In seiner Kunst verbindet Indra Frings Organisches mit Anorganischem, Natur mit Fiktion. Wir besuchen den 3D-Designer in seiner Wohnung und gewinnen einen tieferen Einblick in seine Welt.
Man muss sich in Indras Zimmer nicht lange umsehen, um auf Parallelen zu seiner Kunstform zu stoßen. Über dem Schreibtisch etwa hängt ein Bild der Anime-Serie "Neon Genesis Evangelion", schräg darunter steht ein Mikrofon und auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes genießen einige Pflanzen die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fallen. Gerade erst hat der 3D-Künstler seine zwischenzeitlich fünfzig Pflanzen umfassende Sammlung um eine Speisepilze-Zucht erweitert. Gleichzeitig arbeitet Indra aktuell auch digital daran, ein pilzartiges Lebewesen in einer Simulation zum Leben zu erwecken. Kein Zufall, wie er selbst erzählt: "Ich versuche Inspiration aus Organismen zu schöpfen. Ausgangspunkt meiner Kunst ist oft etwas Organisches mit etwas Anorganischem zu verbinden."
Dass Indra heute 3D-Künstler ist, sei ursprünglich dann aber doch seinem Interesse für "Nerd-Stuff" geschuldet, wie er selbst scherzhaft sagt: Science-Fiction wie der Serie "The Expanse", Manga und Anime wie "Tokyo Ghoul" oder "Jujutsu Kaisen". Erst vor knapp einem Jahr lenkte das Buch "Unruhig bleiben" der US-amerikanischen Biologin und Wissenschaftsphilosophin Donna J. Haraway Indras Aufmerksamkeit auf die Natur: "In dem Buch stellt sie die These auf, dass wir uns nicht in einer Evolution entwickelt haben, sondern in einer Koevolution, dass wir uns also miteinander entwickelt haben. Menschen wie heute würde es zum Beispiel nicht geben, wenn die Bakterien in unserem Magen nicht so leben würden, wie sie es tun."
Inspiriert von Haraways Buch und 3D-Vorbildern wie Harriet Davey oder XVNI entstand das Projekt, auf das der Künstler heute besonders stolz ist: Indra studiert "Visuelle Kommunikation" an der Berliner Universität der Künste, für das Hauptprojekt des letzten Semesters entwarf er eine 3D-Tempelrobe, getragen von einem futuristischen Mischwesen, präsentiert in einem abstrakten Kurzfilm: "Future Fabrics - TempleGown". Die Hintergrundgeschichte, die er selbst geschrieben hat, erklärt der Künstler so: "Es geht um eine Gesellschaft in der Zukunft, in der Gene von Tieren in das Erbgut von Menschen eingebaut werden können und dadurch eine Art Klassengesellschaft entsteht, die von einer technoid-religiösen Sekte angeführt wird. Die Tempelrobe habe ich für einen Mönch aus dieser religiösen Sekte entworfen und an diese Figur, die ganz klar tierische Gene hat, etwa Hasenohren und einen lang gestreckten Körper, angepasst."
Zwischen Kunststudium, Rap und Toilettenputzen im Berghain
"Mit 3D ist man frei, kann Comic-hafte, realistische oder komplett abstrakte Sachen machen und mit verschiedensten Farben und Formen arbeiten, seiner Fantasie freien Lauf lassen", erzählt Indra. Als fantastisches Ventil dient ihm neben 3D-Design aber auch noch etwas anderes: Rap. Seiner zweiten Leidenschaft geht der Wahlberliner dann nicht als Indra, sondern als Soma Flaco nach. Den ersten Track veröffentlichte er mit 16 Jahren, kreierte gleichzeitig mit Photoshop-Skills aus YouTube-Tutorials Cover-Art für die Musik seiner Freunde. Eine Ausbildung zum Mediengestalter und einen Umzug von Mönchengladbach nach Berlin später stand zwischen Indra und dem Kunststudium nur noch die Aufnahmeprüfung an der Universität der Künste der Hauptstadt.
Zur Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung macht Indra in Berlin ein Jahr lang einen Mappenkurs und jobbt nebenbei in verschiedensten Bereichen: "Ich habe Toiletten im Berghain geputzt, in Restaurants gearbeitet, Festivals aufgebaut – alles, Hauptsache kein Büro". Im zweiten Anlauf klappt es schließlich mit der Zulassung zum Studium, seitdem hat sich Indra ein ziemlich breites Portfolio zugelegt, von 3D-Renderings über Grafikdesign bis hin zu Musikvideos und Logoanimationen. Dass er seine Kunst oft an Science-Fiction und Fiktion im Allgemeinen anlehnt, hat auch ein bisschen etwas mit Realitätsflucht zu tun, gibt Indra zu. "Ich habe mich schon früh sehr viel mit Politik und Weltgeschehen auseinandergesetzt und irgendwann braucht man einen Ausgleich. Den habe ich in Fantasie gefunden."
Indras Wohnung ist auch Arbeitsplatz, Studio und Hörsaal
Aktuell verbringt Indra die meiste Zeit des Tages zu Hause am Rechner. Wegen der Coronapandemie sind Indras eigene Vier-Wände heute nämlich Wohnung, Arbeitsplatz, Studio und Hörsaal in einem. "Ich fange meistens um 9.30 Uhr an zu arbeiten oder habe um 10 Uhr Uni. Abends arbeite ich dann noch an eigenen Projekten." Ob ihm das nicht zu viel wird? Manchmal schon. "Mir fehlt außerdem der Austausch, den ich mit anderen Studierenden habe, in der Pause chillen und reden. Dass diese Art von Feedback so wichtig für meine Arbeit ist, war mir vorher nie so bewusst." Wenn Fantasie als Flucht aus der Realität dann nicht mehr reicht, spaziert Indra nach draußen auf die Straßen der Hauptstadt, in die Parks oder über die Stadtgrenzen hinaus.
Düstere Gedanken, die sich dadurch nicht vertreiben lassen, verarbeitet der Wahlberliner in seiner Musik. "Meistens fange ich mit dem Beat an. Gleichzeitig schreibe ich und nehme die erste Version hier in meinem Zimmer auf. Danach gehe ich zu einem Kollegen, der ein Studio hat, um alles noch einmal sauber aufzunehmen." Ob er das ganze Musikding so ernst nehme, wisse er aber noch nicht. Aktuell sehe er seine Zukunft im Bereich 3D-Design. "Ich habe das Studium eigentlich angefangen, weil ich mit einem Freund eine kleine Agentur, ein eigenes Studio ins Leben rufen wollte. Der Freund studiert jetzt aber irgendwas mit Politik. Einen richtigen Plan habe ich noch nicht. Ich denke meistens höchstens ein Jahr voraus, das ist so das Maximum", sagt Indra.
Manchmal ist einfach loslegen ohnehin besser als jeder noch so ausgeklügelte Plan. Das findet auch Dell, die mit ihrer Youniverse-Kampagne und dem neuen XPS 13 alle dazu aufrufen, sich frei und individuell auszudrücken. Also, worauf wartest du noch? Nimm dir Indra zum Vorbild und hebe deine Ideen aufs nächste Level. Get into your Youniverse!