Die Uni Salzburg hat als einzige Österreichs eine Beauftragte für Scientists4Future. Warum Lara Leik sich engagiert - und wie sie sich wehrt.
Wenn "Fridays for
Future" für Klimaschutz protestieren, sieht man Schilder mit der
Aufschrift "Hört auf die Wissenschaft". 27.000 Forscherinnen und
Forscher aus dem deutschsprachigen Raum haben das als Ansporn genommen -
und sich zum Netzwerk "Scientists4Future" zusammengeschlossen. Die
Universität Salzburg ist die einzige Hochschule Österreichs, die eine
Beauftragte dafür hat: Lara Leik sieht ihren Job vor allem darin, ein
Bindeglied zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft zu sein. "Ich
bin dankbar, an einer so fortschrittlichen Uni zu arbeiten", sagt die
26-jährige Deutsche. Sie studiert molekulare Biowissenschaften in
Salzburg und Linz.
Als Erstes organisierte Leik eine Woche, in der Vorlesungen Bezug zum
Klimawandel nehmen. Während der "Open Your Course 4 Climate Change" von
25. bis 29. November erörtert etwa Professorin Sabine Fuss, ob man auf
Technologie hoffen soll, die CO2 aus der Atmosphäre entnimmt. Es gibt
Workshops dazu, wie man Kosmetik und Haushaltsprodukte selbst herstellen
kann. In einer wöchentlichen Ringvorlesung spricht zudem jeden Dienstag
ein neuer Dozent zu Umweltthemen - Vorwissen sei keines nötig.
"Jede Fachrichtung hat etwas mit dem Klimawandel zu tun", sagt Leik.
Juristen, die sich mit Hagelversicherungen beschäftigen. Ärzte, die sich
mit Malaria auseinandersetzen müssen - wenn die Mücken bald in Salzburg
heimisch werden sollten. Sie wolle die Menschen aufwecken. "Viele
sitzen zu Hause und denken sich: Was kann ich schon tun?" Sie selbst
habe lange damit gehadert, dass es nichts ändere, wenn sie mit ihrem
Stoffsackerl einkaufen gehe. Sie habe sich als unwichtig empfunden.
Dann hat Leik die "Fridays for Future"-Bewegung in ihren Zweitstudienort
Linz gebracht. Selbst ihre Freunde hatten Zweifel, ob man eine Demo
starten dürfe. Daraufhin hat Lara Leik allein protestiert.
Mittlerweile ist die Bewegung gewachsen. Für ihr Engagement wird sie
gelobt - aber auch beschimpft. Sie höre Sätze wie: "Du bist so ein
hübsches Blondchen - was hast du mit Klimaschutz zu tun?" Sie diskutiert
mit allen Menschen, auch wenn sie persönlich angegriffen wird. "Ich
versuche, das nicht an mich heranzulassen. Die Kritiker haben Angst vor
Verzicht. Davor, dass ihr Lebensraum eingeschränkt wird." Es sei egal,
wie sie aussehe - Leugner des Klimawandels würden sie immer anfeinden.
"Diese Leute haben Existenzängste. Es ist paradox: Sie sollten Angst vor
dem Klimawandel haben, nicht vor Veränderung in ihrem Leben." Leik ist
überzeugt, dass es nichts zu verlieren gebe. Selbst wenn man die Umwelt
unberücksichtigt lasse, könnten die Menschen nur gewinnen, wenn Kleidung
chemiefrei und Lebensmittel regional hergestellt würden. Wer kurze
Strecken radle, tue Gutes für den Körper. Für Leik geht es nicht um
Verzicht, sondern darum, was sie wirklich braucht. "Österreich kann
durch Klimaschutz nur gewinnen."
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