Vice x Reebok: Kicki ist Künstlerin, Illustratorin und Model. Alleine auf Instagram folgen ihr über hunderttausend Menschen. Um Fame ging es der 24-Jährigen aber nie.
Die Mundwinkel bewegen sich nach oben, rund um die Augen bilden sich kleine Fältchen – und du stellst erleichtert fest, dass der lahme Dad Joke, der dir gerade über die Lippen gerutscht ist, trotz flachem Flug sicher gelandet ist: Dein Gegenüber lächelt. Oft sprechen wir so mit unserer Mimik, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Wenn man auf Instagram in das Gesicht von Kicki Yang Zhang schaut, kann man sogar noch viel mehr als Gefühle ablesen. Denn Kicki nutzt ihr Gesicht als Leinwand für ihre Kunst. Mit ihren Face-Paintings drückt sie ihre deutsch-chinesische Identität aus – das Zuhause, das sie sich selbst geschaffen hat.
Kicki Yang Zhang ist 24 Jahre alt, Künstlerin, Illustratorin, Model – oder, wie sie selbst sagt, Creative. Wie bei vielen jungen Kunstschaffenden hat sich für Kicki durch die Corona-Pandemie so einiges verändert, den Content für ihre über 320.000 Instagram Follower produziert sie aktuell daher vor allem aus der Wohnung in ihrer Wahlheimat Berlin. Hier entstand auch das Face-Painting, für das sich die 24-Jährige von dem neuen Reebok Classic Leather Legacy inspirieren lassen hat. Als Teil der #writeyourlegacy Kampagne gehört Kicki derzeit nämlich zu einer internationalen Gruppe junger Künstler, denen Reebok eine Plattform gibt, um ihre ganz persönlichen Geschichten zu erzählen und sie während der Pandemie zu supporten. Entstanden ist eine spannende Kunstsammlung aus Fotos, Videos, CGI, einem Quilt und, im Fall von Kicki, eine Fotoserie mit einem ihrer einzigartigen Make-up-Looks.
Wir haben uns die Kollabo zum Anlass genommen, um mit Kicki darüber zu sprechen, wie sie eigentlich zum Creative-Dasein gekommen ist, warum es ihr so wichtig ist, ihr eigenes Ding durchzuziehen und welchen Dad Joke sie nicht mehr hören kann.
Im Ruhrpott geboren, aber die ersten Jahre in Shanghai verbracht – Kickis Start in diese Welt hat vielleicht schon den Grundstein für ihre unkonventionelle Lebensweise gelegt, aber der eigentliche Ursprung hinter den Bildern, die wir heute auf ihrem Instagram-Account sehen, ist ein anderer – wenn auch ein schmerzlicher: Nach fünf Jahren Shanghai zog Kickis Familie von der chinesischen Metropole nämlich wieder zurück nach Dortmund. Dort wurde ihr schnell deutlich gemacht, dass sie nicht dem entspricht, was der Durchschnitts-Ruhrpott-Jürgen für "normal" hält. "Ich hatte in der Schule nicht viele Freunde, bin auch eine Zeit lange echt krass gemobbt worden. Wenn man in der Jugend kein wirkliches Sozialleben hat, beginnt man, viele Hobbys zu entwickeln", erzählt Kicki im Interview.
Kicki begann zu malen, schaute YouTube-Videos und kam über Tutorials auch zum ersten Mal in Berührung mit Make-up. Ab da nahm Kunst eine große Rolle in ihrem Leben ein. Lange wollte sie Mangaka, also Manga-Zeichnerin, werden, ihre Mutter und ihr Vater aber hielten von einer kreativen Karriere nicht besonders viel. "Meine Eltern sind Chinesen. Sie sind vergleichsweise zwar nicht mehr so traditionell, aber sie sind schon noch der Überzeugung, dass man studieren muss, um im Leben etwas zu werden." Drei Semester lang studierte Kicki deshalb "Management and Economics". Drei Semester lang war sie deshalb todunglücklich.
