Anne Fischer

Freie Journalistin und Texterin, Dresden

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Gereinigt, konserviert, gewachst – Bodenpflege im Kölner Dom

Die Dombauhütte hat den historischen Sandstein- und Mosaikboden umfassend gereinigt. Im Rahmen seines Kultursponsorings hat Kärcher dabei mit Reinigungsmaschinen und Manpower geholfen und gemeinsam mit der Steinrestaurierung der Dombauhütte ein Gesamtkonzept zur Reinigung entwickelt.


Bislang wurden die Böden des Kölner Doms manuell gereinigt. Nun kam erstmals moderne Technik zum Einsatz: Auf den 4.000 Quadratmetern Sandsteinboden im Kirchenschiff löste das Kärcher-Team mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger in Verbindung mit einem Flächenreiniger den Schmutz mit 80 Grad heißem Wasser und 1 bis 2 Bar Druck aus den Poren heraus. Der gereinigte Sandstein ist deutlich heller, die Strukturen des Steins sind wieder erkennbar. Das Schmutzwasser wird sofort aufgenommen. So kann sehr gezielt gearbeitet werden, ohne Wasser und Dampf zu verteilen. Vorab wurde bei gemeinsamen Tests mit den Steinrestauratoren der Dombauhütte ein schonendes Verfahren erarbeitet. Für die dauerhafte Unterhaltsreinigung aller Böden im Dom stellt Kärcher eine Scheuersaugmaschine für die größeren Flächen und eine kleinere Maschine für schwerer zugängliche Bereiche zur Verfügung. So wird auch die Hygiene optimiert: Die Scheuersaugmaschinen nehmen Schmutz zuverlässig auf.

Konservatorische Maßnahmen am Mosaikboden


Ein eigenes Teilprojekt war die Reinigung und Konservierung des 1.300 Quadratmeter großen Mosaikbodens in Chor und Vierung. Er ist das größte Kunstwerk im Kölner Dom und entstand erst kurz nach der Vollendung der Kathedrale in den späten 1880er- und 1890er-Jahren. Zahlreiche Mosaikbilder zeigen die Geschichte des Erzbistums Köln, die christliche Weltordnung, das menschliche Leben und den mittelalterlichen Kosmos. Die Entwürfe stammen von Architekt und Bauhistoriker August Essenwein und Glas- und Monumentalmaler Fritz Geiges.

Die Mosaike bestehen aus hochgebrannten, keramischen Mosaikplättchen von Villeroy & Boch. Die Firma ist auch deshalb verbunden mit der Domgeschichte, weil sie dem Kölner Dombauverein für den Weiterbau regelmäßig Spendengelder zukommen ließ, die sie mit dem Verkauf von keramischen "Dombechern" sammelte. Die Entscheidung für keramische Mosaike war eine wirtschaftliche: Die Dombauhütte richtete sich nach einem Gutachten, das den Mosaikplatten von Villeroy & Boch eine größere Abriebfestigkeit bescheinigte als Naturstein. Deshalb sind lediglich das Langhaus und das Querschiff mit großformatigen Platten, überwiegend aus Obernkirchner Sandstein sowie begleitenden Einfassungen aus dunkelrotem Granit und dunkelgrünem Syenit, belegt. Chorumgang, Vierung und innerer Chorraum wurden dagegen mit "Mettlacher Stiftmosaik" ausgestattet. Gegen Mosaike aus Naturstein entschied man sich ebenfalls aus Haltbarkeitsgründen: Der damals häufig verwendete Kalkstein zeigt schneller Abrieberscheinungen und ist anfälliger für Schadstoffe und Salze.

Am Firmensitz von Villeroy & Boch in Mettlach wurden die Mosaike zu Platten zusammengefügt und später im Dom nach genauem Verlegeplan verbaut. Es wirkt, als handele es sich um ein einziges, riesiges Mosaik, weil die Übergänge der Teilplatten von Mosaiklegern gekonnt "vernäht" wurden. Tatsächlich sind die Mosaiksteine selbst extrem beständig, zu Schäden kommt es durch die große Belastung der vielen Besucher hingegen an den Mörtelfugen.

Schmutzbänder an Mosaik-Vernähungen und schadhafte Fugen

Steinrestaurator Jasper Völkert und Glasrestauratorin Sandra Williger verantworten das Konservierungsprojekt. Sie sind direkt bei der Dombauhütte angestellt – seit 2013 gibt es eine eigene Restaurierungswerkstatt für Stein. Völkert und Williger kümmern sich um die Vorbereitung und Dokumentation der Restaurierungsmaßnahmen sowie die substanzschonende Reinigung und Konservierung der historischen Steine und Mörtel. "Anfang 2017 zeigten sich an den Mosaikböden elementare Schäden, ein größeres Stück war eingesackt. Nach eingehender Kartierung haben wir gemeinsam mit der Mosaik-Restauratorin Joana Pomm ein Konzept für die Reinigung und die Konservierung der Hohlstellen und Risse sowie fehlende Steine erstellt", erzählt Völkert. Die letzte größere Restaurierung des Mosaikbodens lag bereits rund 50 Jahre zurück, damals wurden teilweise noch Kriegsschäden repariert. Neben den Mörtelschäden kartierten die Restauratoren auch optische Mängel: "An manchen Stellen, an denen die Mosaike geflickt wurden, gibt es Verschmutzungen. An den Vernähungen haben sich zum Beispiel Schmutzbänder gebildet, die den Farbeindruck verschleiern und die Farbtiefe nehmen."

