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Ausflugsvergnügen: Hüttenurlaub für Anfänger im Alten Wallberghaus

Ich bin Münchnerin, aber kein Munich Mountain Girl. Ich mag Berge, aber nur die Aussicht, den Kaiserschmarrn und den Lift nach oben. Dementsprechend habe ich auch noch keine mehrtägige Wandertour durch die bayerischen Alpen unternommen und in urigen Hütten mit Bettenlagern und Kaltwasserduschen übernachtet. Zum Glück, denn ich glaube auch nicht, dass das etwas für mich wäre. Ich mag Hotels und ich finde: Wer wegfährt, sollte es schöner haben als zuhause. Oder zumindest genauso schön.

Für Menschen wie mich gibt's aber zum Glück Berghotels - wie das Alte Wallberghaus am Tegernsee, das die gemütlichen Seiten des Hüttenlebens (deftiges Essen, Vollholzmöbel im Landhausstil, Bergblick) mit den angenehmen Seiten des Hotellebens (teure Matratzen, Drei-Gänge-Menü, Zentralheizung) verbinden.

Dienstag, 15 Uhr: Anreise mit dem Lift und zu Fuß

Das Berghotel Altes Wallberghaus gehört - ebenso wie das letztes Jahr eröffnete Bussi Baby - zur Familie des bekannten Luxushotels Bachmair Weissach. Das ist mittlerweile ja eine Institution in der Gegend, nicht zuletzt wegen seinem japanischen Mizu Onsen Spa. Hier holt man sich auch seine Tegernsee Card an der Rezeption ab, bevor's hoch auf den Berg geht.

Die Anreise zum Berghotel ist ein wenig anders als man das von Hotels sonst so kennt. Hier wird nicht mit dem Auto bis zum Haupteingang vorgefahren - höchstens bis zum Parkplatz der Wallbergbahn. Die Bahn kostet normalerweise 20 Euro für Berg- und Talfahrt, wer die Tegernsee Card hat, spart die Hälfte. Auf dem Wallberg angekommen, wandert ihr noch um die 15 Minuten zum Hotel.

Dienstag, 15.30 Uhr: Ankommen im Berghotel Altes Wallberghaus

Es ist das Klischee schlechthin, dass die Uhren am Berg langsamer ticken. Dieses Klischee bewahrheitet sich im Wallberghaus schon beim Check-In. Das Personal ist total freundlich und selbst so entspannt, dass auch wir erst einmal einen Cappuccino auf der Terrasse bestellen, bevor wir unser Gepäck ins Zimmer tragen. Hinzu kommt: Im Berghotel Altes Wallberghaus sucht man LTE und WLAN vergebens. Statt auf unsere Handys zu schauen, schauen wir also auf Wiesen und Berge - und spüren richtig, wie unser Puls immer langsamer wird.

Statt auf unsere Handys zu schauen, schauen wir also auf Wiesen und Berge - und spüren richtig, wie unser Puls immer langsamer wird. Dienstag, 16 Uhr: Die Zimmer im Berghotel

Wie auf einer Hütte auch, teilt man sich die Toiletten und Duschen im Alten Wallberghaus mit den anderen Gästen. Allerdings ist hier jede Dusche in einem kleinen Raum, den man abschließen kann - und obwohl das Hotel halbvoll ist, warte ich kein einziges Mal vor der Toilettentür. Zum Zähneputzen kann man außerdem auf den Zimmern bleiben, denn jedes hat ein eigenes Waschbecken mit Spiegel.

Wir schlafen im Vier-Bett-Zimmer - und die Matratzen sind genauso bequem wie erhofft. Dazu gibt's diese tollen Hotel-Daunendecken, in denen man vollkommen verschwindet, hübsche Leinenvorhänge und hippe Industrielampen. Das Alte Wallberghaus ist gemütlich und traditionell, aber zugleich auch sehr modern und minimalistisch. Ein Berghotel, das ganz und gar ohne Kitsch auskommt.