Damals flüchtete Kicki sich erneut in eine kreative Parallelwelt und startete ihren YouTube-Kanal – ein Schritt, den sie heute als "Gateway nach Berlin" bezeichnet. Denn bald bemerkte die heute 24-Jährige, dass sie damit genug Geld verdienen konnte, um sich selbst zu finanzieren. Und die Unabhängigkeit von ihren Eltern war für Kicki immer wichtig. "Ich hatte nie den Anspruch, extrem reich oder berühmt zu werden", sagt sie. Stattdessen wollte sie immer ihre Erfahrungen mit anderen Menschen teilen: "Damit sie daraus lernen können, ohne das selbst durchleben zu müssen. Ich möchte irgendwie dazu beitragen, dass diese Welt besser wird. Selbst wenn es sehr klischeemäßig klingt. Das war mein Ziel."
Heute folgen Kicki über 320.000 Menschen auf Instagram, über 132.000 auf YouTube. Ihr Ziel hat sie trotzdem nie aus den Augen verloren: Kicki spricht über Themen wie Rassismus und Mental Health, stellt mit ihren Styles die Geschlechterbinarität infrage und lässt ihre Follower auch an ihren Niederlagen teilhaben. Denn aus ihren Fehlern habe sie, so sagt sie selbst, am meisten gelernt.
Kicki findet, das Leben ist eine Reise, auf der wir herausfinden, wer wir wirklich sind. In der Kunst sieht sie eine Möglichkeit, genau das zu tun. Es ist deshalb nicht überraschend, dass Identität als Thema in der Kunst der 24-Jährigen eine große Rolle spielt. Ihre eigene Identität beschreibt Kicki im Interview scherzhaft als "Best of both worlds". Oft werde sie von der chinesischen Kultur inspiriert, versuche aber immer, eine Brücke zu schlagen zwischen "hier" und "dort". "Ich bin ein Third Culture Kid. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich hier nicht zu hundert Prozent hingehöre, aber in China geht es mir mittlerweile genauso. Ich muss mein Zuhause selbst erschaffen und meine Kultur selbst erfinden. Das beeinflusst alles, was ich mache."
Das eigene Zuhause schaffen, sich nicht von anderen diktieren lassen, wo man vermeintlich hingehört und wo nicht; was man vermeintlich machen darf und was nicht – diesen Ansatz verfolgt Kicki auch für ihr kreatives Schaffen. "Ich gehe manchmal mit meinen Face-Paintings raus", erzählt sie. Die Reaktionen der Menschen reichen von interessierten Blicken bis hin zu nervigen Kommentaren. Sehr oft hört sie Sprüche wie: Bist du beim Karneval? "Ich glaube, die Leute denken auch alle, sie haben diesen Witz erfunden", sagt Kicki lachend. Ans Aufhören denkt die 24-Jährige wegen solcher Kommentare lange nicht: "Was bringt es, nur auf andere Leute zu hören, wenn man am Schluss unglücklich ist? Dann hat man sein Leben ja verpasst."
Als Reebok Kicki nach ihrer Legacy fragte, dachte die 24-Jährige deshalb auch direkt an ihre zukünftigen Kinder und Kindeskinder. Für die wünscht Kicki sich eine Welt, die offener ist, in der es weniger Diskriminierung und mehr Akzeptanz für alternatives Denken und alternative Styles gibt. "Als jemand, der in der Schule gemobbt wurde, denke ich mir: Der Grund dafür war Engstirnigkeit. Ich hoffe, dass ich mit dem, was ich mache, mit ein bisschen verrückt sein, den Leuten zeigen kann: Hey, es gibt auch andere Lebensweisen. Seid offen dafür."
Kicki zeigt, dass das Leben kein Los aus einer großen Trommel ist, dessen Schicksal man einfach akzeptieren muss. Sie zeigt, dass deine Legacy mehr ist als das, was du zurücklässt; dass du dich selbst immer wieder neu entdecken und erfinden kannst. Genau das hat Reebok auch mit dem Classic Leather Legacy getan. Klicke , um herauszufinden, was daraus entstanden ist. #WriteYourLegacy