Annette Frühauf

Dipl. Betriebswirtin (BA), Freie Journalistin

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Fahrspaß ohne Emission

Fahrspaß ohne Emission

Fahrspaß ohne Emission

Im Elektro Flitzer um den Bodensee, ins Hegau oder in den Schwarzwald düsen – das Fun Fahrzeug eRod gibt es in Steißlingen bei ‚Fahren Erleben Bodensee‘ zum Ausprobieren.
Eine Tür zum Einsteigen gibt es beim offenen Roadster nicht – einfach über die obere Stange des Rohrrahmens steigen und auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz Platz nehmen. Der leichte Elektrosportwagen ist eher puristisch ausgestattet, es gibt weder elektronische Assistenz-Systeme noch Servolenkung und natürlich auch keinen Bremskraftverstärker. „Ab der ersten Sekunde ist das volle Drehmoment da“, verspricht Simon Rogowski, in der kurzen Einführung - bevor die Fahrt beginnt.
Gurt und Schutzbrille sitzen – die Handbremse ist gelöst, der rechte Fuß tippt das Gaspedal an und los geht’s – quasi in knapp vier Sekunden von null auf 100 Kilometer pro Stunde. Auf der Teststrecke des Fahrdynamikzentrums schießt das knapp 600 Kilogramm schwere Fahrzeug davon – der Schub hat es in sich und Rogowski hat Recht, wenn er sagt: „Es ist ein bisschen wie Achterbahn fahren“. Zu kurz ist die Gerade, um auf die maximale Geschwindigkeit von etwas über 110 Kilometer pro Stunde zu kommen, aber es kitzelt im Bauch und der Fahrer ist zufrieden aber konzentriert. Auch in der ersten Kurve liegt das Leichtgewicht gut auf der Straße und kommt schnell wieder auf Hochtouren. Beim Beschleunigen ist auch das Elektroauto nicht lautlos, sondern gibt ein unüberhörbares, surrendes Geräusch von sich. Wer noch einen drauf setzt und ordentlich aus der engen Kurve rausbeschleunigt, bringt die Reifen zum Quietschen.

Die futuristisch aussehenden Flitzer stammen vom größten Elektro-Fahrzeug-Hersteller der Schweiz. Kyburz verkauft sie als Bausatz mit Straßenzulassung. Seit 2017 gibt es ein Topmodel mit Hardtop und 150 Kilowatt (KW), das sind 204 Pferdestärken (PS). Aber auch der ‚kleine Bruder‘ in weiß-gelb, geht ab wie eine Rakete. Um Akku-Leistung zu sparen, heißt es jetzt, Gas wegnehmen und ein paar Bremsübungen anhängen. Auch ohne Bremskraftverstärker klappt das gut und der Fahrzeugtechniker ist zufrieden.

