Am Samstag fand in München zum vierten Mal der (Web)fontday statt. Einmal mehr hatten die Organisatoren Boris Kochan, Oliver Linke, Indra Kupferschmid und Tim Ahrens (von links), ein spannendes und qualitativ hochwertiges Programm auf die Beine gestellt.
Die Klammern deuten es schon an, der Titel Webfontday hat sich ein bisschen überlebt. "Webfonts werden plötzlich auch auf dem Desktop eingesetzt, es sind keine Webfonts mehr, sondern einfach Fonts", brachte Indra Kupferschmid, Gestalterin und Professorin für Typografie an der HBKsaar die Sache auf den Punkt. Nichtsdestotrotz ist Schrift in digitalen Medien ein Riesenthema - das war einem spätestens am Ende des langen Tages klar, denn Boris Kochan, Oliver Linke und ihr Team von der Typographischen Gesellschaft München ( tgm) hatten ein umfassendes, vielfältiges Programm zusammengestellt.
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Ein wichtiges Thema griff die Berliner Gestalterin und Mit-Kuratorin der ersten E-Book-Messe Deutschlands Andrea Nienhaus auf: die Gestaltung von E-Books. Populär sei dieser Bereich bei vielen Gestaltern nicht, obwohl er ein spannendes neues Betätigungsfeld für Editorial Designer bieten könne. Dabei hielt sich die Berliner Gestalterin nicht damit auf, über die vielen schlechten E-Books zu lamentieren, sondern machte es selbst besser. "So schwer kann das bisschen Code doch nicht sein", dachte sie sich und behielt recht. Seitdem gestaltet Andrea Nienhaus nicht nur selbst schöne E-Books, sondern konnte den Webfontday-Besuchern auch anschaulich vermitteln, wie man mit InDesign und Sigil fertige ePub-Dateien erzeugt.
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Wie geht es weiter? Einen Webfontday wie bisher wird es künftig nicht mehr geben. Was aber dann? "Es muss möglich sein, die ganze Bandbreite, mit der wir uns beschäftigen, abzubilden, Tipps und Tricks zu liefern und aktuelle Themen wie beispielsweise die E-book Gestaltung aufzugreifen", ist Webfontday-Initiator Boris Kochan überzeugt.
Erhalten muss man unbedingt den besonderen Charakter dieser Veranstaltung. Nirgendwo sonst sind Gestalter und Techniker so dicht beieinander, halten gemeinsam Vorträge (bei denen sie gerne auch mal ein bisschen aufeinander rumhacken) und profitieren vom jeweilig anderen Wissen.
Und uns allen ist klar, dass ohne ein gutes Designer-Coder-Teamwork in Zukunft nicht mehr viel passieren wird.
Zudem hatten alle in diesem Jahr gehaltenen Vorträge hinsichtlich Qualität und Internationalität reichlich genug Potential, um auch auf größeren Veranstaltungen wie etwa der Typo Berlin bestehen zu können. Vielleicht ist es also an der Zeit, dass sich der Webfontday nicht nur einen neuen Namen gibt, sondern auch ein bisschen größer und ein bisschen internationaler wird.
Bislang scheuten potentielle Teilnehmer aus dem Ausland den Weg nach München, weil viele der Vorträge auf Deutsch gehalten wurden. Dieses Mal waren es fünf von vierzehn - ich bin sicher, auch die fünf Redner hätten ohne weiteres auf Englisch vortragen können. Zwei Jahre haben Boris Kochan, Oliver Linke und die tgm nun Zeit, sich etwas einfallen zu lassen - ich bin sicher sie tun es.
Alle Vorträge des (Web)fontday 2014 kann man sich hier anschauen, noch sind allerdings nicht alle online.
Schlagworte: App Design, Design Festival, Kreativbranche, Typografie, Webdesign, Webfonts
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