Birk Grüling

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Süddeutsche Kinderseite: Mit dem Flugzeug in den Louvre

Von Text: Birk Grüling; Illustration: Lukasz Goledzinowski

Knochen im Mantel

Wo auch immer auf der Welt versteinerte Knochen von Dinosauriern gefunden werden: Beim Ausgraben müssen Forscherinnen und Forscher verdammt vorsichtig sein. Nach Millionen Jahren im Stein sind Fossilien extrem empfindlich. Noch an der Fundstelle kommen sie deshalb in einen schützenden Mantel aus Gips oder Kunststoff, richtig freigelegt werden sie erst später in einem geschützten Labor - mit Pinseln und Bohrern, die aussehen wie beim Zahnarzt. Besonders empfindliche Stücke wie Dinoeier werden mit Röntgen-Geräten und Computer-Tomografen durchleuchtet. So kann man reingucken, ohne sie zu zerstören.

Falsche Saurier

Die meisten Dino-Skelette im Museen bestehen ganz oder zu großen Teilen aus nachgebauten Knochen. Die echten Fossilien können so besser geschützt werden. Die nachgebauten sind außerdem reisetauglicher: Eine exakte Kopie von Sue, dem größten, vollständigsten und am besten erhaltenen Tyrannosaurus-Rex-Skelett der Welt, tourt durch die USA und Kanada und war schon in über 70 Ausstellungen zu sehen. Verpackt werden die 250 Knochen der falschen Sue in 40 Kisten. Transportiert werden sie von drei Lastwagen. Denn das nachgemachte Skelett wiegt 20 Tonnen und ist mit fast 13 Meter Länge und vier Meter Höhe lebensgroß.

Blaulicht für Ötzi

Mumien sind gut erhaltene tote Tiere oder Menschen. Für die Wissenschaft sind sie extrem spannend, weil sie viel über das Leben vor tausenden von Jahren verraten. Eine der bekanntesten und ältesten Mumien ist Ötzi, ein steinzeitlicher Jäger. Er wurde im Eis der Südtiroler Alpen gefunden und ist heute in einem Museum in Bozen zu sehen. Dort liegt Ötzi gut gekühlt in einem dunklen Ausstellungsraum. Auf Reisen geht er nicht, aber es gibt einen Rettungsplan, falls im Museum mal ein Feuer ausbricht. Dann wird Ötzi aus einem Fenster direkt in einen Krankenwagen abgeseilt und mit Blaulicht ins örtliche Krankenhaus gebracht. Dort steht rund um die Uhr eine Kühlzelle mit spezieller Luftfeuchtigkeit nur für den Gletschermann bereit.

Mumien in Bauschaum

Andere Mumien gehen regelmäßig auf Reisen, zum Beispiel für Sonderausstellungen oder wissenschaftliche Untersuchungen. Das Problem: Mumien sind nicht nur sehr alt und interessant, sondern auch superempfindlich. 2015 reisten zum Beispiel zwei Mumien aus Göttingen nach Hildesheim, um im Krankenhaus genau durchleuchtet zu werden. Für die 100 Kilometer lange Reise wurden sie in Folie gewickelt und in eine Transportkiste gelegt. Das Innere der Kiste war weich ausgelegt, sämtliche spitze Ecken abgeklebt. Alle Hohlräume zwischen Kiste und Mumie wurde mit Polsterfolie und Bauschaum gefüllt. Am Ende wurde alles noch in eine zweite, ebenfalls gut gepolsterte Transportkiste gelegt. Beide Mumien überstanden die Reise unbeschadet.

Berühmte Bilder von Malern wie Picasso oder Rembrandt werden für große Ausstellungen durch die Welt geschickt. Viele dieser Kunstwerke sind Millionen Euro wert. Aus Angst vor Dieben sind die genauen Transportwege deshalb streng geheim. Privates Sicherheitspersonal und manchmal auch die Polizei begleiten die Bilder, Skulpturen und Schriften auf ihrem Weg. Je teurer, desto geheimer und besser bewacht. Der Codex Manesse etwa, ein berühmtes, 700 Jahre altes Buch aus dem Mittelalter, wurde beim Transport von Heidelberg nach Mainz von drei Polizeiautos flankiert - Versicherungswert 80 Millionen Euro. Die Kunstwerke gehen meist in gut gepolsterten, feuerfesten Kisten mit eigener Klimaanlage auf Reisen. Darin herrschen immer die gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit - selbst dann, wenn die Kiste in ein Feuer geraten sollte. Ziemlich kompliziert ist auch der Transport von modernen Kunstwerken. Kunstspeditionen haben schon Skulpturen aus Eis transportiert oder solche, die riesengroß und unförmig sind. So wie das verbogene Segelboot des Künstlers Erwin Wurm, das von einem Hoteldach in Wien hängt - und da ja auch erst mal irgendwie hinkommen musste ...

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