Anna Charlotte Groos

Studentin am Journalistischen Seminar, Mainz

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Klimawandel: Mehr als die Hälfte junger Menschen ist von Angst erfüllt

Storm, eine 10 Meter große Puppe, und Little Amal, 3,5 Meter groß. Beide besuchen die Klimakonferenz in Glasgow. © Paul Ellis/afp

Eine internationale Studie zeigt, dass die Angst vor dem Klimawandel den Alltag junger Menschen stark beeinflusst. Viele fühlen sich von ihren Regierungen verraten.

Frankfurt - Dass sich jüngere Menschen mit dem Klimawandel beschäftigen, ist nichts Neues. Internationale Jugend-Bewegungen wie Fridays for Future kämpfen seit Jahren für einen stärkeren politischen Einsatz im Kampf gegen die Klimakrise. Hinzu kommt: Der Klimawandel ist schon längst kein utopisches Konzept mehr - wie in Deutschland nicht zuletzt die Überschwemmung im Ahrtal gezeigt hat. Und das bekommen besonders junge Menschen zu spüren. Denn sie wachsen mit dem Bewusstsein auf, dass die Auswirkungen des Klimawandels vor allem ihre Generation treffen werden.

Welche psychischen Auswirkungen der Klimawandel auf jüngere Menschen hat, hat nun eine internationale Studie aus Großbritannien erstmals in einem größeren Rahmen untersucht. Dabei fokussierten sich die Forschenden besonders auf die Frage, welche Gefühle die Klimakrise bei jüngeren Menschen auslöst und was sie über das Handeln ihrer Regierung denken. Ein Team um die Psychologin Elizabeth Marks von der University of Bath befragte dafür insgesamt 10.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren in zehn Ländern. Zu den Ländern gehören Frankreich, Finnland, Großbritannien, Australien, die USA, Portugal, Brasilien, Indien, die Philippinen und Nigeria. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team vorab als Preprint in der Fachzeitschrift The Lancet.

Studie aus Großbritannien: Mehrheit der jungen Menschen hat Angst vor dem Klimawandel

Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, „sehr besorgt" oder „extrem besorgt" über den Klimawandel zu sein. Über 45 Prozent gaben zudem an, dass ihre Gefühle bezüglich des Klimawandels ihr tägliches Leben und ihr Funktionieren im Alltag negativ beeinflussen würden.

Über 50 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich im Zusammenhang mit der Klimakrise bereits traurig, ängstlich, wütend, machtlos, hilflos und/oder schuldig gefühlt hätten. Die am wenigsten häufig berichteten Gefühle waren Optimismus und Gleichgültigkeit. 77 Prozent gaben an, Angst vor der Zukunft zu haben. „Dies sind chronische Stressfaktoren, die erhebliche, lang anhaltende und zunehmende negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und jungen Menschen haben", schreiben die Forscher:innen.

Umgang mit der Klimakrise: Junge Menschen fühlen sich von ihren Regierungen verraten

Zudem hätten besonders junge Männer und Frauen, die eher in südlichen oder ärmeren Regionen der Welt leben, eine verstärkte Klimaangst geäußert. Personen, die durch Extremwetterkatastrophen wie Überschwemmungen, Waldbrände oder Hitzewellen bereits persönlich vom Klimawandel betroffen gewesen sind, hätten ebenfalls verstärkt geäußert, sich Sorgen zu machen.

Von denjenigen, die angaben, mit anderen über den Klimawandel gesprochen zu haben, sagte fast die Hälfte, dass andere Personen sie ignoriert oder abgetan hätten. Hinzu kamen Gefühle des Verrats durch fehlende Reaktionen der Regierung. Laut den Forschenden sei hier eine Korrelation zu beobachten: Besonders stark ausgeprägt sei die Klimaangst sowie Gefühle von Stress und Hilflosigkeit bei den Personen, die sich im Umgang mit der Klimakrise von ihren Regierungen nicht ernstgenommen fühlten.

Angst vor der Zukunft und dem Klimawandel: Versagen der Regierung sei moralische Verletzung

Das Versagen der Regierungen, sich angemessen mit dem Klimawandel und den Auswirkungen auf jüngeren Generationen zu beschäftigen, stelle eine „moralische Verletzung" dar, urteilte das Forscherteam. Die Regierungen müssten daher endlich beginnen, entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Vom 31. Oktober bis zum 12. November findet die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow statt. Welche Maßnahmen hier beschlossen werden, wird wegweisend für die Zukunft sein - ganz besonders für die der jungen Menschen. (Anna Charlotte Groos)

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