Die Wartelisten sind lang, und die Zahl der Organspenden in Deutschland geht weiter zurück. Welche Körperteile werden dringend gebraucht?
Der Transplantationsskandal aus dem Jahr 2012 macht immer noch Probleme: Damals waren in mehreren deutschen Krankenhäusern Unstimmigkeiten bei der Vergabe von Spenderorganen aufgefallen. Einige Kliniken versorgten eigene Patienten schneller mit Spenderlebern, als das auf der Warteliste vorgesehen war. Das Vertrauen der Deutschen wurde damit zerstört - im Vergleich zu 2010 sind die Spenderzahlen bis heute um fast ein Drittel zurück gegangen.
Die deutsche Transplantationsmedizin hat also nicht nur ein Imageproblem, sondern vor allem einen großen Mangel an transplantierbaren Organen aufzuweisen. Eine bittere Ironie, doch es sind unter anderem auch die rückläufigen Unfallstatistiken, die diesen Mangel weiter verschärfen. Weniger Verkehrstote bedeuten - rein nüchtern betrachtet - weniger potentielle Spender.
Unter anderem mit diesem Unfall-Argument werden häufig die Zahlen entschuldigt, die Deutschland im europäischen Vergleich eher schlecht aussehen lassen: Auf die Einwohnerzahl gerechnet, gibt es hierzulande seit Jahren weitaus weniger Organspender als im restlichen Europa. Auch die Qualität der verpflanzten Organe ist schlechter: Deutsche Spenderorgane haben schlicht eine kürzere Haltbarkeit.
Das ist zum einen mit dem Mangel an Spenderorganen zu erklären. Aus dieser Notlage heraus müssen auch Organe verpflanzt werden, die nicht ganz optimal für eine Transplantation geeignet sind. Zum anderen unterscheidet sich aber auch die Vergabepraxis zwischen den Staaten. In Deutschland werden Organe teilweise auch an Menschen vergeben die so schwer krank sind, dass sie auch mit einem neuen Körperteil nur noch wenig Zeit zu Leben haben. In der Statistik sinkt dadurch die mittlere Funktionsdauer dieser Organe.
Unterm Strich ist klar, dass die Bereitschaft zur Organspende steigen muss. Die seit November 2012 geltende Entscheidungsregelung kann dazu beitragen: Jeder Deutsche wird von seiner Krankenkasse angeschrieben mit der Bitte, sich für oder gegen einen Organspendeausweis zu entscheiden. Auch große Aufklärungskampagnen sollen für mehr Spender sorgen.
Die Zeit-Grafik fasst das Problem in Zahlen: Wie viele Menschen standen auf den verschiedenen Wartelisten? Und wie vielen davon wurde mit einem neuen Organ mehr Lebenszeit gegeben?
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