Antea Obinja

Freie Journalistin, Berlin

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Sie könnten Trump die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 streitig machen

Die Midterms sind für die Republikaner alles andere als erfolgreich gelaufen. Viele Konservative gingen von einem Erdrutschsieg aus. Jetzt bleibt der Senat demokratisch, und auch das Rennen ums Repräsentantenhaus gestaltet sich spannender, als es den Republikanern lieb sein dürfte. Ungeachtet dessen will sich Trump wohl trotzdem erneut zum Präsidentschaftskandidaten 2024 aufschwingen. Doch er hat starke Konkurrenz aus den eigenen Reihen. 

Die Zwischenwahlen 2022 in den USA sind vorbei. Auch wenn noch nicht alle Stimmen in den Wahlbezirken ausgezählt sind, stehen bereits einige Dinge fest: Der antizipierte Erdrutschsieg der Republikaner blieb aus; und die Demokraten konnten ihre Mehrheit im Senat sogar überraschend verteidigen.

Viele in der Republikanischen Partei stellen nach den enttäuschenden Resultaten die Schuldfrage, und nicht wenige zeigen auf Ex-Präsident Donald Trump - dieser hatte in den Vorwahlen Kandidaten und Kandidatinnen gestützt, die seine Extrempositionen und seine Lüge vom angeblichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020 teilten. Etliche seiner Schützlinge scheiterten.

Trump selbst lässt sich davon allerdings wohl nicht aufhalten. So wird erwartet, dass der Ex-Präsident, trotz der wachsenden Kritik aus den eigenen Reihen, heute Nacht um 3 Uhr deutscher Zeit seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im November 2024 verkündet. Doch die Konkurrenz steht schon bereit.

Das sind Trumps aussichtsreichste Konkurrenten um die Kandidatur der Republikaner zur Präsidentschaftswahl 2024: 

Vater des "Don't Say Gay"-Gesetz: Ron DeSantis

Der Gouverneur von Florida gilt als Trumps größter Konkurrent und aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat. Der 44 Jahre alte Republikaner gehört zu den großen Gewinner der Midterm-Wahlen: Er hat die Gouverneurswahl im US-Bundesstaat Florida wie erwartet mit deutlicher Mehrheit gewonnen und sich so eine zweite Amtszeit gesichert.

Der ultrakonservative Politiker setzte sich bei der Abstimmung in dem bevölkerungsreichen Bundesstaat im Südosten des Landes gegen seinen demokratischen Kontrahenten Charlie Crist durch.

DeSantis gehört wie Trump zum rechten Flügel der Republikanischen Partei. Bei seinen Wahlkampfauftritten spricht er über die „Indoktrinierung" von Kindern und Jugendlichen an Amerikas Schulen durch die „Verbreitung der Genderideologie".

Im März verabschiedete der Gouverneur das „Gesetz für die Rechte der Eltern im Schulunterricht" - besser bekannt als das „Don't say gay"-Gesetz. Das Gesetz schreibt Schulen vor, ab welchen Klassenstufen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentitäten gesprochen werden darf.

Wiederkehrende Themen bei seinen Auftritten sind auch der angebliche Anstieg an Kriminalität durch illegale Einwanderer und Einwanderinnen, für den er keine konkreten Belege nennt, sowie die Corona-Politik der US-Regierung, die er für komplett gescheitert hält.

Vor seiner Wahl zum Gouverneur vor vier Jahren war DeSantis Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Als er 2018 für das Amt in Florida in den Wahlkampf zog, galt er noch als Günstling des damaligen Präsidenten Trump. Jetzt scheint der Ex-Präsident ihn als echten Konkurrenten ernst zu nehmen. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass Trump DeSantis drohte, schmutzige Details über ihn zu veröffentlichen, sollte er sich ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner einschalten.

Mike Pence: "Christ, konservativ, Republikaner"

Der ehemalige Vizepräsident hat am Montag seine Ambitionen für die Wahlen 2024 verkündet. In einem Interview mit dem TV-Senders ABC sagte Pence, er denke über Kandidatur für die Republikaner nach. Auch wenn das für ihn bedeuten würde, gegen seinen einstigen Chef Donald Trump anzutreten, sagte Pence - „dann wird es so sein".

Der 63 Jahre alte Jurist gehört der Evangelikalen Kirche an und beschreibt sich selbst als „Christ, konservativ, Republikaner - in dieser Reihenfolge". Er saß ab dem Jahr 2001 für Indiana im Repräsentantenhaus, bis er 2013 Gouverneur wurde. Von 2017 bis 2021 war er unter Donald Trump Vizepräsident der USA.

