Die inklusive Krautrockband Station 17 macht seit 30 Jahren Musik, mit Erfolg – doch die Künstler stoßen noch immer an Grenzen. Ein Besuch im Proberaum
Die Band hat eine Pause eingelegt, die E-Gitarren sind gerade verstummt, da öffnet sich eine Tür. Eine Frau schiebt einen Rollator rein, sie lässt die Füße über den Teppichboden schleifen, ganz langsam, einen nach dem anderen. "Hallo, ich bin Birgit und ich möchte euch jetzt einen Text vorsprechen, den Text von dem Lied Regenbogen", sagt sie mit schleppender Stimme. Dann verstummt sie wieder. Birgit hat gesagt, was sie sagen wollte. "Ja moin, Birgit, wir organisieren dir mal einen Stuhl und ein Mikro, dann steigst du mit ein, okay?", fragt Christian Fleck, der weiter hinten an den Turntables steht. Birgit nickt und lächelt. Wenig später ist der mit Instrumenten und Verstärkern vollgestellte Raum erfüllt von Musik. Das Schlagzeug gibt den Beat vor, der federnd, tanzbar, fast jazzig daherkommt. Birgit beginnt zu rappen. Ihren Part kennt sie auswendig, klar – sie hat ihn ja selbst geschrieben.
Und die Leute beschweren sich immer andauernd und sag'n: "Is ja blöd, der Regen!" Da kann der Regen auch nichts für.
Was soll'n das?
Ohne den Regen gibt es keine Natur.
Ist doch ganz logisch.
Und genau so möchte ich, dass die Natur immer erhalten bleibt.
Und dass sie immer so bleibt, wie sie jetzt ist.
Ein Lied über die Schönheit der Natur, gespickt mit Alltagsbeobachtungen. So verspielt, sachlich, unverblümt wie Ohne Regen kein Regenbogen, das 2009 in einer Kollaboration mit Fettes Brot entstanden ist, kommen viele Songs von Station 17 daher. Andere klingen experimenteller, psychedelischer. Die Band verortet sich irgendwo zwischen Indie, Pop, Electro, Krautrock, legt sich nie ganz fest. Warum auch? Vielfalt, die Lust am Ausprobieren machen Station 17 aus. Das fängt bereits bei der Besetzung an, die aus Musikern mit und ohne Behinderung besteht.
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