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Zeichnen für das freie Leben

Mit spitzer Feder: Die unangepassten Motive von ­Doaa El-Adl sorgen in Ägypten immer wieder für Diskussionen. 2013 wurde sie wegen Blasphemie angeklagt. ARTE porträtiert die Künstlerin im März. Illustration: Doaa El-Adl

Karikaturen gehören zu den ältesten Pressegattungen, provozieren aber bis heute teils heftigste Reaktionen. Was macht die Zeichnungen so mächtig – und wieso sind sie gerade jetzt so umkämpft?


Karikaturen, so schrieb die US-amerikanische Zeichnerin Ann Telaes, sind für eine Demokratie das, was die Kanarienvögel einst für Kohlekumpel waren: Trat bei der Arbeit unter Tage das gefährliche, aber geruchlose Kohlenmonoxid aus, so waren es die Vögel, die davon am schnellsten betroffen waren - und die Bergarbeiter konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Analog dienen politische Karikaturen laut ­Telaes innerhalb demokratischer Systeme als Frühwarnsystem: Sie decken politische Missstände auf, entlarven Machtverhältnisse, halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. Einer der weltweit führenden Karikaturisten, der Schweizer ­Pulitzerpreisträger Patrick ­Chapatte, hat das ähnlich formuliert: „Karikaturen sind ein Produkt der Demokratie. Kränkeln die Karikaturen, schwindet die Freiheit."


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