Zukunftsforscher über Deutschland 2050 Icon: Spiegel Plus "Der Westen wird sich dem Osten angleichen"
Werden wir in 30 Jahren noch über die deutsche Einheit sprechen? Daniel Dettling hat eine andere Vorstellung von der Zukunft.
Ein Interview von Anna Bayer und Jann-Luca Künßberg
Frage: Werden wir im Jahr 2050 noch über die deutsche Einheit sprechen?
Dettling: Die deutsche Einheit wird dann eher etwas für Historiker sein. Wir werden ein Deutschland haben, in dem nicht mehr zwischen Ost- und Westdeutschland unterschieden wird. Einheit wird eine Selbstverständlichkeit sein, wir sind dann eher Brandenburger, Bayern, Baden-Württemberger und Europäer.
Frage: Ist Einheit in Zukunft dann überhaupt der richtige Begriff?
Dettling: Ich glaube, das ist der falsche Begriff, wenn wir über Deutschland in 30 Jahren nachdenken. Einheit suggeriert ja, dass wir einen Status erreichen werden, den es früher schon einmal gegeben hat. Und ein solches Szenario tritt eigentlich nie ein. Zukunft verhält sich immer anders als die Vergangenheit. Vor allem sind die Verläufe, was emotionale, psychologische Entwicklungen angeht, überhaupt nicht linear. Es entsteht eher etwas Neues, ein Hybrid.
Frage: Und wie sieht dieses Neue aus?
Dettling: Wir Zukunftsforscher sprechen immer gern von Megatrends. Und wir beobachten einen, der 2050 längst Realität sein wird: die Synthese von Globalisierung und Lokalisierung - die sogenannte Glokalisierung. Kleinere Einheiten werden aufgewertet, der ländliche Raum, die Kommunen, die Regionen. Die Leute sehen sich dann eher als Lausitzer und Franken und Eifler denn als Deutsche, Westdeutsche oder Ostdeutsche.
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