Herr Archimandrit Thiermeyer, der zweite Mann des Vatikans, Pietro Parolin, reiste vor einigen Wochen nach Russland. Wie bewerten Sie den Besuch? Welche Hoffnungen verbinden Sie mit den Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der katholischen Kirche?
Der Besuch ist positiv zu werten. In der Ökumene gibt es keine Alternative zu einem Dialog und zu einem Besuch. Vieles kann in einem Besuch ausgedrückt werden, was schriftlich gar nicht zu sagen wäre. Es lassen sich Dinge ansprechen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Dinge angesprochen wurden zwischen Rom und Moskau, die auf den Nägeln brennen. Es genügt nicht bei dem Austausch zwischen zwei Kirchen, zu reden wie Politiker reden. Das Evangelium ist für uns alle geschrieben. Wir müssen aufhören, in machtpolitischen Kategorien zu denken und zu sprechen. Die Kirche, egal wie sie heißt, ist nicht Selbstzweck, sie ist für die Menschen da. Und jeder Vertreter seiner Kirche hat eine große Verantwortung für die Menschen, die ihm anvertraut sind. Und da müssen einfach die eigenen Machtpositionen und die echten und vermeintlichen Verletzungen und Verwundungen überwunden werden, wenn wir Kirche Jesu Christi sein wollen. (...)
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