Pence vertritt wirtschaftsliberale Positionen, ist für den Waffenbesitz und gegen das Recht auf Abtreibung sowie gegen die Gleichberechtigung der LGTBQ-Community. Wie auch Trump befürwortet Pence strenge Einwanderungsgesetze. Er unterstützt zudem die Forderung, statt der Evolutionstheorie auch andere Entstehungsgeschichten wie Kreationismus oder Intelligent Design in Schulen zu unterrichten. Zudem leugnet er den Klimawandel.

Pence war zuletzt immer weiter auf Distanz zu dem ehemaligen Präsidenten gegangen. Insbesondere das Verhalten Trumps während des Angriffs seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 belastet nach Pence ihr Verhältnis. Trumps damalige Äußerungen seien gefährlich gewesen, sagte Pence am Montag im Interview: „Es war klar, dass er beschlossen hat, Teil des Problems zu sein."

Ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley

Auch die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley gilt als aussichtsreiche Kandidatin. Die 50-jährige Republikanerin wurde 2011 zur ersten Gouverneurin von South Carolina gewählt. Ab 2017 war sie unter Trump US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und galt als Gesicht der US-Außenpolitik, bis sie 2018 überraschend ihren Rücktritt verkündete.

Haley war als Unterstützerin Israels und für ihren harten Kurs gegen Iran und Russland bekannt. Außerdem zogen sich die USA unter ihrer Führung aus dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zurück.

Ebenfalls 2018 wandte Haley sich das erste Mal öffentlich gegen Trump, nachdem dieser wiederholt Demokraten und politische Gegner als „böse Menschen" bezeichnet hatte. Haley sagte bei einem Auftritt im Oktober 2018, „In Amerika sind unsere politischen Gegner nicht böse", und beklagte, das „giftige politische Umfeld" habe beide Seiten dazu veranlasst, „ihre Gegner als Feinde oder als böse zu bezeichnen".

Nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 distanzierte Haley sich erneut öffentlich von Donald Trump: „Er schlug einen Weg ein, den er nicht hätte gehen sollen - und wir hätten ihm nicht folgen und nicht auf ihn hören dürfen", sagte Haley in einem Interview der Website Politico. „Und wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas jemals wieder passiert."

Haley hatte erklärt, dass sie nicht antreten werde, sollte Trump ins Rennen gehen. Mal schauen, ob sie bei dieser Haltung bleibt.

Pragmatiker Chris Christie

Mit Chris Christie könnte ein Urgestein der Republikaner einen zweiten Anlauf wagen: Der Jurist ließ sich bereits 2015 als Kandidat für die republikanische Präsidentschaftskandidatur aufstellen, zog seine Bewerbung aber Anfang 2016 nach schlechten Wahlergebnissen in New Hampshire und Iowa zurück. Danach unterstützte Christie Trump.

Der ehemaliger Gouverneur des Bundesstaats New Jersey gilt als gemäßigt: So unterstützt er etwa die Forderung nach strengeren Waffengesetzen und steht für einen toleranteren Umgang mit der LGTBQ-Community und Einwanderern.

2020 erkrankte der heute 60 Jahre alte Christie schwer am Corona-Virus und räumte nach seiner Genesung Fehler im Umgang mit der Krankheit ein. Er warnte in der „New York Times" davor, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen: „Es ist etwas, das man sehr ernst nehmen muss." Nach den Midterms war Christie einer der Ersten, der Trump öffentlich im TV anzählte.

Ted Cruz – noch ein Hardliner

Wie Chris Christie bewarb sich auch Ted Cruz bereits 2016 um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, unterlag in den Vorwahlen aber Donald Trump. Der 51 Jahre alte Cruz sitzt seit 2013 für Texas im US-Senat und ist als Hardliner der Republikanischen Partei bekannt. So ist er beispielsweise gegen die Verschärfung von Waffengesetzen, gegen das Recht auf Abtreibung - außer wenn das Leben der Schwangeren gefährdet ist - und für die Todesstrafe.

Nach dem Amoklauf in einer Grundschule im texanischen Uvalde, bei dem ein 18-Jähriger 19 Kinder und zwei Lehrerinnen mit einem halbautomatischen Sturmgewehr tötete, erklärte Cruz in der anschließenden Debatte um eine Verschärfung der Waffengesetze gegenüber dem amerikanischen Sender CNN: „Wenn es einen Mörder dieser Art gibt, sehen Sie zwangsläufig, dass Politiker versuchen, das zu politisieren."

Und weiter: „Sie sehen Demokraten und viele Leute in den Medien, deren unmittelbare Lösung darin besteht zu versuchen, die verfassungsmäßigen Rechte gesetzestreuer Bürger einzuschränken. Das geht nicht. Es ist nicht effektiv. Es verhindert keine Kriminalität."

mit Agenturmaterial Zum Original