waren sizilianische Fischer in libyscher Gefangenschaft. Ihr Vergehen: Garnelenfang. Libyen betrachtet die internationalen Gewässer vor seiner Küste als sein eigenes Staatsgebiet -- und bestraft Fischzüge als "illegale Grenzübertritte"
In die Stille peitscht ein Schuss. Es ist der 1. September 2020 gegen 20 Uhr, als binnen Sekunden weitere Schüsse aus Maschinengewehren knallen. Eben hat Michele Trinca, 64 Jahre alt, 45 davon Seemann, auf Befehl der libyschen Küstenwache sein Fischerboot „Antartide" verlassen. Nun sitzt er in einem Schlauchboot und versteht kein Wort, sieht in finstere Gesichter, in den Händen hält er die Schiffspapiere. Seit zwei Wochen ist der Kapitän mit seiner sechsköpfigen Besatzung auf hoher See, 480 Seemeilen vom Heimathafen Mazara del Vallo, Sizilien, entfernt und 35 von Bengasi, Libyen.