Astrid Möslinger

Journalistin und Texterin , Heidelberg

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Die Nicko Vision hat abgelegt

Taufe in Frankfurt mit Taufpatin Barbara Schöneberger Foto: Nicko Cruises/Julia Reisinger

Die Nicko Vision soll Akzente in der Flusskreuzfahrt setzen. Etwa 100 Touristiker haben den Neubau auf einer Informationsfahrt von Basel nach Frankfurt getestet.

Keine Wolke am Himmel. Der Rhein leuchtet so grün wie ein Smaragd. Eine Brise kräuselt das Wasser im Planschpool auf dem Sonnendeck. Als die Vision an diesem Samstagnachmittag vom Terminal Dreiländereck ablegt, herrschen ideale Bedingungen. Zwei Tage an Bord stehen bevor. Zwei Tage, an denen die Touristiker das Konzept des ersten Neubaus von Nicko Cruises noch vor der Taufe in Frankfurt kennenlernen.

Klares Design

Was als erstes auffällt, ist die offene und zeitgemäße Gestaltung. Großzügige Glasfronten - sogar der Aufzug ist komplett verglast - lassen das Schiff transparent wirken. Durch die bis zum Boden reichenden Fenster im Hauptrestaurant und in den meisten Kabinen sieht man die Flusslandschaften vorbeiziehen. Dazu passt das Mobiliar, das in seiner Schlichtheit an die Klassiker des skandinavischen Designs erinnert: Klare Formen und Farben, viel Blau und freundliches Beige.

Ein Look, der den mitreisenden Touristikern gefällt. „Ein modernes, elegantes Schiff", schwärmt Monika Eichmann, Inhaberin des First Reisebüros in Uelzen. „Es spricht eine jüngere Zielgruppe an, die den Luxus sucht", fügt sie hinzu. Stan Schneider von Briotours in Wittingen ist ebenfalls davon überzeugt, dass man mit solchen Konzepten den Nerv von neuen Kunden trifft.

Flexibilität bei den Mahlzeiten

Kein Zweifel, die Flusskreuzfahrt befindet sich im Wandel. Auch Guido Laukamp, der Chef von Nicko Cruises, zielt mit mehr Service und Flexibilität auf eine jüngere Klientel ab. „Wir wollen die Leute früher abholen, Leute, die gerade noch auf dem Meer gereist sind", erläutert der Geschäftsführer des Stuttgarter Veranstalters. Diese Zielgruppe ist vom riesigen kulinarischen Angebot der schwimmenden Hotels verwöhnt. „Wir können nicht sieben Restaurants realisieren, drei aber schaffen wir", betont er. Auf der Vision hat Laukamp den Plan jetzt umgesetzt. Die Kreuzfahrer haben die Wahl zwischen dem Hauptrestaurant mit 160, einem Spezialitätenrestaurant mit 60 und einem kleinen Grillbistro mit 30 Plätzen und einem Außenbereich. Dazu kommt eine Lounge, die den Gästen von neun Uhr morgens bis in die späten Abendstunden offen steht. Reservierungen sind außer im Spezialitätenrestaurant nicht nötig. „Anders als auf vielen Flussschiffen muss man sich nicht am Morgen entscheiden, was man am Abend isst", betont Laukamp.

Der Rohbau der Vision entstand auf der Werft Valhali in Serbien und wurde über die Donau, den Rhein-Main-Donau-Kanal und den Rhein bis nach Holland geschleppt. Dort übernahm der Spezialist Da-Capo den Innenausbau. Mit einer Länge von 135 Metern und einer Breite von 11,40 Metern hat das Schiff die maximale Größe, mit denen Flüsse aufgrund von Schleusen und Brücken befahrbar sind.

110 Kabinen für 220 Gäste

90 der 110 Kabinen befinden sich auf dem Mittel- und dem Oberdeck und verfügen über französische Balkone und Glastüren, die sich öffnen lassen. Die restlichen 20 Schlafräume sind auf dem Hauptdeck. Ihre Fenster können nicht geöffnet werden. Alle Kabinen sind 14 Quadratmeter groß. Die Doppelbetten darin lassen sich auch getrennt stellen. Auf diese Weise berücksichtigt der Veranstalter neue Studien über das Reiseverhalten. Demnach sind ein Großteil der Flusskreuzfahrer nicht mit ihrem Ehe- oder Lebenspartner unterwegs, sondern mit der besten Freundin, dem besten Freund oder ihren Kindern. Um die bis zu 220 Gäste kümmern sich 50 Crew-Mitglieder.

Ein Wellnessbereich mit Sauna und ein Fitnessraum sind auf dem Hauptdeck untergebracht. Auf dem Sonnendeck kann man sich in einem Planschpool erfrischen oder sich am Putting Green sportlich betätigen. Eingesetzt wird der Neubau in der restlichen Saison sowie 2019 auf der Donau, auf der Route zwischen Passau und Budapest sowie Passau und dem Schwarzen Meer.

Zielgruppe sind die „neuen" Bestager

Im Unterschied zu anderen Spezialisten der Flusskreuzfahrt umgarnt Laukamp weder Familien mit Kindern noch die 21- bis 45-Jährigen. Er sieht aufgrund des demografischen Wandels ein wachsendes Potenzial bei der klassischen Zielgruppe. Doch auch deren Bedürfnisse ändern sich. „Die Bestager sind heute gesünder und aktiver als in den Generationen davor. Darauf müssen wir uns einstellen", ist er sich sicher.

Astrid Möslinger
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