschen zu können oder mit einer Freundin essen zu gehen, all das sind Investitionen in sich und in Familie. Ausgeruht fällt es nämlich viel leichter, empathisch dem Kind oder dem Partner gegenüber zu bleiben.

9. Bleibt im Gefühl!

Wilde Erotik und Romantik bei Kerzenschein kann man in den ersten Monaten mit Baby kaum erwarten. Andere Bedürfnisse wie Schlaf, Essen oder Zeit für eine Dusche sind dringlicher - eine Episode der Lieblingsserie auf dem Sofa, ohne Unterbrechung und ohne Einschlafen ist oft schon das höchste der Gefühle. Trotzdem raten Paartherapeuten Eltern dazu im „Gefühl zu bleiben", nur eben ohne übertriebene Romantik-Erwartungen. Es geht eher darum, offen über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und sich konstruktiv auszutauschen. Gelingt genau das, steht einer Rückkehr von Zeit und Lust für knisternde Zweisamkeit kaum etwas im Weg. Noch eine gute Nachricht: die meisten Beziehungen überstehen die erste Zeit mit Baby sehr gut und wachsen sogar daran.

Mehr Tipps zum Thema Vereinbarkeit und gelebte Gleichberechtigung gibt familie.de-Autor Birk in seinem Buch „Eltern als Team":

In Birks Buch geht es nicht nur um Arbeitsmodelle und die Arbeitsverteilung im Haushalt, sondern generell darum, wie man sich selbst als Familie definiert und wie dabei die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt und erfüllt werden können. Niemand möchte nur Teilzeiteltern sein oder als solche wahrgenommen werden. Wie das möglich werden kann und welche Voraussetzungen und neuen Werte es dafür braucht, nimmt er in den Blick und kombiniert dazu Tipps von Experten und Paaren, die schon heute andere, neue Wege gehen. Als junger Vater gibt er aus der männlichen Perspektive Impulse für eine gerechtere Verteilung der täglichen Herausforderungen, die Familien-, Arbeits- und Paarleben mit sich bringen, damit die Neuorganisation des Alltags gelingt und beide Eltern weiter im Berufsleben stehen können.

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