In der täglichen Andacht in der
Wärmestube der Diakonie in Halle kann Ute das Vaterunser aus dem Kopf
aufsagen. Sie singt "Macht hoch die Tür, die Tore weit" mit, ohne ein
einziges Mal zu stocken. Aber eigentlich wäre Ute jetzt lieber woanders.
In Leipzig, in einer eigenen Wohnung. Doch Ute wohnt im Haus der
Wohnhilfe in Halle, gemeinsam mit vielen anderen Frauen und Männern. Ute
ist wohnungslos.
Die 57-Jährige heißt im realen Leben anders. Ihren echten Namen und ihr
Bild will sie hier aber nicht veröffentlicht sehen. Sie ist gelernte
Krankenschwester und hat seit mehr als sechs Monaten keine eigene
Wohnung mehr. Ursprünglich aus Sachsen-Anhalt, zog die Frau 2016 nach
Berlin, zu ihrem damaligen Freund. "Eigentlich", sagt sie, "mochte ich
Berlin noch nie. Aber wenn man die rosarote Brille aufhat, sieht eben
alles besser aus."