„Als Schwuler wirst du in diesem Land niemals sicher sein, bist du bereit das zu akzeptieren?“ Das waren die Worte seiner Mutter, als sich Deep im Februar 2016 outete. Wenige Tage zuvor war er auf eigene Faust zum Pride March nach Mumbai gefahren. All seine Freunde aus Ahmedabad hatten im letzten Moment abgesagt – zu groß war ihre Angst auf einem Foto oder Video zu landen. Deep war noch nie zuvor in der 20 Millionen-Metropole und sah dort zum ersten Mal stolze Schwule, Lesben und Transgender. Während der Parade wurde ihm eines klar: „Ich kann nicht erwarten, dass die Gesellschaft mich akzeptiert, wenn ich mich selber noch nicht akzeptiert habe.“ Mit diesem Gedanken fuhr er die 530 Kilometer zurück nach Ahmedabad. Die Stadt im Westen des Landes gilt als konservativ, hier schmiedete einst Mahatma Gandhi Pläne für Indiens Unabhängigkeit. Bis heute gibt es keine einzige Schwulen-Bar – und das liegt nicht am allgemeinen Alkoholverbot im Bundesstaat Gujarat. Ein schwules Café gibt es auch nicht. (...)
Zum OriginalAngela Weiß geb. Niggemeyer
Multimedia-Journalistin, Bremen & Austin
Reportage