Dienstag, 17 Uhr: Ein kleiner Spaziergang

Bevor es zum Abendessen geht, erkunden wir noch ein wenig die Gegend und pflücken einen Wiesenblumen-Strauß, den wir uns danach aufs Zimmer stellen. Das Wetter weiß zwar nicht so recht, was es will, aber uns freut's. Denn das Berghotel Altes Wallberghaus, das am Wochenende und bei schönem Wetter immer gut gebucht ist, strahlt so total viel Ruhe aus. Abgesehen von ein paar Pärchen, die auf der Durchreise sind und hier nur eine Nacht verbringen und zwei Familien, die Urlaub machen, sind wir unter uns.

Dienstag, 19 Uhr: Drei Gänge zum Abendessen

Das Abendessen ist beim Wallberghaus im Zimmerpreis inkludiert - genauso wie das Frühstück. Anders als auf anderen Hütten wartet hier allerdings ein Drei-Gänge-Menü vom Feinsten. Wir trinken Tegernseer Hell (natürlich!), probieren den tollen Riesling und die hausgemachte Hollerschorle. Das Menü wechselt täglich und besteht jeweils aus einer Vorspeise, heute einer gefüllten Paprika mit Pfifferlingen, einem Hauptgang (der Kalbsrücken ist der absolute Wahnsinn!) und einer Nachspeise: Nutella-Crêpes mit Erdbeeren . Pappsatt fallen wir danach ins Bett und schlafen, wie soll's anders sein, wahnsinnig gut.

Mittwoch, 8 Uhr: Frühstück bei Sonnenaufgang

Auch das Frühstück am nächsten Morgen kann sich sehen lassen: Für die Frühaufsteher gibt's ab 7.30 Uhr ein Buffet, das alles bietet, was man braucht: Verschiedene Käse- und Wurstsorten, Brezen, Semmeln und hausgemachtes Krustenbrot, Obatzten, Frischkäse, Müsli, Nüsse, hartgekochte Eier, Obst, Orangensaft und den fabelhaften Kaffee, den wir gestern schon getrunken haben. Bis halb 10 kann man dann entweder drinnen im gemütlichen Gastraum oder draußen auf der Terrasse bei Sonnenaufgang frühstücken.

Mittwoch, 10 Uhr: Wanderung zur Moosbergalm

Nach so viel Essen braucht's Bewegung und da das Wetter zumindest bis zum Nachmittag durchhalten soll, stapfen wir los. Wir entscheiden uns für die Richtung bergab zur Wallbergmoos Alm. Zuerst führt uns der Weg durch einen dichten Wald, der hin und wieder schöne Ausblicke auf den untenliegenden Tegernsee gibt. Später weicht der wurzelübersäumte Waldweg einem steinigen Spazierweg - und keine zwei Stunden später sind wir unten bei der Walllbergmoos Alm.

Das echte Abenteuer wartet aber noch, denn wir müssen die Strecke ja auch wieder nach oben - von 1100 Höhenmetern hoch zum Berghotel Altes Wallberghaus auf 1500. Auf dem Weg schwitzen und fluchen wir, werden aber mit allerlei hübschen Ausblicken auf den Tegernsee und Tieren am Wegesrand belohnt. Vom Fasan bis zum Frosch ist alles dabei.

Auf dem Weg schwitzen und fluchen wir, werden aber mit allerlei hübschen Ausblicken auf den Tegernsee und Tieren am Wegesrand belohnt. Vom Fasan bis zum Frosch ist alles dabei.

Mittwoch, 15 Uhr: Brotzeit, Kuchen und Brettspiele

Zurück im Berghotel brauchen wir natürlich erst einmal Stärkung. Wir bestellen Cappuccino, Schoko-Sahne-Torte und ein Brotzeitbrettl - genau in dieser Reihenfolge. Am Nachmittag macht das Wetter zu, das Hotel liegt dermaßen im Nebel, dass man beim Blick aus dem Fenster sicher ist, nun im Himmel angekommen zu sein.

Als der Nebel sich langsam lichtet und sich diese typischen Wolken, die man so gut kennt vom Tegernsee, zwischen die Tannen legen, lese ich den Anderen nachmittags im Bett etwas vor. Wir spielen Brettspiele, lachen, vergessen das Internet, den Wochentag und sowieso diese ganze Welt da unten im Tal. Also, wenn das Bergleben auch so sein kann, dann werde ich vielleicht doch noch zum Munich Mountain Girl.

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