Es kommt nicht allzu oft vor, dass eine Künstlerin oder ein Künstler vor einer Veröffentlichung auf derart vielen Kanälen einhellig abgefeiert wird. Intro, Musikexpress, Tagesschau, Spiegel Online, Noisey, Deutschlandfunk, um nur einige zu nennen, versuchten in den letzten Monaten, Drangsal irgendwie auf den Grund zu kommen. Und dann knutschte er im Video zu "Allan Align" natürlich noch mit Jenny Elvers und damit war Max Gruber die Aufmerksamkeit des Musikgeschäfts und der Blogosphäre bis zum Release von "Harieschaim" endgültig gesichert.
"Junger Falco ohne Kokainproblem" ist vielleicht die treffendste Beschreibung für diesen Künstler, dessen Ausbruch aus der südpfälzischen Provinz die perfekte Biografieschablone bietet. Wie viel Max Gruber in Drangsal steckt, wo die Kunstfigur beginnt und wo sie endet, das wurde im Vorhinein schon zur Genüge ausgelotet. Aber so sehr Gruber sich auch als Exzentriker, Abgrenzer ("Ich hatte schon immer eine militante Abneigung gegen Clubkultur und Partys") und Außenseiter stilisiert - am Ende zählt die Musik. Und die kann nach der fulminanten Single "Allan Align" mit ihrem New-Wave-Sound und den perfekt platzierten "Hey!"-Rufen natürlich nur in einem Jahrzehnt beheimatet sein: den 80ern.
The Cure und The Human League lassen grüßen, wenn Drangsal das Album mit "Allan Align" und "Der Ingrimm" eröffnet. Letzterer erinnert im Refrain aber auch an Bloc Party, so wird die Platte auch immer wieder kurz in die etwas jüngere Vergangenheit geholt. "Brachialpop" nennt Gruber selbst seinen Sound, das Label ist durchaus passen gewählt. Der Gesangduktus im einzigen deutschsprachigen Song "Will ich nur dich" erinnert stark an Trümmers Paul Pötsch, die Schnittstellen zur deutschen Musikszene ziehen sich von der Neuen Deutschen Welle bis zu den Nachfolgern der Hamburger Schule.
Derartige Refenzergüsse bergen natürlich eine unweigerliche Kritik in sich: "Harieschaim" ist einfach nichts Neues. Wirklich gar nichts, nirgendwo, nada. Innovation macht noch lange kein gutes Album, aber im Jahr 2016 ist die Frage, ob es eine neue Platte von The Human League braucht, durchaus zulässig. Nur weil sie jetzt von Drangsal kommt, ist die Frage nicht weniger berechtigt. Abseits vom recht einfallslosen Songwriting und Markus Ganters klischeeschwangerer Produktion bleibt festzuhalten, dass Drangsal die Pose perfekt beherrscht. Und für ein konsistentes (auch musikalisches) Erscheinungsbild ist die Haltung natürlich entscheidend.
Nur wenige Songs von "Harieschaim" setzen sich nachhaltig fest. Neben "Love Me Or Leave Me" und "Der Ingrimm" bleiben am Ende vor allem "Wolpertinger" und "Allan Align" als alte Bekannte oben auf der Güteliste (nicht umsonst sind die ursprünglichen Demos der Songs als Bonustracks auf der Platte). Mehr Duktus á la "Will ich nur dich" hätte der Platte gut getan, so klingt das Album zu sehr nach einem Mashup. Einer wie Drangsal mit seinem Geltungsbedarf und Alles-ablehnen-Ethos schadet der deutschen Musiklandschaft sicher nicht. Nur musikalisch geht da definitiv noch mehr.
Zum Original
"Junger Falco ohne Kokainproblem" ist vielleicht die treffendste Beschreibung für diesen Künstler, dessen Ausbruch aus der südpfälzischen Provinz die perfekte Biografieschablone bietet. Wie viel Max Gruber in Drangsal steckt, wo die Kunstfigur beginnt und wo sie endet, das wurde im Vorhinein schon zur Genüge ausgelotet. Aber so sehr Gruber sich auch als Exzentriker, Abgrenzer ("Ich hatte schon immer eine militante Abneigung gegen Clubkultur und Partys") und Außenseiter stilisiert - am Ende zählt die Musik. Und die kann nach der fulminanten Single "Allan Align" mit ihrem New-Wave-Sound und den perfekt platzierten "Hey!"-Rufen natürlich nur in einem Jahrzehnt beheimatet sein: den 80ern.
The Cure und The Human League lassen grüßen, wenn Drangsal das Album mit "Allan Align" und "Der Ingrimm" eröffnet. Letzterer erinnert im Refrain aber auch an Bloc Party, so wird die Platte auch immer wieder kurz in die etwas jüngere Vergangenheit geholt. "Brachialpop" nennt Gruber selbst seinen Sound, das Label ist durchaus passen gewählt. Der Gesangduktus im einzigen deutschsprachigen Song "Will ich nur dich" erinnert stark an Trümmers Paul Pötsch, die Schnittstellen zur deutschen Musikszene ziehen sich von der Neuen Deutschen Welle bis zu den Nachfolgern der Hamburger Schule.
Derartige Refenzergüsse bergen natürlich eine unweigerliche Kritik in sich: "Harieschaim" ist einfach nichts Neues. Wirklich gar nichts, nirgendwo, nada. Innovation macht noch lange kein gutes Album, aber im Jahr 2016 ist die Frage, ob es eine neue Platte von The Human League braucht, durchaus zulässig. Nur weil sie jetzt von Drangsal kommt, ist die Frage nicht weniger berechtigt. Abseits vom recht einfallslosen Songwriting und Markus Ganters klischeeschwangerer Produktion bleibt festzuhalten, dass Drangsal die Pose perfekt beherrscht. Und für ein konsistentes (auch musikalisches) Erscheinungsbild ist die Haltung natürlich entscheidend.
Nur wenige Songs von "Harieschaim" setzen sich nachhaltig fest. Neben "Love Me Or Leave Me" und "Der Ingrimm" bleiben am Ende vor allem "Wolpertinger" und "Allan Align" als alte Bekannte oben auf der Güteliste (nicht umsonst sind die ursprünglichen Demos der Songs als Bonustracks auf der Platte). Mehr Duktus á la "Will ich nur dich" hätte der Platte gut getan, so klingt das Album zu sehr nach einem Mashup. Einer wie Drangsal mit seinem Geltungsbedarf und Alles-ablehnen-Ethos schadet der deutschen Musiklandschaft sicher nicht. Nur musikalisch geht da definitiv noch mehr.
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