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Berlin sucht den Sozialstar

Der Name brachte Glück. „005" heißt das Studententeam, nach „007": „Wir wollten wie James Bond mit guter Taktik zum Ziel", sagt Aylin Dobberstein. Das ist gelungen. Gemeinsam mit vier Kommilitonen hat die 20-jährige Studentin der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste bei einem Wettbewerb für Nachwuchs-Werber gewonnen: bei der Premiere des „Bruttosozialpreises", der junge Kreative und soziale Organisationen zusammenbringt.


„Deutschland sucht seine Sozialstars" - unter diesem Motto hatte das Berliner Forum für Sozialmarketing aufgerufen. Im Forum sind Studenten von Unis und Fachhochschulen vereint, die später in Werbeagenturen und im Marketing arbeiten wollen - oder in der Öffentlichkeitsarbeit fürs Sozialwesen. Die Studenten hatten die Wahl zwischen zehn Non-Profit-Organisationen, vom Weltfriedensdienst über das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung bis zur Deutschen Kinderhilfe direkt. Jede Organisation zahlte 500 Euro Unkostenbeitrag. Das Team um Aylin fand die Demenzabteilung der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg am spannendsten, „auch deshalb, weil was Gemeinnütziges erarbeitet werden sollte, was wirklich umgesetzt werden kann". Die erste Begegnung im Heim war aber enttäuschend. „Die waren skeptisch, ob wir das wirklich bringen", sagt die Zehlendorferin. Doch die Studenten legten los, guckten sich um. Toll fand Aylin etwa „diese Kommode mit Kleidung, Spielen und Zeitungen für die Leute, die gern was mit sich herumtragen". Die Mitarbeiter besitzen Zusatzqualifikationen, fanden sie heraus. Wie aber die Vorzüge auf dem umkämpften Markt von Pflegeinrichtungen vermarkten?


Da muss ein „Key Visual" her, also ein graphisches Markenzeichen: zwei Hände mit ineinander gehakten kleinen Fingern. „Damit wollten wir sinnbildlich darstellen, dass die Menschen zwar geführt werden, aber möglichst selbstbestimmt leben." Dazu stellten sie den Slogan „Geborgen in guten Händen". Die Markenzeichen finden sich auf Flyern und Infomappen für Angehörigenberatungsstellen wieder. Außerdem, so der eher konventionelle Tipp, sollten „unsere Auftraggeber die Abteilung im Internet präsentieren, einen Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit ernennen und sich in den Gelben Seiten registrieren lassen". Auch Anzeigen in Seniorenblättern und Demenz-Workshops im Haus seien sinnvoll.


Praxisnah, realistisch, fundiert: Die Kampagne von „005" hat die Jury überzeugt; der Preis besitzt ideellen Wert. Aylin: „Am meisten hat uns gefreut, dass die Leute von der Stiftung doch stolz auf uns waren und bei der Party nach der Siegerehrung mit uns bis in den frühen Morgen gefeiert haben." Dort stießen auch die 2. Sieger an - sie erstellten eine Kampagne für den Lesben- und Schwulenverband in Berlin-Brandenburg. Aylin fand auch die Kampagne für ein weiteres Homosexuellenprojekt namens „Gleich & Gleich" toll: „Mit einem Memoryspiel, auch da geht es ja um gleichartige Pärchen." Das Team, das die „Borneo Orang Utan Foundation" mit Fototaschen als Pressemappen werben lassen will, kam auf den 3. Platz.


Einen Bruttosozialpreis soll es auch 2005 geben. Die Krebshilfe will dabei sein, und vielleicht macht auch der Sponsor Post wieder mit. Für die Studentin und Wettbewerbsmitarbeiterin Andrea Nienhaus war die Aktion obendrein ein ganz persönlicher Erfolg: Eine Organisation hat die Grafikerin prompt engagiert.


Mehr dazu im Internet:

www.forum-sozialmarketing.de

www.seniorenstiftung.org

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