Seit fast 30 Jahren dürfen Arbeitnehmer:innen in Deutschland nicht mehr als 8 Stunden am Tag arbeiten. Stimmen der Industrie forderten letzten Sommer, genau das zu ändern und die wöchentliche Arbeitszeit (ohne Samstag) auf 42 Stunden zu erhöhen. Ihr zentrales Argument: der Arbeitskräftemangel. SPD-Chef Sigmar Gabriel begrüßte die Idee. Auch Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, wünscht sich wegen des Arbeitskräftemangels ein Umdenken. Sie richtete sich vor allem an die jüngere Generation, als sie sagte: »Arbeit ist kein Ponyhof.«
Der weltweit größte Modellversuch zur 4-Tage-Woche im Vereinigten Königreich wirft nun ein anderes Licht auf die Debatte: 61 britische Unternehmen hatten die Arbeitszeit aller Mitarbeitenden von Juni bis Dezember 2022 um 20% reduziert – bei gleichen Löhnen.
Die Studie lieferte eindrückliche Ergebnisse: Von der 4-Tage-Woche profitieren nicht nur die Arbeitnehmer:innen, sondern auch die Unternehmen:
- 71% der Mitarbeitenden fühlten sich weniger ausgebrannt.
- 39% empfanden weniger Stress als zu Beginn des Tests.
- Es gab 65% weniger Krankmeldungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
- 57% weniger Mitarbeitende verließen ihr Unternehmen.
- Gleichzeitig nahmen die Unternehmen im Schnitt sogar 1,4% mehr ein.Den Test organisierte die Kampagne »4 Day Week Global«
und arbeitete dafür mit Forschenden der University of Cambridge, des
Boston College und der Denkfabrik Autonomy zusammen. Teilgenommen haben
vor allem Marketing- und Dienstleistungsunternehmen sowie gemeinnützige
Organisationen. Aber auch die Branchen Gesundheitswesen, Einzelhandel,
Baugewerbe und Produktion waren vertreten. Meistens arbeiteten 50 oder
weniger Menschen in den Unternehmen, nur eins hatte rund 1.000
Mitarbeitende.
Der Modellversuch überzeugte die meisten Unternehmen nachhaltig: 56 der 61 Unternehmen wollen an der 4-Tage-Woche festhalten.