Das Café May in Hamburg-Barmbek sieht aus wie ein großes Wohnzimmer, mit vielen Sofas, auf denen die Gäste richtig lümmeln können, sich hineinfläzen, ganze Nachmittage hier verbringen, ohne dass es jemanden stören würde. Es ist ein Ort frei von Zeitdruck. Willy, die Klassensprecherin der 9B, reserviert trotzdem jeden Monat, wie heute, im August, immer um 15 Uhr, denselben Tisch, nah am Fenster. Die 9B sitzt lieber auf Stühlen. Aus den Sofas, fürchten sie, kommen sie womöglich nicht mehr hoch.

Willy ist meist als Erste da, sitzt aufrecht am Tisch, die grauen Locken fallen ihr ins Gesicht, wenn sie sich über ihren kleinen Taschenkalender beugt. Und dann trudeln nach und nach auch die anderen ein, gerade Törtchen und Frau Thieme. Törtchen holt Thieme immer mit dem Auto ab, nachdem beide schon vor Jahren raus aufs Land gezogen sind und in Häusern mit Garten leben, nicht in Mietwohnungen so wie die anderen.(...)