Bettina Wolff

Journalist, Writer, Podcaster, Europe

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Die Küche ist zum Angeben da

Bild von justinedgecreative auf Pixabay

Sieh mal, Schatz, so sieht es immer sauber aus: Wer etwas auf sich hält und mal eben hunderttausend Euro investieren kann, der kauft sich eine Trophy Kitchen.


Das Statussymbol der Stunde ist zweifellos die Küche. Sehr groß, sehr teuer und ausgestattet mit allerlei Spielereien ist sie eine Art Showroom, der den Lebensstil des Besitzers widerspiegelt. Freilich darf in einer solchen Küche auch gekocht werden, doch im Grunde ist das Kochen zweitrangig.

Eine Filiale des Luxusküchenherstellers Poggenpohl in bester Frankfurter Innenstadtlage: Man läuft durch überproportionierte Küchen, in deren Zentrum meist eine große Kochinsel mit Sitzgelegenheiten steht – die Arbeitsplatten sind aus Marmor, Quarz oder Granit, auch Edelstahl spielt bei der Verarbeitung eine wichtige Rolle. Zum Standardrepertoire gehören: ein gigantischer Kühlschrank mit Eiswürfelmaschine, ein Weinschrank, eine eingebaute Espressomaschine und Wärmeschubladen. Professionelle Küchengeräte wie Dampfgarer und ein Teppan, der japanische Tischgrill, dürfen ebenso wenig in einer Luxusküche fehlen wie technische Gadgets, beispielsweise im Herd integrierte Abzugshauben, die den Dampf direkt an der Platte einfangen, oder eine Kühlschrankkamera, damit man beim Einkaufen per Handy-App überprüfen kann, was fehlt. Und sonst? Offene Regale und Glasschränke, die, mit LED-Leuchten ausgestattet, teure Kochutensilien und Geschirr zur Schau stellen.

Die amerikanische Ernährungswissenschaftlerin Emily Contois spricht von der Küche als Bühne, auf der im Rampenlicht des kulinarischen Theaters alles wirkungsvoll in Szene gesetzt wird.

Die meisten Kunden, sagt eine Verkäuferin des italienischen Luxusküchenherstellers Boffi, seien Paare, doch das Interesse an der Luxusküche gehe von Männern und Frauen gleichermaßen aus. Der Frankfurter Verkaufsschlager begeistere aber vor allem Frauen: eine Küchenwand, die man nach Benutzung wie einen Schrank verschließen kann. „Sieh mal, Schatz, da brauchten wir nach der Party nicht direkt aufzuräumen, damit es sauber aussieht!“, heiße es oft. Überhaupt gehe es bei der Trophy Kitchen um einen „cleanen Look“.

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