Beste musikjournalistische Arbeit des Jahres:
Annett Scheffel (Die feine Kunst des Draufscheißens - Musikexpress)
Wenn eine Autorin es schafft, Leser*innen mit einem Porträt über eine Künstlerin zu begeistern, obwohl sie zuvor nie Fan ihrer Musik waren, wenn sie neugierig macht und durch ihren Artikel zu einem erneuten Hereinhören in die Songs verführt, dann hat sie ihr Ziel erreicht. Annett Scheffel ist das mit ihrem Stück über die neuseeländische Musikerin Lorde gelungen. Sie hat das Erscheinen ihres dritten Albums, „Solar Power“, 2021 genutzt, die Entwicklung der heute 25-Jährigen nachzuzeichnen, deren musikalische Karriere bereits zehn Jahre zuvor begonnen hat.
Scheffels Text für den Musikexpress, „Die feine Kunst des Draufscheißens“, beschreibt mit einem liebevollen Blick eine Künstlerin, die sich dem Markt und der Social-Media-Welt entzieht und nur zurückkehrt, wenn sie sich bereit dafür fühlt. Damit repräsentiert Lorde den Teil ihrer Generation, der sich dem Konsum verwehrt, secondhand kauft und off-grid lebt. Scheffel gelingt der Schwenk zwischen Videocall nach New York City, der eine verträumte junge Frau schildert, die während des Telefonats aus dem Fenster blickt und erzählt, was auf der Straße zwischen den Brownstones passiert und einem Szenenwechsel zum Interview, in dem Ella Yelich-O’Connor (Lorde) von Neuseeland, ihrer zweiten Heimat NYC, einem Trip in die Antarktis und ihrer Genese durch Musikgenres sowie den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge erzählt: Natur, Freunde, das Baden im Meer.
Ohne Annett Scheffel hätten wir nie so einfühlsam davon erfahren.
Für die Jury: Susanne Baller
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