19 |
Nilüfer Yanya PAINLESS [ATO] |
Nach ihrem erfolgreichen Debütalbum „Miss Universe“ hätte Nilüfer Yanya sich mit breitwandigem Rocksound und auf Eingängigkeit getrimmten Songs bei großen Festivals anbiedern können, aber sie hat sich für Konsistenz und ein deutliches Bekenntnis zu ihren Eigenheiten entschieden. Aus Postpunk, Indierock, Shoegaze, Indiepop und weiteren Töpfen bedient sich Yanya, um darüber und dazwischen mit ihrer einzigartigen Stimme Geschichten über Einsamkeit, gebrochene Herzen und die Heilungskräfte der Zeit zu erzählen. Das bleibt hängen, berührt und zeigt zum zweiten Mal, dass mit ihr weiterhin zu rechnen sein wird. |
16 |
Warpaint Radiate Like This [Heirlooms] |
„Radiate Like This“ hätte schnell fertig und bereit zur Veröffentlichung sein können, aber dann kam die Pandemie dazwischen und Warpaint arbeiteten getrennt voneinander in ihren Heimstudios weiter an den Songs, indem sie sich Demos hin- und herschickten. Dieser Schritt zurück und die einsame Arbeit an den Songs schlägt sich auf der Platte im besten Sinne nieder. Text und Musik wirken so ungefiltert und authentisch wie nie, die immense Liebe zum Detail zeigt sich in der Produktion überall. Und nicht zuletzt schafft der augenzwinkernde Humor in Songs wie „Send Nudes“ und „Proof“ eine Nahbarkeit und Lockerheit, die der Band perfekt steht. |
8 |
Jenny Hval Classic Objects [4AD] |
Wie ein warmer Sommertag auf einer Terrasse an der
Amalfiküste umarmt „Classic Objects“ nicht nur die Ohren, sondern den
ganzen Körper. Jenny Hval beschreibt in ihrer ganz eigenen Sprache und
auf unnachahmliche Weise kleine und große Momente, in denen immer wieder
Magie und Hexerei mitschwingen. Und noch nie war das so unmittelbar zu
fühlen und zu erleben wie auf diesem Album. Neben Geschichten über ihre
Geburt („American Coffee“), nachdrücklichen politischen Statements
(„Freedom“), Gedanken zu Heirat und Patriarchat („Year Of Love“) und
Utopieentwürfen („The Revolution Will Not Be Owned“) bleibt von dieser
Platte ein Gefühl zurück, das schwer in Worte zu fassen ist: seltsam
vertraut und gewohnt undurchschaubar. |
3 |
Shygirl Nymph [Because Music] |
Ein Debütalbum ist für einige ja heute fast schon überflüssig, wo im Musikmarkt mittlerweile vor allem Menge und Frequenz der Veröffentlichungen zählen. Shygirl hat sich lange von Single zu Single zu Kollaboration zu EP gehangelt und dabei immer wieder ihren charakteristischen Entwurf von sexy Future R’n’B mit massiver 2000er-Ästhetik ausgefeilt. Aber mit „Nymph“ beweist sie jetzt auch auf Albumlänge, welche Bandbreite in ihr steckt und feiert zwischen Heartbreak („Firefly“), lasziven Ohrwürmern („Nike“, „Coochie“) und Dancefloor-Bangern („Poison“) ihren Körper und ihre Sexualität. „Hello? Is anyone there? It’s the coochie calling!“ |
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