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Einbruch: "Nach dem Einbruch hat sich unser Zuhause so dreckig angefühlt"

In der Nacht nach dem Einbruch bin ich bei jedem noch so kleinen Geräusch aufgeschreckt. Ich hatte Angst, dass plötzlich ein Einbrecher in der Wohnung steht. Auch heute liege ich nachts noch oft wach. Dann denke ich daran, was damals passiert ist.

Es war der 26. März 2016, Ostersamstag. Mein Mann Dieter und ich saßen im Garten von unserem Wochenendhäuschen in Brandenburg, wollten gerade das Fußballspiel einschalten - Deutschland gegen England -, als das Telefon klingelte. Meine Tochter war dran: "Mutter, bei euch wurde eingebrochen." Wir haben uns sofort auf den Weg nach Hause gemacht.

Auf der Fahrt von Neuruppin nach Hennigsdorf war mir speiübel. Ich habe vor Aufregung am ganzen Körper gezittert. Dieter ist gefahren. Ich hätte mich, aufgelöst, wie ich war, gar nicht auf den Verkehr konzentrieren können. Ich hatte große Angst davor, was mich zu Hause erwartet.

Als wir ankamen, war es nach 22 Uhr. Die war noch da; unsere Tochter hatte sie gerufen. Es herrschte Chaos. Alle Türen standen offen: Die Schrankwand im Wohnzimmer, die Schubfächer im Arbeits- und im Schlafzimmer, alles war durchwühlt. Der Einbrecher hatte unsere Wäsche aus den Schränken gerissen. Pullover, Handtücher und sogar meine Unterwäsche lagen auf dem Boden.

Die Polizei war dabei, die Spuren zu sichern. Dieter und ich standen hilflos daneben. Wir durften nichts anfassen, konnten nur tatenlos zusehen, wie sie den Einbruch dokumentierten. Ein Polizist nahm mit Pinsel und schwarzem Pulver Fingerabdrücke an der Balkontür. Die waren überall, auf der Fensterscheibe konnte man eine Hand erkennen. Auf dem Boden waren Fußspuren.

Der Polizist sagte, dass der Einbruch wahrscheinlich nur fünf Minuten gedauert hat. Wir wohnen im Hochparterre, das heißt, unser Balkon ist nur einen guten Meter über dem Boden. Für den Einbrecher kein Hindernis: Er hat die Balkontür mit einem Schraubenschlüssel aufgehebelt.

Als die Polizei weg war, haben Dieter und ich uns erst einmal aufs Sofa gesetzt. Wir haben eine ganze Weile geschwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Das mussten wir erst einmal sacken lassen.

Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen soll. Das Chaos in der Wohnung, die Willkür, mit der ein Fremder das Unterste zuoberst gekehrt hatte, hat mich erschlagen. Irgendwann bin ich aufgestanden, habe alle Schranktüren geschlossen, die Wäsche, die im Schlafzimmer verstreut war, auf einen großen Haufen gelegt. Danach ging es mir ein bisschen besser.

Die nächsten Tage habe ich eigentlich nur geputzt. Ich musste irgendwas tun. Irgendwas, das das schlechte Gefühl verscheucht, dass jemand Fremdes in unserer Wohnung war, alles gesehen und durchwühlt hat. Nach dem Einbruch hat sich unser Zuhause so dreckig angefühlt. Ich habe die Schränke ausgewischt, alles gewaschen, jeden Zentimeter der Wohnung geschrubbt, den der Einbrecher angefasst haben könnte. Doch das Gefühl ging nicht weg.

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