Christian Lindmeier ist Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO. Nachdem bei einer Ausgabe von Versorgungsgütern im Gazastreifen zahlreiche Menschen starben, fordert er einen sofortigen Waffenstillstand.
ZEIT ONLINE: Herr Lindmeier, wie ist die humanitäre Versorgung in im Moment?
Christian Lindmeier: Die Lage ist katastrophal. Wenn man denkt, dass es nicht mehr schlimmer werden wird, wird man am nächsten Tag eines Besseren belehrt. Es gibt mindestens 30.000 Tote, davon 70 Prozent Frauen und Kinder. Von ehemals 36 Krankenhäusern sind momentan zwölf partiell wieder einsatzbereit. Es fehlt an Strom, die Frischwasser- und Abwasserversorgung ist nicht mehr möglich, der Müll türmt sich. Seit Wochen gibt es zu wenig zu essen und zu trinken und mit der Unterernährung häufen sich die Infektionskrankheiten, die sich mittlerweile rasend ausbreiten. Wir haben heute die offizielle Zahl erhalten, dass das zehnte Kind in einem Krankenhaus verhungert ist.