Schnelles Internet - das wünschen sich viele, besonders in Zeiten von Homeoffice, Distanzunterricht, Online-Shopping, Netflix und Co. Wenn Murat Caglar mit seinem Team und Minibaggern in einem Wohnviertel anrückt, wird aus dem Wunsch bald Wirklichkeit. Der 26-jährige Bielefelder hat sich auf das Verlegen von Glasfaser- und Leerrohren für Telekommunikations-Anbieter spezialisiert.
Damit hat der junge Unternehmer auf ein wachsendes Marktsegment gesetzt: Allein die Telekom will in diesem Jahr 2 Millionen Haushalte mit Glasfaserangeboten für schnelles Internet erschließen, Tendenz steigend. Um Glasfaser bis in die Häuser zu verlegen müssen Straßen und Gehwege geöffnet werden, Rinnen gegraben und Leerrohre für die Glasfaserkabel verlegt werden. Vielerorts gibt es Engpässe im Breitbandausbau, weil die Tiefbauunternehmen den Aufträgen gar nicht hinterherkommen und es an qualifizierten Anbietern mangelt.
Chance erkannt und ergriffenMurat Caglar erkannte diese Chance und gründete im Januar 2020 in Bielefeld sein Unternehmen „Straßen- und Tiefbau MC Murat Caglar". „Eigentlich", so Caglar, wollte ich nach fünf Semestern Bauingenieurstudium in Detmold nur ein wenig pausieren und arbeiten. Doch dann lief es so gut, dass ich weitergemacht habe". Die Arbeit auf Baustellen kannte der Gründer schon durch seinen Vater, der seit 28 Jahren im Tiefbau tätig ist, davon 15 Jahre als Vorarbeiter. „Auch durch viele Ferienjobs konnte ich Erfahrungen sammeln - und mir nebenbei noch ein schönes Auto finanzieren", erzählt er augenzwinkernd.
Von dem konkreten Entschluss zu Gründen bis zur Einreichung des Businessplans verging nur ein halbes Jahr. Zeit, die der Gründer intensiv nutzte, um vor allem finanziell möglichst genau zu planen. Angebote für Werkzeuge, Bagger, Bulli und Anhänger mussten eingeholt, Markt- und Konkurrenzforschung betrieben werden. So fügte er in seinen Businessplan aktuelle Zeitungsberichte ein, die über die begrenzten Kapazitäten im Tiefbau berichteten. So konnte er belegen, dass seine Geschäftsidee Zukunft hat.
Teamplayer und FamilienmenschIm Laufe des Gründungsprozesses war Murat Caglars Vater Aynan so von der Idee seines Sohnes überzeugt, dass er bei seinem Arbeitgeber kündigte und mit in das Unternehmen seines Sohns wechselte. "Seine Erfahrungen, sein guter Ruf bei Auftraggebern und sein Netzwerk sind Gold wert für mich", freut sich der junge Unternehmensgründer. Auch Mutter und Schwester springen bei Büroarbeiten mit ein, wenn viel zu tun ist: ein echtes Familienunternehmen also.
Vier-Tage-WocheAuch bei seinen Angestellten legt der Tiefbauer Wert auf gute Teamarbeit. Die richtigen Bewerber auszuwählen, sei eine grosse Herausforderung. „Nur mit zuverlässigen Mitarbeitern können wir schnell und ordentlich unsere Aufträge erledigen". Aus anfangs vier sind innerhalb eines Jahres neun Mitarbeitende geworden, zwei weitere sind im Bewerbungsprozess. Auch der Fuhrpark hat sich inzwischen verdoppelt und der Jungunternehmer sucht im Raum Bielefeld eine Immobilie für Büro und Lager. Im Moment muss noch das Elternhaus an der Jöllenbecker Straße als Firmenzentrale dienen.
Da seine Baustellen zurzeit außerhalb Bielefelds, zwischen Rheine und Osnabrück liegen, geht Murat Caglar in Sachen Arbeitszeit neue Wege. Morgens früh um 6 Uhr fahren er und sein Team mit zwei Fahrzeugen gemeinsam zum Einsatzort und kehren abends entsprechend spät zurück, damit sich die Fahrzeit lohnt. „Dafür haben alle den Freitag frei", erklärt Caglar, der mit dieser Idee sein Team begeisterte.
Beratung vom Gründer CenterMit seinem Kommunikationsgeschick beeindruckte Murat Caglar auch Wolfgang Stisser vom GründerCenter der Sparkasse Bielefeld. "Es gab und gibt bei uns in der Region noch einen großen Bedarf für den Breitband- und Glasfaserausbau. Sowohl das Vorhaben als auch Murat Caglar persönlich haben mich überzeugt: er konnte alle Fragen kompetent und nachvollziehbar beantworten und hat damit bestätigt, dass die Planung gut überlegt war."
Zwar sei der Gründer bei den ersten Gesprächen Ende 2019 mit 25 Jahren noch relativ jung gewesen, doch war er bereits fünf Jahre im Tiefbau tätig und hatte zusätzlich seit über zwei Jahren Bauingenieurwesen studiert. „Herr Stisser hat von Anfang an den möglichen Erfolg meiner Idee gesehen und mich unterstützt", berichtet der Gründer von der Beratung. Dank seiner Unterstützung habe es bald mit den KfW-Mitteln und dem Kredit geklappt. Auch in punkto Versicherungen fühlte er sich von der Sparkasse gut unterstützt und beraten. Gerade in diesem Bereich sei es vorteilhaft und zeitsparend, Fachleute an seiner Seite zu haben.
Gute AussichtenNach dem Willen der Bundesregierung sollen künftig alle Haushalte an schnelles Internet angeschlossen werden. Mit Förderprogrammen will der Staat Netzanbieter anregen, den Internet-und Glasfaserausbau voranzutreiben - auch in der hiesigen Region. Es bleibt also viel zu tun für Murat Caglar und seine junge Firma.