Auf der Straße: Der Zweisitzer rollt fast geräuschlos vom Gelände. Automatisch will der Fuß das Gaspedal stärker durchdrücken - Bäume, Hecken, Wiesen und Felder fliegen nur so vorbei, die beiden Störche im hohen Gras werden nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Spätestens jetzt macht die Brille Sinn und es gibt auch Helme, die noch besser gegen den Fahrtwind und aufgewirbelte Partikel anderer Verkehrsteilnehmer schützen. Der Flitzer klemmt zwischen einem Geländewagen und einem Laster und erscheint im Größenvergleich winzig – fast ungeschützt, denn Kotflügel und Knautschzone fehlen. Aber auch zu den Fahrern in den Kleinwägen muss man hochschauen und erntet erstaunte Blicke. Die Ampel schaltet auf grün und der Fahrtwind verheißt wieder ein Gefühl von Schwerelosigkeit, auch wenn die Räder sicher aufliegen. Den Entwicklern des Elektrokarts mit Straßenzulassung, darunter auch Studenten der Fachhochschule Bern, ging es genau um dieses pure Fahrerlebnis. Je nach Fahrstil überdauert der Genuss rund 120 Kilometer, dann ist die Leistung des Akkus erschöpft und es muss aufgeladen werden. Eine Steckdose reicht. „Allerdings dauert der Ladevorgang einige Stunden“, erklärt Simon Rogowski, der auch Tipps für geeignete Touren parat hat.
Wer lieber die physikalischen Grenzen des Wagens kennenlernen möchte und reaktionsschnell ist - Lenkarbeit steht hier im Vordergrund - kann dies beim ‚Drift Training‘ tun. „Dazu gibt es in unserem Zentrum, übrigens Deutschlands modernstes, eine Schleuderplatte, die die Hinterräder wegdreht und so einen Schleudervorgang simuliert“, sagt Rogowski. Das ‚Driften‘ ist auch Teil der Fahr- und Sicherheitstrainings, die sich an Fahranfänger, Motorradfahrer sowie an Autofahrer richten, die lernen möchten, in Extremsituationen angepasst zu reagieren. „Seit 2003 muss jeder Führerscheinneuling in Österreich ein Mehrphasentraining absolvieren. Dort lernen die Fahrer, kritische Situationen einschätzen und damit umzugehen.“ 70 Prozent weniger Verkehrsdelikte gäbe es dort seitdem in dieser Altersklasse. Simon Rogowski schüttelt den Kopf, wenn er sagt: „Ich kann nicht verstehen, dass es das in Deutschland noch nicht gibt.“ Franz Fabian, der Projektleiter des privaten Fahrzentrums, kommt aus Österreich und hat die Erfahrungen des Nachbarlandes in die Angebote einfließen lassen. Die eRods für Straßenfahrten gibt es übrigens erst ab 24 Jahren.

Anreise: Von Stuttgart geht es über die A81 bis zur B34 nach Steißlingen, (150 Kilometer).
Fahren Erleben Fahrdynamisches Zentrum Bodensee:
Mühleweg 7, 78256 Steißlingen, Tel. 07738-93730, www.fahrenerleben.de

eRod Kurse gibt es ab 28,- Euro, bei denen die Teilnehmer drei bis fünf Minuten lang durch einen Parcours driften. Eine Rundtour auf der Straße für 30 bis 40 Minuten kostet ab 59,- Euro. Es gibt auch individuelle Angebote für Gruppen, www.fahrenerleben.de/erod
Beim Schweizer Hersteller Kyburz in Freienstein können Interessenten des Bausatzes ebenfalls Probefahren und bekommen den Fahrpreis auf den Basic Bausatz ab 23400,- Schweizer Franken angerechnet, kyburz-switzerland.ch/de/eRod-probefahren
Jeden Mittwoch von 17 bis 21 Uhr hat die 750 Meter lange Outdoor-Kartbahn mit 14 Kurven in Steißlingen geöffnet, 12 Minuten kosten 12,- Euro.

Weitere ADAC Trainingsanlagen und Fahrzentren gibt es in Breisach, www.adac.de/produkte/fahrsicherheitstraining/trainingsort-suchen-buchen/visitenkarten/breisach.aspx?mc=ext.sem.sht.reg und Leonberg, www.adac.de/produkte/fahrsicherheitstraining/trainingsort-suchen-buchen/visitenkarten/stuttgart_leonberg.aspx sowie am Hockenheimring, www.fsz-hockenheimring.de

Übernachtung: Direkt in Radolfzell im Bora Hotel mit SPA und japanischem Onsen, DZ im Sommer ab 215,- Euro www.bora-hotsparesort.de , im neuen Hotel K99, DZ ab 144,- Euro, www.hotel-k99.de oder im Wahrzeichen Aquaturm, DZ ab 155,- Euro, www.aquaturm.de
Essen und Trinken: Direkt am Seeufer im Vela, www.vela-yachtclub.de und im Naturfreundehaus Markelfingen, www.naturfreundehaus-bodensee.de

Weiter Informationen:
www.radolfzell-tourismus.de