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Probleme bei der Post: 140-mal Ärger

Im Advent wird es bei der Post immer stressig. Dieses Jahr ganz besonders: Weil Personal fehlt, müssen die Bürokräfte bei der Deutschen Post im Weihnachtsgeschäft aushelfen. Allerdings auf freiwilliger Basis, laut Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner werde niemand dazu verpflichtet, in den Verteilzentren oder bei der Zustellung mitzuarbeiten, berichtet die Rheinische Post. Zwar sei es in den vergangenen Jahren üblich gewesen, dass die Büromitarbeiter:innen ein oder zwei Tage lang aushelfen, in diesem Jahr müssen sie aber eine ganze Woche mit anpacken.

Das fehlende Personal macht sich allerdings schon länger bei der Zustellung bemerkbar: Dieses Jahr gingen allein im dritten Quartal 11.500 Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur ein, weil Briefe auf dem Weg zum Ziel verschollen sind oder Pakete nicht zugestellt wurden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 waren es 15.100 Beschwerden.

Wir haben bei der Bundesnetzagentur nachgefragt, wie es in Münster aussieht. Bis Ende September wurde sich 140 Mal über die Post beschwert. Vergangenes Jahr waren es noch 42 Beschwerden. Vor allem im Postleitzahlbereich 48163 – also in Mecklenbeck, Amelsbüren und Albachten – gehen im Moment viele Briefe und Pakete verloren.


Aber was ist in diesem Jahr anders? 

In bestimmten Beschwerde-Hotspots fehlt fast jede:r dritte Zusteller:in, sagte Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner der deutschen Presseagentur (hier: Süddeutsche Zeitung). Und das liegt unter anderem an Corona. Während es im Juli 2021 noch 100 Corona-Krankmeldungen gab, sind es im Juli 2022 schon 6.800 gewesen. Im Schnitt fehlten zwei Prozent der Zusteller:innen, sodass in 100 von rund 50.000 Bezirken keine Post zugestellt werden konnte. Vorständin Hagleitner sagt, dass es aber auch schwieriger sei als früher, Fachkräfte zu finden. Und dass generell mehr Briefe und Päckchen verschickt werden müssten, weshalb die Netzbelastung steige.

Thomas Großstück von der Gewerkschaft Verdi sieht das Personalproblem bei der Deutschen Post allerdings in der „Praxis der Befristungen“. Die Post lasse die Verträge der meisten befristet Beschäftigten auslaufen, teilt er uns auf Anfrage mit. Das kritisiert Verdi schon lange, weil es die Betroffenen stark belastet. Außerdem suchten sich die Zusteller:innen andere Jobs, weil die Arbeit der Post immer anstrengender wird. Um die Situation zu entschärfen, müsse die Deutsche Post laut Großstück jetzt neues Personal einstellen, am besten unbefristet, und alle anderen Arbeitsverträge entfristen. (ast)


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