Nur weil ein Album lang ist, muss es noch längst nicht langweilig sein. Die Spannung knapp zwei Stunden lang aufrecht zu erhalten, ist eine Herausforderung, aber auf Maya Jane Coles' zweiter Platte „Take Flight" hat jede der 156 Minuten unverkennbar ihre Berechtigung. Oft sind die 24 Tracks die Summe verschiedener Teile, Coles mischt und kombiniert Triphop, Deep, Progressive und Acid House sowie diverse Popelemente immer wieder neu. Es gibt entspanntere Stücke wie „Take Flight", „Starlight", „Unholy" und „Old Jam", bei denen der Bass weniger auf Tanzbarkeit gemischt und die Geschwindigkeit gedrosselt ist. „Old Jam" markiert mit „Darkside" außerdem den deutlichsten Triphopmoment der Platte und macht den Namen damit zum Programm. Die treibenderen Tracks wie „Werk", „Cherry Bomb", „Stay" und „Go On And Make It Through" arbeiten mit angezogenem Tempo und mitunter deutlichem Acid-Einschlag Richtung Tanzfläche. Bei „Weak" und „Let You Go" wird es dann wieder richtig düster - Goth House sozusagen. Und damit ist nicht einmal die Hälfte des Albums erwähnt. „Take Flight" lässt sich letztlich auf keinen Stil festlegen und setzt Gesang flexibel in Form vollwertiger Vocals oder als Samples ein. Maya Jane Coles hat mit ihrem Zweitling ein eklektisches Album ohne Längen geschaffen, das gleichermaßen zum Entspannen, Tanzen und Träumen taugt.
Benedict Weskott
M.A., Freie:r Journalist:in, Berlin
Rezension