Es ist ein Lebensmoment, den ich sicher nie vergesse - als ich neben der ehemaligen irischen Präsidentin Mary McAleese auf dem Podium einer Pressekonferenz saß. Letzte Woche in Rom waren wir beide Sprecherinnen auf einer Konferenz zum Weltfrauentag. Ohne Umschweife nannte sie die katholische Kirche ein "Imperium der Misogynie", ihre Forderungen an den Vatikan brachte sie sehr bildhaft auf den Punkt: "Wir wollen dabei sein, wenn die Wurst gemacht wird!" Auch ihre Rede, die sie bei dem von der Initiative "Voices of Faith" organisierten internationalen Kongress hielt, war theologisch, rhetorisch und inhaltlich brillant. Aus McAleese sprach die jahrzehntelange Erfahrung als Frau und als weibliches Staatsoberhaupt mit der Kirche. Ich dagegen kann mit meinen 27 Jahren vermutlich erst auf zehn Jahre reflektiertes Katholischsein zurückblicken und bin deshalb an manchen Punkten deutlich gnädiger in meiner Kritik.
Immer wieder fragte ich mich in diesen Diskussionen, wie ich wohl in 40 Jahren über die Kirche sprechen würde, wenn sich bis dahin für Frauen, generell Laien, nichts verändert haben sollte. Natürlich würde auch ich mir wünschen, dass endlich darüber gesprochen wird, warum im Apostolischen Palast zwar großflächige Gemälde hängen, auf denen Katharina von Siena den Papst berät, heute eine Frau in einer solchen Position aber undenkbar ist. Was, wenn das in den nächsten Jahrzehnten weiter ausbleibt? Auch ich leide daran, dass Frauen in der katholischen Kirche häufig nicht ernst genommen werden und dass die wichtigsten und sichtbaren Leitungspositionen immer noch an die Weihe gebunden sind. Viele junge Frauen in meinem Umfeld fühlen sich vom männlichen Gesicht der Institution abgestoßen und wagen auch deshalb keine (Wieder-)Annäherung.
Gerade weil ich so viel Positives erfahren habe, schmerzt mich das. Denn ich fühle mich trotz aller Schwierigkeiten in der Kirche zu Hause. Dass in ihr und den Sakramenten Gottes Liebe und Gnade wirkt, habe ich selbst erfahren. Es hat mein Leben verändert. Für mich wiegt das so schwer, dass ich bleibe und glücklich in meinem Glauben bin.
In Rom diskutierte ich deshalb in Gesprächen viel über Kirchenbilder. Denn die Kirche gilt auch als Ursakrament, als Leib Christi, als Mutter. Es ist eine andere Realität als eine bloße Institution, die sich allein menschlichen Regeln verdankt. Das macht es so schwierig, wenn in puncto Veränderungen immer nur politisch und funktional gedacht wird. Das Mysterium scheint offenbar zu mysteriös geworden zu sein. Wenn ich mit den anderen jungen Frauen darüber redete, sah ich große Fragezeichen in den Augen. Die Kirche eine Frau? Das konnten sie nicht glauben. Dann entdeckten wir beim Besuch des Apostolischen Palasts eine große weibliche Darstellung mit Tiara - im Herzen des Vatikans! "Wenn die Kirche also wirklich eine Frau ist - warum sind dann heute sonst nur Männer hier?", sagte eine junge Katholikin genervt. Ich teile ihren Frust, doch die Gemälde zeigten mir auch: Veränderung muss nicht zwangsläufig Radikalität bedeuten. Manchmal reicht es schon, sich dem ursprünglichen Ideal wieder anzunähern. Die Frage ist nur, wie lange das wohl noch dauert. Das weibliche Potenzial ist längst da.