Diese Schmutzschicht sowie die Pflegemittelschicht der vergangenen Jahre wird mit einer oszillierenden Einscheibenmaschine von Kärcher entfernt, um das ursprüngliche Farbbild wieder zu erlangen und die Konservierung überhaupt durchführen zu können. "Bei den Mosaikböden können wir, anders als bei den Sandsteinflächen, nicht auf Chemie verzichten. Denn rein mechanisch erlangen wir dort kein effektives Ergebnis. Teilweise sind die Böden auch mit hartnäckigen Wachsflecken oder Kaugummi verschmutzt", sagt Völkert. Neben der oszillierenden Einscheibenmaschine von Kärcher kommt deshalb Reiniger für Feinsteinzeug der Firma Moeller Chemie zum Einsatz. Im Anschluss widmeten die Restauratoren sich den Fugen des Mosaiks: An den Mosaiksteinen selbst müssen sie fast nichts tun, außer an Stellen, an denen die Fugenschäden es erforderten. Die Konservierung erfolgte eher bei großen Rissbildungen, die sich teilweise bis in die tragende Schicht zogen. Die Hohlräume werden verfüllt, das Fugennetz bei starken Schäden neu ausgefugt. Zum Einsatz kam dabei mineralischer, zementhaltiger Mosaikfugenmörtel sowie farblich angepasster Trasskalkmörtel an den Randanschlussfugen. Zum Schluss tragen die Restauratoren eine neue Wachsschicht mit einer Poliermaschine von Kärcher auf. Erst so kommt die Farbtiefe der Mosaike zur Geltung, denn die Mosaiksteine haben keine glasierte Oberfläche, sondern sind matt gebrannt. Die Arbeiten am Mosaik werden voraussichtlich noch bis September 2022 andauern.


„Mit der restauratorischen Reinigung des Bodens im ehrwürdigen Kölner Dom leisten wir einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Schutz eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler in Deutschland“, sagt  Kärcher-Vorstand Hartmut Jenner. Die Reinigungsfirma hat in einem früheren Projekt bereits das mittelalterliche Trachytmauerwerk am Chor gereinigt.

Der Kölner Dom
Nach der Erwerbung der Gebeine der Heiligen Drei Könige im Jahr 1164 wurde der Kölner Dom einer der bedeutendsten Pilgerorte Europas. Die heutige hochgotische Kathedrale wurde – mit einer Unterbrechung von fast 300 Jahren – zwischen 1248 und 1880 erbaut. Zur Zeit der Fertigstellung war sie das höchste Bauwerk der Welt. Der Dom wird von bis zu sechs Millionen Besuchern im Jahr besichtigt. Rund 50 verschiedene Natursteinsorten sind an der Kathedrale verbaut. Im Mittelalter betrieb die Dombauhütte eigens einen Trachyt-Steinbruch, aus diesem bestehen fast alle bis um 1520 errichteten aufgehenden Mauern und Pfeiler. In einem weiteren Bruch gewann sie den Säulenbasalt, aus dem die Fundamente – neben Tuff – bestehen. 


Bei der Vollendung des Domes zwischen 1842 und 1880 wurde kein Trachyt mehr genutzt, sondern vor allem Schlaitdorfer Sandstein, Obernkirchener Sandstein, und französischer Kalkstein für Skulpturen und Baldachine. Später wurden am Dom unter anderem Krensheimer Muschelkalk und Londorfer Basaltlava verwendet. Heute nutzt die Dombauhütte für die Restaurierung Steine, die den ursprünglichen Materialien geologisch und optisch möglichst nahe kommen. Dafür bezieht sie Trachyt aus Montemerlo in Italien, Sandstein aus Božanov in Tschechien und Obernkirchen sowie Kalkstein aus dem französischen Caen.

Die Dombauhütte
Die Geburtsstunde der ersten Kölner Dombauhütte schlug 1248 mit dem Baubeginn. 1823/24 wurde die Dombauhütte wiederbegründet, seit der Fertigstellung verantwortet sie die Erhaltung der Kathedrale. In den ersten Jahrzehnten nach 1945 stand dabei die Wiederherstellung des im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Baus im Fokus. Aktuell sind in der Dombauhütte 97 Mitarbeiter beschäftigt, darunter Steinmetzen, Metall- und Gerüstbauer, Glasmaler, Schreiner, Restauratoren, Ingenieure und Geisteswissenschaftler. Die Steinmetze bilden dabei die größte Werkgruppe. Sie bemühen sich heutzutage um den Erhalt des Baues und bei notwendigen Erneuerungen um möglichst originalgetreue Rekonstruktionen. Bis in die 1980er Jahre hinein hatten Bildhauer und Steinmetzen noch mehr Gestaltungsfreiheit – deshalb finden sich am Kölner Dom neben den Porträts von Hütten-Mitarbeitern auch solche von Fußballspielern, Tanzmariechen und dem ein oder anderen Staatsmann.

Artikel erschienen in STEIN 07/2021 (S. 26 - 31)

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