Anja Lang

Freie Fachautorin für Medizinthemen, München

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Zahnkronen: Zahnersatz im Kostencheck - N24.de

Achtung Kostenfalle: Nicht immer ist bei Zahnkronen die Luxsusversion notwendig. (Bild:Getty)

Die Palette bei Zahnkronen reicht von der Luxusvariante in Vollkeramik bis hin zum einfachen Stahlmodell. So kommen Familien auch mit weniger Geld zu einem vernünftigen Zahnersatz.

Muss ein Zahn überkront werden, kommen auf den Patienten immer Kosten zu. Die Krankenkasse leistet seit 2005 nur noch den sogenannten befundorientierten Festzuschuss für die Regelversorgung. Das sind etwa 50 Prozent der Kosten, die für eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Lösung anfallen.

Das zahlt die Kasse

Soll zum Beispiel ein Backenzahn überkront werden, dann ist die Kassenlösung eine Vollgußkrone in Nicht-Edelmetall-Ausführung. Sie kostet etwa 300 Euro. Davon trägt die Kasse rund 120 Euro als Festzuschuss. Wurde ein Bonusheft geführt, erhöht sich dieser Zuschuss noch mal um 20 bzw. 30 Prozent. Bleiben also bestenfalls etwa noch 150 Euro für den Patienten, die er selbst tragen muss. Vorne im sichtbaren Bereich, sieht die Regelversorgung auch eine vestibuläre Verblendung vor, also eine Verblendung der sichtbaren Teile des Zahns. Die Kosten der Krone steigen dann auf insgesamt etwa 380 Euro, aber auch der Festzuschuss erhöht sich um rund 45 Euro. Somit bleiben für diese Kronenart noch rund 210 Euro ohne Bonus.

Diese Regelung gilt bis zum fünften Zahn im Oberkiefer und bis zum vierten Zahn im Unterkiefer. Für weiter hinten liegende Zähne ist eine Verblendung in der Regelversorgung nicht vorgesehen. Wer das trotzdem wünscht, kann dies natürlich machen lassen, muss dafür aber auch extra bezahlen.

Unfreiwillig Privatpatient

Was viele nicht wissen: Sobald der Patient den Pfad der Kassenversorgung verlässt und eine sogenannte gleichartige aber optisch schönere Versorgung wünscht, darf der Zahnarzt nach der privaten Gebührenordnung abrechnen. Das heißt, er bekommt für ein und dieselbe Leistung mehr Geld. Denn er darf jetzt bis zum 3,5-fachen des einfachen Satzes verlangen. Dasselbe gilt übrigens auch für das Labor. Auch hier wird die Gebühr für Privatpatienten fällig, die deutlich höher liegt, als es die Vereinbarung mit den Kassen vorsieht.

Wer also zum Beispiel die Vollverblendung einer Nicht-Edelmetallkrone wünscht, die die Kasse nicht trägt, zahlt statt rund 180 Euro ohne Bonus, dann satte 480 Euro für eine Krone dazu. Dr. Uwe Niekusch Beratungszahnarzt bei der Patientenberatung der Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit für den Rhein-Neckar-Kreis und Lehrbeauftragter der Universitätsklinik Heidelberg, rät deshalb gerade beim Zahnersatz die Verhältnismäßigkeit der Dinge zu berücksichtigen und betont: "Die Kassenversorgung ist eine gute Versorgung und in vielen Fällen auch durchaus ausreichend."

Gerade wenn man finanziell etwas enger gestrickt ist, sollte man sehr genau überlegen, ob die angebotene Sonderleistung mit Privatabrechnung einem auch wirklich Nutzen bringt. Das gilt vor allem für Lösungen im hinteren Backenzahnbereich. "Beim Auto denkt man ja auch nicht daran den Teil des Auspuffs zu vergolden, der unter dem Wagen liegt," gibt der Experte zu bedenken.

Keine Seitensprünge bei der Wahl des Materials

Bei der Wahl der verwendeten Werkstoffe rät Niekusch vor allem der einmal gewählten Variante treu zu bleiben. "Wichtig ist, nicht zu viele verschiedene Metalle im Mund zu haben. Es kann sonst zu Korrosionen oder sehr schwachen elektrischen Strömen kommen, was in Einzelfällen zu einem unangenehmen Empfinden wie Kribbeln oder einem leicht pappigen Geschmack im Mund führt", erklärt der Beratungszahnarzt.

Die Nicht-Edelmetallvarianten müssen dabei nicht schlechter sein als die Ausführungen in Edelmetall. "Wer zum Beispiel mit Stahl angefangen hat und es gut verträgt, der kann damit durchaus weiter machen", empfiehlt der Experte. Wer allerdings zu Allergien neigt, ist eventuell bei hochgoldhaltigen Legierungen oder Vollkeramik besser aufgehoben. "Gold lässt sich besonders gut verarbeiten und es gibt mit diesem Material sehr viel Erfahrung", erklärt Niekusch. Allerdings gehört Gold nicht zu den Materialien der Regelversorgung und muss daher extra bezahlt werden.

Zahnersatz ohne Metall - Die Luxusvariante Vollkeramik

Optisch besonders schöne Ergebnisse lassen sich mit Vollkeramik erzielen, dem Mercedes unter den Zahnkronen. Ein Unterschied zum natürlichen Zahn ist hier praktisch nicht mehr auszumachen. Das hat natürlich auch seinen Preis. Die Versorgung mit einer Vollkeramikkrone kostet etwa 800 Euro. Anders als die "alte" Jacketkrone, die noch komplett aus Porzellan bestand, sind moderne Keramikkronen mit Werkstoffen, wie Zirkonoxid, wesentlich bruchsicherer geworden. An die Bruchsicherheit von Metallkronen kommen sie allerdings noch nicht ganz heran.

"Bei etwa fünf bis acht Prozent kommt es zu Sprüngen und Absprengungen bei der Verblendung", weiß Niekusch. Man spricht dabei vom sogenannten "Chipping-Effekt". "Das Problem ist hier vor allem, dass - anders als bei einer verblendeten Metallkrone - größere Defekte nicht mehr im Mund repariert werden können", erklärt Niekusch. "Muss die Krone entfernt, bearbeitet und wieder eingesetzt werden, wird das ziemlich teuer". Zahnpresser und -knirscher sollten deshalb lieber nicht auf Vollkeramik-Kronen setzten. Die Gefahr, dass es hier zu größeren Absprengungen kommt, ist relativ groß. Auch im hinteren Backenzahnbereich, wo der Kaudruck besonders hoch ist, ist man in der Regel mit Vollgußkronen besser bedient.

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