Geometrie ist Ästhetik. Alle Formen haben eine Schönheit und lassen sich auf verschiedenste Arten und Weisen visualisieren. The Micronaut hat seiner Faszination für Kuben, Prismen, Kreise, Dreiecke, Ellipsen, Pyramiden und Konsorten sein Album „Forms" gewidmet. Nicht nur zwölf geometrische Formen betrachtet er darauf, er spielt auch die verschiedensten elektronischen Genres durch. Ästhetik ist Geometrie. „Prism" einnert an Moderat, „Triangel" klingt, als hätten Weval eine Portion Trance mit Drum'n'Bass-Topping gefrühstückt. Es ist aufgekratzt und dramatisch, mit vorhersehbarem, aber dadurch nicht minder mitreißendem Spannungsbogen. The Micronaut scheut weder die große Geste noch die Positionierung auf der Schwelle zwischen IDM und Trance. Die folgenden Tracks auf „Forms" sind in ihrer Ausgestaltung ebenfalls wenig subtil im Sinne ruhiger Töne, sondern rhythmisch so sperrig wie intelligent aufgebaut und mit Breakbeat-Anleihen versehen. Flächige Synthielandschaften, scheidende Soundwellen, dröhnender Bass, hier und da Gesangspassagen und manchmal fast schon unverschämt viel Hall - vom Xylophon und der chinesischen Zither in „Circle" mal ganz abgesehen. Aber wozu mit Geschmacksfragen aufhalten, wenn das Ergebnis so stimmig und einleuchtend ist? Denn in seiner Trance-haften Klangästhetik und den dazukommenden Einflüssen aus Dubstep, Drum'n'Bass, IDM und Electronica ist „Forms" als Ganzes vor allem eines: konsistent.
Benedict Weskott
M.A., Freie:r Journalist:in, Berlin
Rezension