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Chaos an Flughäfen: Passkontrolle in neun Sekunden - und der Laptop bleibt im Rucksack

In Zukunft könnten Flugreisende den Sicherheitscheck kaum noch bemerken. Sie laufen mitsamt Handgepäck durch eine Schleuse, mehr nicht. Währenddessen werden ihr Gepäck und ihre Kleidung auf gefährliche Gegenstände gescannt, ihr Gesicht wird von Kameras erfasst und mit der Passdatenbank abgeglichen - und schon sind sie abflugbereit.

In Deutschland ist diese Zukunft noch weit weg, in anderen Ländern zum Teil schon seit Jahren normal. Dabei könnte Deutschland automatisierte Prozesse an gerade jetzt so dringend gebrauchen. Denn an den Flughäfen fehlen Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer abfliegen will, muss Stunden vorher anreisen - und kann nicht einmal dann sicher sein, dass alles klappt. Wenn das Flugzeug überhaupt abhebt.

Sicherheitskontrolle in Deutschland bedeutet derzeit meistens noch: Jacke ausziehen, teilweise die Schuhe, Flüssigkeiten aus dem Handgepäck kramen, Pass vorzeigen. Die Vielfliegerin hat zwar ihren durchsichtigen Beutel bereits parat, während sie in der Schlange steht - aber mancher Urlauber gräbt noch minutenlang nach den Shampoo- und Deofläschchen. Dann noch der Laptop raus. Alles etwas umständlich.

Immerhin geht es an einigen Terminals in Deutschland schon schneller. Dabei helfen Computertomografen, wie sie seit einem Pilotprojekt 2019 in bereits im Terminal 2 zum Einsatz kommen. Neben einer automatischen Sprengstoffdetektion können die CT-Geräte 3D-Bilder zur Verfügung stellen. Das soll die Sicherheit erhöhen - und die Geräte sind 60 Prozent schneller als bisher eingesetzte. Angenommen, in zehn Minuten liefen bislang zehn Gepäckstücke durch die Kontrolle, sind es mit CT-Gerät in derselben Zeit 16. Dazu kommt, dass Reisende Laptops und Flüssigkeiten nicht mehr auspacken müssen, was ebenfalls viel Zeit spart.

Passkontrolle ohne Pass

In Frankfurt und Köln starteten ab 2020 Versuche mit den Geräten. In Frankfurt ist anders als in München die Bundespolizei für die Sicherheitskontrollen zuständig. Und die wollte sich zunächst selbst ein Bild von der neuen Technologie machen. Die Bundespolizei stand dieser Technologie zunächst wegen Sicherheitsbedenken kritisch gegenüber, sah dann aber insbesondere im Zuge der Corona-Krise einen Vorteil, da es zu weniger Kontakt zwischen Menschen kommt und somit die Ansteckungsgefahr geringer ist. Ab 2023 könnte es in Frankfurt zumindest etwas schneller vorangehen mit der Umsetzung neuer Technologien: Dann gibt die Bundespolizei die Sicherheitskontrollen an den Flughafenbetreiber Fraport ab. Der kann dann auch neue Kontrollgeräte anschaffen.

In München will man die Handgepäckkontrollen in den nächsten Jahren schrittweise austauschen, wie ein Sprecher der Regierung Oberbayerns auf Anfrage von ZEIT ONLINE mitteilt. Wegen der coronabedingten Verzögerungen könne man über den Zeitplan keine genaueren Auskünfte geben.

Und auch die Passkontrolle könnte in Zukunft wesentlich schneller gehen - an der Technik zumindest würde es nicht scheitern. In wurden bereits 2018 sogenannte Smart Tunnel eingeführt, die die Passkontrolle auf maximal neun Sekunden verkürzen. Der oder die Reisende läuft durch eine Schleuse und wird mittels biometrischer Gesichtserkennung und Iris-Scanning gecheckt. Dafür muss er oder sie weder den Pass zücken noch mit Menschen in Kontakt kommen - sich jedoch vorher mit seinen biometrischen Daten registriert haben. Eine maßgebliche Zeiteinsparung: Am Miami Airport etwa warteten Passagiere an der Passkontrolle durchschnittlich rund 22 Minuten.

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