Bei Paul Kiener beginnt es mit einer Erkältung. Doch schnell wird der Husten heftiger und beginnt zu schmerzen. Eitriger Auswurf kommt hinzu. Da der 79-Jährige alleine lebt, setzte er sich kurzerhand ins Taxi und fährt in das Krankenhaus Neuwittelsbach in München.
Pneumokokken: Häufiger Auslöser für Lungenentzündungen
Die richtige Entscheidung, denn Paul Kiener hat bereits eine gefährliche Lungenentzündung, wahrscheinlich durch Pneumokokken. Sie zählen zu den häufigsten Auslösern von Lungenentzündungen. Eine schwere Infektion durch Pneumokokken entwickelt sich oft sehr rasch und die meisten Patienten fühlen sich schnell richtig krank. Manchmal ist die Gefahr aber nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Gerade bei hochbetagten oder bettlägerigen Patienten können die Symptome unspezifischer sein.
Was viele nicht wissen: Pneumokokken leben in den meisten von uns. Ist der Körper erst einmal geschwächt, können sie sich oft leichter vermehren.
"Wir haben Pneumokokken in unserem Rachenraum, das sind Besiedler. Wenn allerdings eine zusätzliche Schwäche dazukommt, egal ob eine Erkältung oder zum Beispiel eine Vorerkrankung, dann kann das zu schweren Infektionen führen."
Kasten: Risiko Pneumokokken-Infektion
Pneumokokken sind keine Viren, sondern Bakterien. Circa einhundert unterschiedliche Serotypen sind bekannt. Die Impfung schützt vor maximal 23, die als gefährlich gelten. Sie können durch Tröpfcheninfektion auch von Menschen ohne Krankheitssymptome übertragen werden. Ist das Immunsystem geschwächt, können sich die Bakterien entlang der Atemwege ausbreiten und bis tief in die Lungenflügel hinein zu Entzündungen führen. Auf Röntgenbildern zeigen sich im ansonsten dunklen Lungengewebe dann weiße Flecken und Strukturen bis hin zu größeren, hellen Flächen. In diesen Bereichen findet kein Gasaustausch mehr statt, die Lungen können die Organe nur noch eingeschränkt mit Sauerstoff versorgen. Das führt oft zu Komplikationen in anderen Organen. Und es kann noch schlimmer kommen. Bei sogenannten invasiven Pneumokokken-Infektionen dringen die Bakterien in den Blutkreislauf ein und können eine Blutvergiftung oder auch eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung auslösen.
Infektion: Erhöhtes Risiko für Kleinkinder, Menschen mit Risiken und Ältere
Besonders gefährdet sind Babys und Kleinkinder, Menschen mit beruflichen oder krankheitsbedingten Risiken, zum Beispiel mit chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder auch nach Organtransplantationen. Ihnen wird eine Impfung empfohlen. Ebenso allen Menschen ab 60 Jahren, denn das Risiko für eine schwere Pneumokokken-Infektion steigt mit dem Alter an.
Pneumokokken-Impfung: Trotz Empfehlung zu wenig Ältere geimpft
Babys und Kleinkinder werden heute routinemäßig in den ersten Monaten geimpft und sind damit weitgehend geschützt. Anders ist die Situation bei älteren Menschen. Die meisten haben keinen Impfschutz. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch geschätzte 40.000 Lungenentzündungen lösen Pneumokokken jährlich aus. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher. Rund jede achte endet tödlich. Wird die Infektion dagegen schnell erkannt und mit Antibiotika behandelt, stehen die Chancen gut, wieder ganz gesund zu werden. Das gilt auch für schwere Infektionen, die stationär behandelt werden müssen. Allerdings dauert es nach der akuten Therapie noch eine gewisse Zeit, bis der Körper alle durch die Infektion entstandenen Schäden beseitigt hat.
Denn hinzu kommt auch der Verlust an Muskelmasse und Kondition.
Pneumokokken-Impfung: Regelmäßig auffrischen
Die Ständige Impfkommission, kurz StiKo, empfiehlt eine Auffrischung der Pneumokokken-Impfung alle sechs Jahre. Ob das im Einzelfall notwendig ist, lässt sich am besten mit dem Hausarzt besprechen. Dort bekommt jeder die Impfung, die von den Krankenkassen bezahlt wird, nach einem Aufklärungsgespräch und einer körperlichen Untersuchung.
Paul Kiener hatte sich schon vor seiner Erkrankung gegen Pneumokokken impfen lassen. Wahrscheinlich hat er deshalb die Infektion auch trotz seiner Vorerkrankungen gut überstanden. Er ist jedenfalls froh, wieder gesund zu sein.
Die Pneumokokken-Impfung kann eine Infektion nicht grundsätzlich verhindern, aber oft Schlimmeres verhüten.
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