Das Berliner Ensemble ersteht "NEU" mit bereits jetzt bewunderten, schimmernden Phönix-Federn, Ostermeier´s Eribon-Adaption dürfte (wie alle seine Produktionen) bald unter Dauer-Ausverkauft laufen, das Deutsche Theater hat den Ferdinand Schmalz auch ohne den Bachmann-Preis längst gefunden und das Maxim Gorki-Theater nimmt sich der Flüchtlingskrise an, wie sie es bereits "vor" der Bewusstwerdung der Flüchtlingskrise getan hat.
Nur die Castorfsche Volksbühne ist weg - trotz Petition, Trauer und Lamento.Und die Volksbühne Berlin ist da und eröffnet ihre Erst-Saison mit "Fous de danse", dem 10stündigen Tanz-Marathon-Spektakel, das tatsächlich dem "Volk" gewidmet ist, denn ALLE dürfen kommen, um in kollektiven Tanz-Bewegungen zu verschmelzen.
"Fous de danse ist von dem Wunsch angetrieben, eine temporäre tanzende Gemeinschaft zu schaffen, die mineralische Oberfläche des Tempelhofer Flugplatzes mit Körpern und verschiedenen Zuständen zu füllen, eine choreografische Form zu erfinden, die sich mit der Zeit verändert, und das Publikum einzuladen, an dieser Metamorphose des Raumes und der von ihm aufgenommenen Gesten teilzunehmen."( Volksbühne Berlin )
Oder, wie ein Freund mir raunte, geht es heute nicht endlich einmal weder um unloyal noch um jovial, auch nicht um scheißegal sondern um Neugier und Interesse einer neuen kulturellen Institution unserer Stadt gegenüber?
"Kinder, da gehen wir natürlich hin, der Eintritt ist frei, den Schampus lass ich aus der Klimpergeldschatulle springen, das Tempelhofer Feld liegt bei uns um die Ecke und auch der Ersan Mondtag hat in Twitter öffentlich angekündigt, dass er sich das mal anzuschauen traut!
FOUS DE DANSE statt FOUS DE HAINE!"
Zu des Freundes Ansage zeigen kleine Winke einzelner Sonnenstrahlen just zur Eröffnung dieser Premiere an, dass selbst ein Herr Dercon dieser Tage einen Gott an der Seite zu haben scheint.
Jede wohlüberlegte Entscheidung bringt Erleichterung mit sich. Froh und frei recherchiere ich zwecks Vorbereitung aufs Event in den Weiten des WWW und auf den Seiten der Volksbühne Berlin.
Boris Charmatz, sehr sympathisch, lockert meine Glieder allein vom Zusehen der Tutorials (1-6), in denen ich mir einige Körper-Tanz-Übungen schon vorab in den Redaktionsräumen antrainieren und abschauen darf.
Die Übung "Crocodile" lässt mich kurz überlegen, ob der Tierschutz informiert werden sollte und auch "Marlene" bringt Fragezeichen auf den Plan, doch der Rest lässt ahnen, wie die konvulsivisch zuckenden Leiber einer Masse etwas Hypnotisches entstehen lassen könnten
:Und wie ich mich so einsehe und eindenke, in diese neuen Volksbühnen-Welten, da wird doch noch einmal das Herz so schwer. Das was ich da sehe, das interessiert mich. Ich werde es mir ansehen. Mit Sicherheit. Und ohne Vorbehalt. Aber nicht Heute.
Denn in diesen Stunden erst wurde mir greifbar bewusst, dass die alte Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz tatsächlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.