
Menschen in der peruanischen Hauptstadt Lima warten vor einem Krankenhaus darauf, behandelt zu werden (AFP / ERNESTO BENAVIDES )
Iquitos, eine chaotische Hafenstadt mitten in Perus Amazonasregion. Eine halbe Million Menschen drängen sich hier, das Leben spielt sich auf der Straße ab, die Infrastruktur ist prekär. Als hier im März die erste Corona-Infektion auftauchte, hatte man im regionalen Hospital kaum Information über die seltsame Krankheit aus China, erinnert sich der Infektiologe Dr. Juan Celis.
"Doch dann hat das Virus hier mit einer Geschwindigkeit eingeschlagen, die wir noch nie erlebt haben. Innerhalb von 15 Tagen ist hier das System kollabiert: Wir haben in unserem Krankenhaus, das insgesamt 220 Betten hat, 620 Patienten versorgt, auf dem Gang, in Büros, wo es eben ging. Personal erkrankte, Kollegen starben, irgendwann waren wir nur noch zehn oder zwölf Ärzte für 600 Patienten. Hier herrschte pure Verzweiflung."
Die "Infodemie" greift um sichAuf der ganzen Welt wird damals fieberhaft nach möglichen COVID-19-Therapien gesucht - dabei gerät auch das Medikament Ivermectin in den Fokus: ein billiges, rezeptfreies Arzneimittel, das seit Jahrzehnten gegen Parasiten und Würmer eingesetzt wird. Ein präklinische In-Vitro-Studie aus Australien ließ vermuten, hohe Dosen Ivermectin könnten die Viruslast in Zellen verringern. Ein weiteres Pre-Print-Paper aus den USA macht die Runde, wird dann aber wegen falscher Datensätze zurückgezogen. Doch in vielen Ländern Südamerikas hieß es da bereits, Ivermectin sei ein Wundermittel gegen das Virus, sagt Patricia Garcia. Die renommierte Epidemiologin und ehemalige Gesundheitsministerin forscht zu globaler Gesundheit.
"In dieser Pandemie haben die sozialen Medien eine zentrale Rolle gespielt: Die 'Infodemie' war atemberaubend. Alle redeten von Ivermectin. 'Hast du gehört? Das hilft!' Selbst ein bekannter Journalist verbreitet das in seinem Radioprogramm und die Leute drehten durch, das war eine regelrechte Hysterie."
Beitrag mit Verena von Schönfeldt
Zum Original