Noch nie in meinem Leben habe ich Chemnitz so voll gesehen. Nicht mal zu jenem berühmt-berüchtigten Stadtfest, das für mich als Jugendliche früher alljährlich ein Pflichttermin war. Ursprünglich bin ich aus der Nähe von Chemnitz, doch wie die meisten bin ich weggezogen. Heute wohne ich in Leipzig.
Als ich in den Zug von dort aus nach Chemnitz steige, ist er schon so voll, dass die Fenster von innen beschlagen. 5.000 Menschen stehen Rücken an Rücken, Arm an Arm in den alten Zügen, in denen die Waggons noch einzelne Kabinen haben. In Leipzig mussten mindestens hundert Menschen am Gleis stehen bleiben – sie passen einfach nicht mehr in den Zug. Ich habe mich vorgedrängt. Jetzt stehe ich zwischen Plattenbauten und Innenstadt und etwa 65.000 anderen Menschen. Mitten in Chemnitz.