Anmelden
Passwort vergessen?

Neu bei torial?

Neu registrieren
Kleingedrucktes
Impressum Hilfe AGB Datenschutz
Kontakt
Newsletter

DE
Deutsch Englisch Französisch
  • Über torial
  • Blog
  • Portfolio
  • Recherche
  • {{{$value}}}

torial

Angelika Wienerroither

Journalistin, Salzburg

Kontakt
Abonnieren
Feed Empfehlen
  • Portfolio
  • Profil
  • Selbstauskunft
2 Abos und 3 Abonnenten
Interview

Geräte reparieren soll so einfach wie einkaufen sein

Mit den Repair Cafés wollte Martine Postma Müll reduzieren. Der Effekt der Initiative geht aber darüber hinaus. Was an Salzburg besonders ist.


In Repair Cafés machen Freiwillige Geräte wieder funktionstüchtig, für die sich eine Reparatur sonst nicht lohnt - es wäre zu teuer. Die 49-jährige Niederländerin Martine Postma hat die Initiative ins Leben gerufen, am Donnerstag ist sie in Salzburg.

Das erste Repair Café organisierten Sie 2009 in Amsterdam. Was haben Sie damals beobachtet?
Postma: Ich hatte keine Ahnung, ob Menschen kommen würden. Aber sie tauchten auf - und ich war überrascht, wie glücklich und dankbar sie waren. Da war ein Funkeln zu spüren. Die Menschen haben sich davor schuldig gefühlt, wenn sie ihre wertvollen, aber nicht mehr funktionierenden Dinge weggeworfen haben. Aber sie hatten keine Alternative. Bis die Repair Cafés starteten.

Was ist das Ziel der Cafés?
Das Ziel ist, Müll zu reduzieren. Aber es ist auch ein sozialer Event: Der alte Nachbar ist eine wertvolle Person. Er zeigt, wie man kaputte Dinge funktionsfähig macht. Meist sind es Ältere, die wissen, wie man Geräte repariert. Es ist entscheidend, dieses Wissen weiterzugeben.

Das Repair Café ist zehn Jahre. Was hat sich verändert?
Den Menschen ist bewusster geworden, dass wir etwas ändern müssen: Wir haben ein ernsthaftes Problem damit, wie wir mit der Erde umgehen, wie wir konsumieren. In Regierungen wird nun über Kreislaufwirtschaft diskutiert. Nachhaltig zu leben ist aber nicht etwas, das nur in der Politik besprochen werden soll: Repair Cafés sind etwas Einfaches, das Menschen tun können. Derzeit gibt es in 35 Ländern insgesamt 2000 Repair Cafés.

Machen die Cafés einen Unterschied?
Die Zahl der reparierten Produkte und die CO2-Einsparung ist klein. Aber die Bewegung hat einen Effekt: Hersteller und Politiker bemerken, dass die Gesellschaft bereit für den Wandel ist. Das hilft, Gesetze und Produktionsmethoden zu ändern. Es zeigt den Herstellern, dass Menschen Geräte wollen, die man reparieren kann.

In Salzburg veranstalten nicht die Bürger, sondern die Stadt Repair Cafés. Ändert das Ihr Konzept?
Ich war überrascht. Denn normalerweise funktioniert dieser Ansatz nicht - zumindest in den Niederlanden. Wenn es von oben kommt, nehmen es die Leute nicht so an. Aber die Stadt Salzburg ist etwas Besonderes und offenbar nah an den Bürgern dran.

Was sollen die kommenden zehn Jahre bringen?
Bis jetzt ist es eine ehrenamtliche Initiative. Künftig sollen reparierte Produkte aber mit neuen konkurrieren können: Um etwas Neues zu kaufen, geht man in ein Geschäft oder lässt es sich liefern. Neues ist überall und immer erhältlich. Reparaturen sollen ebenso einfach für jeden zu bekommen sein - und nicht nur von Freiwilligen angeboten werden. Damit sich die Arbeit aber für Firmen auszahlt, müsste man etwa die Mehrwertsteuer auf reparierte Geräte erlassen.

Was war das Schwierigste, das Sie selbst repariert haben?
Ich habe bei meinem Staubsauger ein neues Rad angebracht: Dafür habe ich eine eigene Konstruktion gebaut. Das Problem ist, dass die Geräte so billig sind: Wenn ich um 20 Euro einen Mixer kaufe, habe ich nicht das Gefühl, dass er wertvoll ist. Viele Leute warten ihre Geräte deshalb nicht, obwohl alles in der Gebrauchsanweisung beschrieben wäre. Es stimmt, dass Produkte früher kaputt werden. Aber das ist nicht immer die Schuld der Hersteller.

Wenn ich etwas repariert habe, fühle ich mich stolz.
Das Gefühl ist wichtig. Es hilft Ihnen, selbstbestimmter zu leben. Dieser Stolz wird Sie motivieren, beim nächsten Mal wieder etwas zu reparieren. Dieses Gefühl macht schlussendlich die Gesellschaft kreativer - und so werden Lösungen für mehr Probleme gefunden.
Zum Original
Original anzeigen

Erstellt am 20.01.2020
Bearbeitet am 28.10.2020

Quelle
https://www.sn.at/salzburg/wirtscha...

Lizenz
Alle Rechte vorbehalten
Alle Rechte vorbehalten

Themen-Tags
klimaschutz umweltschutz umwelt reparieren recycling repair cafes
Dies ist ein öffentliches Journalisten Portfolio von torial.
Weitere Portfolios und Beiträge in den Themen.
torial