Alisa Sonntag

Freie Journalistin und Fotografin, Leipzig

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Mittelmeer - Die Sichtbarkeit des Sterbens

„Nachdem wir bei dem ersten Holzboot ankamen, preschten plötzlich Schnellbotte der libyschen Küstenwache heran. Die Männer hatten Waffen. Einer von ihnen ist auf das Boot gesprungen", erzählt Cédric Fettouche. Dann sei die Situation eskaliert.


Die Libyer hätten in die Luft geschossen und versucht, den Motor des Holzbootes zu starten. Das habe eine Kettenreaktion ausgelöst. „Die Menschen haben Panik bekommen. 40, 50 Personen sind ins Wasser gesprungen." Nachdem die libysche Küstenwache sich zurückgezogen habe, habe die Rettung noch mehrere Stunden gedauert.


Schon währenddessen ging bei der Alan Kurdi der nächste Notruf ein: Ein Holzboot mit 82 Personen, darunter Kinder, in Seenot. Der italienische Offshore-Versorger Asso Ventinove hatte das Boot mehrere Stunden vor der Alan Kurdi erreicht. Doch das Schiff weigerte sich, die Menschen zu retten. Es müsse sich für einen möglichen Notfall auf den Bohrinseln bereit halten. Also rettete die Alan Kurdi erneut.


Am Mittag des 6. April hatte die Alan Kurdi dann 150 Gerettete und 17 Crew-Mitglieder an Bord. 12 Tage lang sollte das so bleiben. [...]


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