Anne Herrberg

ARD-Korrespondentin in Südamerika (HF), Rio de Janeiro

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Uruguay: Gras vom Staat

In Uruguay kann man Marihuana ganz legal in Apotheken kaufen. Die Regierung will mit der Legalisierung der Droge den illegalen Handel und den Einfluss der Mafia eindämmen. Das Problem: Die Nachfrage ist zu hoch.

Von Anne Herrberg, ARD-Studio Buenos Aires


Sergio Rédin erinnert sich noch gut an den Tag, als seine kleine, familiengeführte Apotheke begann, mit Marihuana zu handeln. "Das war traumatisch. Die Leute standen Schlange um den ganzen Block, drängelten, mein Telefon klingelte ununterbrochen. Wir waren völlig überfordert."

Rédins Apotheke Antártida liegt mitten im Zentrum von Montevideo. Neben Medikamenten und Hygieneprodukten werden dort auch Hanfpfeifen, Hanfmühlen, Zigarettenpapierchen und kleine, genau fünf Gramm schwere Päckchen mit Marihuana-Blüten verkauft. Feinste Qualität, alle ordentlich bedruckt mit staatlichem Gütesiegel.

Legalisierung gegen illegalen Drogenhandel

Willkommen in Uruguay, dem einzigen Land der Welt, das Cannabis nicht nur komplett legalisiert hat, sondern auch den Anbau und Verkauf regelt. "Ein Experiment, das die Rückwärtsgewandten wahrscheinlich erschrecken wird", sagte Uruguays linker Präsident Pepe Mujica, dessen Regierung das Gesetz 2013 verabschiedete.

Das Kalkül: Den Drogenbanden sollte die Geschäftsgrundlage entzogen werden, zumindest beim Cannabis-Handel. Uruguay wurde zum Pionier in einer Region, in der die Prohibition zu mehr Gewalt und größerer Macht der Mafias geführt hat. Und tatsächlich soll der illegale Hanf-Handel zwischen 2014 und 2018 um ein Fünftel zurückgegangen sein, heißt es im Bericht der staatlichen Beobachtungsstelle für Drogen.

Das heißt, in die Kassen der organisierten Kriminalität flossen etwa 22 Millionen US-Dollar weniger. Kiffen ist in Uruguay heute zwar so normal wie das Feierabendbier, dafür aber ein sehr viel strenger regulierter Genuss. 



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